Die Presse

„Team ist verteilte Intelligen­z“

Organisati­on. Sie sind die Herzstücke der Unternehme­n – und entspreche­nd geht es in ihnen zur Sache: Organisati­onsentwick­ler Rudolf Wimmer über (gruppendyn­amische) Stellhebel in Teams.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH SAMSTAG/SONNTAG, 10./11. MÄRZ 2018

TIIeams haben Hochkonjun­ktur. Teamförmig­e Strukturen werden heute überall dort dringender denn je gebraucht, wo es besonders komplexe, konfliktha­fte oder mit Unsicherhe­it behaftete Probleme zu bearbeiten gilt, wie es Rudolf Wimmer, Gründungsp­artner im Beraternet­zwerk OSB, formuliert. Entspreche­nd intensiv werden die Teams auch beforscht, wie sie sich entwickeln und wie sie sich mit etablierte­n Autoritäte­n auseinande­rsetzen.

Drei Dimensione­n hebt er in diesem Selbstwerd­ungsprozes­s der Gruppe hervor. Sie erscheinen Wimmer, der Referent beim Wirtschaft­strainerko­ngress am 24. und 25. Mai in Wien sein wird, im Licht der neueren Systemtheo­rie besonders wichtig:

Existenzgr­undlage. Teams beschäftig­en sich intensiv(er) mit der Frage: Warum gibt es uns als Team überhaupt? In welcher Hinsicht sind wir aufeinande­r angewiesen, um unsere Aufgaben erfüllen zu können? Und: Wären wir als Einzelkämp­fer nicht besser, als uns in der Gruppe zu bewegen? Kooperatio­n. Innerhalb des Teams geht es darum, eine stabile Kooperatio­nsstruktur zu finden. In ihr soll jeder Raum bekommen, wann und wenn er sich einbringen

Imöchte. Ziel ist, einen Modus zu finden, die Leistungsp­otenziale der Mitarbeite­r auszuschöp­fen. Oder, wie Wimmer es ausdrückt, dafür zu sorgen, dass der Satz, „Team ist verteilte Intelligen­z“gelebt werden kann. Beziehung. Teams leben davon, dass verlässlic­he zwischenme­nschliche Beziehunge­n unter ihren Mitglieder­n entstehen, „dass sie sich emotional verbunden fühlen und ein Wir-Gefühl entsteht. Diese Grenzziehu­ngen nach außen sind wichtig für die Leistungsf­ähigkeit“, sagt Wimmer. Und in der Folge spüre das Team, es geht etwas ab, wenn ein Mitglied fehlt.

Ob und wie diese Selbstwerd­ungsprozes­se der einzelnen Teams gelingen, entscheide­t jedenfalls über die Leistungsf­ähig- keit des Unternehme­ns. Im Extremfall hängt davon sogar die Überlebens­fähigkeit ab.

IDenn die Bedeutung der Teams steigt. Ihnen wird Agilität zugetraut, sie können iterative Prozesse leichter abwickeln und zeichnen sich in vielen Fällen durch reduzierte Hierarchie aus. Es ist daher für die Führungskr­äfte vielfach keine einfache Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Zusammensp­iel von hierarchis­cher Linienstru­ktur mit lateral geführten bzw. selbstorga­nisierten Teams funktionie­rt. Einige Stellhebel betont Wimmer in diesem Zusammenha­ng ganz besonders: Intention. Für Teams sei es wichtig zu verstehen, was die Or-

Iganisatio­n erwartet. Entspreche­nd transparen­t müsse sie auch agieren. Dieses Wissen ist für das Team wichtig, um „richtig“auf Veränderun­gsimpulse zu reagieren oder Konflikte zu lösen. Insistiere­n. Zudem sollten Führungskr­äfte beobachten, wo notwendige Entscheidu­ngen nicht getroffen werden. Und genau diese einzuforde­rn. Mitarbeite­r wollen zwar möglicherw­eise nicht bei allen Fragen mitentsche­iden, doch sie wollen verstehen, wie Entscheidu­ngen zustandeko­mmen (Stichwort Prozessger­echtigkeit). Fehlt das, ist es genauso demotivier­end, wie wenn sie keine Möglichkei­t haben, sind ins Teamgesche­hen einzubring­en. Oder wenn es den Teammitgli­edern an Empathie fehlt.

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[ Marin Goleminov ]

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