Aus dem Blickwinkel der Nutzer
Design Thinking. Anwenderorientierung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein kreatives Umfeld sind Merkmale eines Denkansatzes, der in unterschiedlichsten Studien von Technik bis Betriebswirtschaftslehre zum Einsatz kommt.
Wie setzt ein Logistikunternehmen seine Prozesse auf, wenn die Zufriedenheit des Endkunden das ausschlaggebende Kriterium sein soll? Wie könnte in einer ländlichen Region die gemeinsame Nutzung von E-Mobilität und weiteren Mobilitätsformen gestaltet werden? Wie kann in einer Spitalsabteilung mehr Patientenakzeptanz erreicht werden?
Kreative Lösungen für Fragen wie diese sind Fälle für Design Thinking. Hinter dem modisch klingenden Schlagwort verbirgt sich ein Denkansatz, der an Prinzipien von Designern angelehnt ist, die sich in ihrer Arbeit an den Bedürfnissen des Endverbrauchers orientieren.
Der von US-Informatikern entwickelte und in Europa von Potsdam aus weiterverbreitete Ansatz des Design Thinking wird auch in Österreich inzwischen an etlichen Universitäten und Hochschulen gelehrt, vor allem in betriebswirtschaftlichen oder Innovationsstudiengängen, aber auch beispielsweise in Technikstudien. Als ideale Form, um das Designerdenken im Team und in lockerer Atmosphäre zu trainieren, werden immer wieder sogenannte Challenges veranstaltet.
Ende Februar fand beispielsweise in Klagenfurt die Clean Energy Design Thinking Challenge 2.0 statt, die an der Alpen-Adria-Universität (AAU) bereits zum zweiten Mal veranstaltet wurde. Einige Tage lang entwickelten Studierendenteams zusammen mit Unternehmenspartnern innovative Ideen, die von einer Fachjury bewertet und prämiert wurden. Die Challenge richtete sich an alle Studierenden aller Studienrichtungen an Universitäten und Fachhochschulen in Österreich und im angrenzenden Ausland. Design Thinking werde an der AAU etwa im Studienzweig Energie- und Umweltmanagement des Masterstudiums Angewandte Betriebswirtschaft eingesetzt, sagt Nina Hampl, Universitätsprofessorin für Nachhaltiges Energiemanagement und Organisatorin des Wettbewerbs. Abgesehen von ihrem Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement sei auch am Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung Design Thinking beispielsweise in Busi- nessplan- oder Kreativitätskursen integriert. Nicht nur als Lehrveranstaltung, sondern auch als eigene Managementstudienrichtung wird Design Thinking an der New Design University betrieben.
Die St. Pöltener Privatuniversität entwickelte mit Management by Design ein neuartiges Betriebswirtschaftsstudium und startete diesen Bachelorstudiengang erstmals vergangenen Herbst. Design wird dabei als Denk- und Handlungsweise, als Strategie zur Problemlösung, verstanden. „Wir wollen Führungskräfte für die Zukunft ausbilden, die Design als universell einsetzbares Gestaltungsinstrument kennenlernen und verstehen“, sagt der zuständige Programmleiter, Christoph Wecht. Design Thinking sei in diesem Sinn mehr als eine weitere Kreativitätsmethode. „Es ist eine Herangehensweise, die immer komplexeren und oft widersprüchlichen Problemstellungen in der globalisierten Wirtschaft zu lösen. Die so ausgebildeten Absolventen sind fit für eine immer weniger kalkulierbare Wirklichkeit und können in jeder Art von Unternehmen neue Impulse setzen.“
Als neuer Weg, um Lösungen für komplexe Probleme zu finden, wird Design Thinking auch in Disziplinen eingesetzt, in denen man es nicht unbedingt erwartet. So sind etwa am Masterstudiengang Supply-Chain-Management der Fachhochschule Oberösterreich am Standort Wels sowohl ein Lehrbeauftragter für Design Thinking als auch eine Professur für Innovation und Design Thinking eingerichtet. Gerade in der Logistik warte die Industrie noch auf den „digital disruptor“, sagt Oliver Kempkens, Lehrbeauftragter für Design Thinking. „Wir wollen mit dem menschenzentrierten Ansatz im Design Thinking einen Beitrag für
wurde in den 1990erJahren von US-Informatikern begründet und in Europa vor allem durch den früheren Vorstandsvorsitzenden des Softwarekonzerns SAP gefördert. Auf ihn ist die Gründung des HassoPlattner-Instituts (HPI) in Potsdam zurückzuführen, das die Erforschung dieses Ansatzes mit einem finanziell
Wenig erstaunlich, dass auch im „österreichischen Silicon Valley“Hagenberg ein innovativer Ansatz wie Design Thinking Anwendung findet, zum Beispiel im Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien der FH Oberösterreich. „Eine wesentliche Voraussetzung, um mit Design Thinking komplexe Probleme kreativ und strukturiert lösen zu können, bilden interdisziplinäre Teams“, sagt Studiengangsleiter Josef Altmann. Das besagte Studium biete eine solche interdisziplinäre Ausbildung im Bereich der neuen Medien. Design Thinking nehme daher in dieser Ausbildung eine wichtige Rolle ein und werde unter anderem seit 2016 in fakultätsübergreifenden Design Thinking Challenges praktisch angewandt. Dabei treten interdisziplinären Teams aus den Bereichen Informatik, Wirtschaft und Technik in der Tabakfabrik Linz gegeneinander an.