Warum Heizen mit Strom populärer wird
Rund 18.000 Luftwärmepumpen pro Jahr werden in Österreich neu installiert. Vor allem für den städtischen Raum werden Stromheizungen zunehmend zu einer Option, sagen Experten.
Die Kältewelle Ende Februar ließ uns spüren, wie wichtig eine funktionierende Heizung ist. Mehr als ein Viertel der Österreicher besitzt laut Statistik Austria einen Fernwärmeanschluss, ein knappes weiteres Viertel sorgt mit Gas für Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden. Das werde sich in naher Zukunft jedoch ändern, sagen die Experten voraus.
Das Entstehen von großvolumigen Bauten in den rasant wachsenden Städten werde zwar – so Susanne Formanek von der Österreichischen Energieagentur, zugleich Präsidentin des Instituts für Baubiologie und Bauökonomie – dafür sorgen, dass vor allem in den Ballungszentren die Fernwärme die vorherrschende Heiztechnologie bleibt. „Als weitere Option sind aber vor allem alle Arten von Stromheizungen zu erwähnen“, sagt Georg Benke von der E7 Energie Markt Analyse GmbH in Wien. Einer der Gründe: Schon jetzt dürfen öffentliche Gebäude, ab übernächstem Jahr auch Privathäuser, nur noch in Niedrigstenergiebauweise errichtet werden. Und rund 40 Prozent der Energie, die ein Haus benötigt, werden fürs Heizen aufgewendet. „Bei Neubauten haben Wohnungen ohnehin bereits jetzt einen Heizwärmebedarf von rund fünf kW, da kommen klassische Heizkessel nicht mehr mit, Wärmepumpen jedoch schon.“
Holz- oder Pelletsöfen übrigens auch, doch sind diese aufgrund ih- rer Emissionen für den städtischen Raum unerwünscht. In ländlichen Gebieten, wo zudem Einfamilienhäuser überwiegen, werden solche Öfen aber auch künftig eine große Rolle spielen, sagt Benke voraus.
Derzeit werden österreichweit rund 18.000 Luftwärmepumpen pro Jahr neu installiert. Ihr Problem: Je kälter es draußen ist, desto ineffizienter arbeiten sie. Während der jüngsten Kältewelle verbrauchten diese Anlagen bis zu vier Prozent des täglichen Strombedarfs in Österreich, obwohl sie bei den Heizformen einen Anteil von nur rund einem Prozent haben. Für den Einzelnen lohne es sich wegen des ge- ringen Heizwärmebedarfs, trotzdem auf Stromheizungen zu setzen, argumentiert Benke. „Strom wird es – vor allem durch den Ausbau der Windenergie – vermutlich genug geben, die Stromheizungen sollten aber vor allem dem urbanen Bereich vorbehalten sein.“
Allerdings: Strom wird nicht immer genau dann produziert, wenn er zum Heizen benötigt wird, weshalb sich Benke sogar die Verpflichtung zum Einsatz von Wärmespeichersystemen vorstellen kann. Und: „Derzeit wird der zusätzliche Strombedarf für das elektrische Heizen vor allem mit fossiler Energie gedeckt. Ich sehe deshalb derzeit keinen Vorteil hinsichtlich der Treibhausgase bei einer Luftwärmepumpe gegenüber Gasheizungen.“
„Voraussetzung für einen derart geringem Heizwärmebedarf ist eine gute Dämmung“, gibt Susanne Formanek zu bedenken. Ökologische Dämmsysteme, wie Holzfaser oder Stroh, seien aufgrund fortschreitender Technologien zunehmend effizient. Doch die perfekte Dämmung der meisten Neubauten hat einen Nachteil: Es ist kaum möglich, einen tagsüber aufgeheizten Raum am Abend zum Schlafen binnen kurzer Zeit abzukühlen – außer man öffnet das Fenster und „vernichtet“dabei Heizenergie.
Ein weiteres Problem neuer Wohntrends: Badezimmer gelten als Wohlfühloasen, werden großzügiger geplant und intensiver genutzt – und das erhöht den Warmwasserbedarf. „Die Warmwasseraufbereitung benötigt einen Speicher oder eine Heizleistung von zumindest 20 kW“, sagt Benke. „Wir brauchen allein dafür mehr Leistung des Heizsystems als für die Schaffung von Raumwärme.“
Schafft es die Heizanlage – etwa aufgrund mangelhafter Dämmung oder eines erhöhten Wärmebedarfs – nicht, die optimale Wohlfühltemperatur zu erzielen, können Zusatzheizungen zum Einsatz kommen. „Feuerstellen mit Kamin, beispielsweise Kachelöfen, erfreuen sich wieder zunehmender Beliebtheit, weil sie zugleich Designobjekt sind“, beobachtet Geschäftsführer Hermann Obermair vom Hersteller RohrKamin in Oberösterreich. Ein Schwachpunkt sei allerdings die Wärmeverteilung im Haus. „Der Ofen sollte daher zentral stehen, was aber nicht immer möglich ist.“
Worin sich die Experten einig sind, ist die Notwendigkeit zur weitgehenden Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Erdgas. Formanek denkt an die Forcierung von Biogas, „das kann man eins zu eins in den bestehenden Gasheizungssystemen übernehmen“.
Sorgen bereitet den Fachleuten der Gebäudealtbestand – dazu zählen rund 60 Prozent aller Wohnhäuser in Österreich. Vorgesehen ist auf Vorschlag der EU, dass drei Prozent der Gebäude jährlich saniert werden, um Heizenergie zu sparen und weniger Schadstoffe freizusetzen. „Tatsächlich liegen wir in Österreich jedoch bei 0,8 Prozent“, sagt Susanne Formanek. Hier gelte es, durch Förderungen Sanierungsanreize zu schaffen.
Rund 40 Prozent der Energie, die ein Haus benötigt, entfallen auf das Heizen. Durch den Trend, das Badezimmer als Wohlfühloase intensiver zu nützen, wird auch die Warmwasserbereitung zunehmend zum Energiefresser.
In Städten wird laut Experten Fernwärme die vorherrschende Heiztechnik werden, der Anteil der Stromheizungen wird aber steigen. Holz- und Pelletsöfen eignen sich vor allem für den ländlichen Raum.