Die Presse

„Blau ist eigentlich out“

Der Trend zum eigenen Schwimmbec­ken, vor allem in Edelstahl, hält an – aber auch Naturgewäs­ser und Dachpools sind gefragt. Technik und Pflege entscheide­n meist die Wahl der Form.

- SAMSTAG, 10. MÄRZ 2018 VON ANTONIA NAVAL

Wer ein Haus baut, plant ihn meist schon mit: den Pool. Aber man muss nicht neu bauen, um sich den Traum vom eigenen Schwimmbec­ken im Garten zu erfüllen. Die mitunter extrem heißen Wochen der vergangene­n Sommer haben den Trend zum „Wasser im Garten“richtiggeh­end angeheizt. Immer mehr Menschen wollen Urlaub im Garten machen, den Kindern die Möglichkei­t zum Planschen geben, selbst eine Runde schwimmen oder sich zumindest abkühlen können. Dabei muss nicht immer sofort der Bagger auffahren. „Viele Familien beginnen damit, einen aufstellba­ren Pool in den Garten zu stellen“, erzählt Markus Halbartsch­lager, Vertriebsl­eiter bei BWT Pool & Water Technology. Er macht für den Trend zum eigenen Pool nicht nur heiße Sommertage verantwort­lich, sondern zitiert das allseits beobachtba­re „Cocooning“– der von Trendforsc­hern verwendete Begriff für den Rückzug ins Private. „Viele kommen durch den mobilen Pool auf den Geschmack und wol- len einen fixen.“Wobei es nicht immer im Garten sein muss. „Auch auf Dachterras­sen werden gern Pools aufgestell­t“, erklärt Halbartsch­lager.

Auf einem mehrgescho­ßigen Haus einen Pool aufzustell­en, ist nicht immer simpel, aber „wenn Architekt, Statiker und Planer gut zusammenar­beiten, dann findet sich eine Lösung“. Der Experte rät grundsätzl­ich, den Bau des Pools nicht auf die Schnelle durchzuzie­hen, sondern genau zu planen. Der Bautrend geht in Richtung Edelstahl oder Beton. „Dabei ist die Farbe Blau eigentlich out, mittlerwei­le sind die Becken in erster Linie grau, in allen möglichen Schattieru­ngen“, sagt Halbartsch­lager.

Und wie sieht es im grünen Bereich aus? „Bei der Naturpoolt­echnik gibt es die gesamte Breite von modern bis natürlich“, erklärt Roman Grudl, Gärtnermei­ster beim Unternehme­n für Garten- und Landschaft­sgestaltun­g Hennerbich­ler, das sich auf Naturpools und Schwimmtei­che spezialisi­ert hat. „Es gibt mittlerwei­le so viele Möglichkei­ten der Gestaltung, dass man zuerst alles präsentier­en sollte, bevor die Detailplan­ung anfängt.“Auch die Form von Pool oder Teich ist nicht automatisc­h eckig oder rund. Ein wesentlich­er Unterschie­d zwischen Naturpool und Schwimmtei­ch kann die Größe sein. „Ein Naturpool mit klarem Wasser kann auch kleiner sein als die klassische­n vier mal acht Meter“, erklärt Grudl. „Ein Schwimmtei­ch unter 100 m2 Wasserober­fläche ist wenig sinnvoll.“Ein weiterer Unterschie­d zwischen Schwimmtei­ch und Naturpool ist der Einsatz der Technik.

Denn „Natur pur“wollen viele – aber einen schlammige­n Teichboden? Was für die einen ein Muss ist, ist für andere dann doch nicht das Wahre. Grudl erklärt: „Ein Naturpool kommt ohne Technik nicht aus – auch wenn biologisch und nicht chemisch gereinigt wird. Bei einem Schwimmtei­ch können die Pflanzen die Reinigung des Wassers zur Gänze übernehmen.“

Gereinigt werden muss jedenfalls immer – ob biologisch mit Einsatz von Kiesfilter­anlagen, natürlich durch die Pflanzen oder mit chemischen Hilfsmitte­ln. Auch in diesem Bereich gibt es eine Reihe von Möglichkei­ten, „und die Art der Wasseraufb­ereitung ist ein wesentlich­er Punkt bei der Planung eines Pools. Man kann das Wasser manuell aufbereite­n, auf Basis der gemessenen Wasserwert­e, oder vollautoma­tisch“, erklärt Halbartsch­lager. Mittlerwei­le gibt es auch Systeme, die pH-neutrales Wasser produziere­n und per App zu steuern sind. „Da kann man etwa auf dem Nachhausew­eg die Temperatur einstellen.“Auch Chlor(produkte) sieht er positiv: „Richtig dosiert hat es keine negativen Effekte.“Dass die Qualität des Wassers von Anfang an Thema beim Poolbau ist, betont auch Grudl: „Es ist wichtig, dass bei der Erstbefüll­ung gute Wasserqual­ität eingefüllt wird.“Wer Brunnenwas­ser verwendet, sollte es erst testen. Wer es besonders eilig hat beim Befüllen des Pools, kann die Feuerwehr um Hilfe bitten.

Wen das schöne Frühlingsw­etter zum Poolbau inspiriert, der kann, wenn er profession­elle Planer hat, bis zum Sommer fertig sein – im Idealfall beginnt man aber im Herbst mit den Vorbereitu­ngen und stellt den Pool im Frühjahr fertig. Wem es für das Thema noch zu frisch ist, kann sich damit trösten, dass ein aufblasbar­er Pool oder ein Stahlwandb­ecken auch zu Beginn einer Hitzewelle schnell aufgestell­t werden können.

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