Vermögen streuen, aber richtig
Fonds. Noch verdeckt die gute Konjunktur die Gefahren durch Zinserhöhungen, Konjunkturabschwächung und politische Krisen. Fondsmanager stellen sich aber bereits auf härtere Zeiten ein.
Trotz guter Konjunktur stellen sich Fondsmanager bereits auf härtere Zeiten ein.
Die Unsicherheiten um den Brexit und die künftige italienische Regierung, der Krieg im Nahen Osten, der Konflikt mit Nordkorea, eine mögliche harte Landung der chinesischen Wirtschaft und der „fiskalpolitische Overkill“von US-Präsident Donald Trump, der mitten im Boom eine Steuerreform durchführt und möglicherweise zu einer Überhitzung beiträgt – all das nehmen die Märkte derzeit noch relativ gelassen. Der Grund ist die extrem gute Konjunktur, meinte Ingo Mainert von Allianz Global Investors bei einem Vortrag auf dem Fondskongress vergangene Woche in Wien. Wenn die Konjunktur nachlasse, dann würden die politischen Krisen an den Märkten plötzlich sehr ernst genommen werden.
Noch ist es nicht so weit. Jede Rezession in den vergangenen Jahrzehnten in den USA sei durch eine inverse Zinsstrukturkurve angezeigt worden. Normalerweise erhält man für länger laufende Anleihen höhere Renditen als für solche mit kürzerer Laufzeit. Wenn sich das umdreht, dann ist oft Feuer am Dach. Noch hat es sich nicht umgedreht, die Differenz zwischen Lang- und Kurzläufern ist aber zuletzt gesunken.
Um für alle Fälle gerüstet zu sein, reiche es nicht, das Vermögen auf unterschiedliche Segmente (Aktien, Anleihen, Liquidität etc.) zu verteilen, es müsse auch verschiedene Themen geben. Solche sind etwa Infrastruktur, Wachstum, Energie, regelmäßiges Einkommen (in Zeiten wie diesen erziele man das mit dividendenstarken Aktien oder Schwellenland-Anleihen), reale Werte oder Disruption (Unternehmen, die neue Spielregeln definieren): Zuletzt zählten dazu Unternehmen wie Facebook, Apple, Netflix und Google, künftig könnten es etwa solche sein, die im Bereich autonomes Fahren aktiv sind. Auf diese Themen könne man wiederum mit Fremd- oder Eigenkapital (Anleihen oder Aktien) setzen.
Absichern kann nicht schaden
Auch Thomas Herbert von Ethenea Independent Investors ist der Ansicht, dass es zu wenig sei, nur „Asset Allocation“(Verteilung des Vermögens auf mehrere Anlageklassen) zu betreiben, man müsse auch das Risiko selektieren. Hält man etwa die Spreads (ein Mehr an Rendite, das man für riskante Anleihen im Vergleich zu sicheren Staatsanleihen bekommt) von Unternehmensanleihen für attraktiv, fürchtet sich aber vor möglichen Ausfällen, könne man Ausfallversicherungen kaufen. Natürlich kosten Versicherungen Geld. Vor der Frankreich-Wahl im Vorjahr habe das Fondsmanagement etwa Dollar gekauft, da man annahm, dass Euro, Aktien und Anleihen im Fall eines Wahlsiegs von Marine Le Pen nachgeben würden. Im Nachhinein sei das keine gute Idee gewesen, da Emmanuel Macron zum Präsidenten gewählt wurde. Da aber Aktien und Anleihen positiv reagierten, habe man den Verlust in der Währungsposition leicht verkraften können.
Zuletzt habe man angesichts einer möglichen Zuspitzung des Handelsstreits mit US-Präsident Donald Trump die Aktienquote zurückgefahren und Absicherungen gekauft. Wichtig sei eine hohe Liquidität dieser Instrumente, damit man sie gegebenenfalls schnell wieder abstoßen könne.
Bei der Munich Ergo Asset Management (MEAG) kombiniert man verschiedene Anlagestile, die zum Teil negativ korrelieren, berichtet Thilo Schmidt von MEAG. Anlagestrategien, die zu besseren Erträgen führen als der Gesamtmarkt, gebe es mehrere: In den vergangenen Jahren habe etwa eine Momentum-Strategie den breiten Markt geschlagen. Dabei kauft man gezielt Aktien, die sich in einem Aufwärtstrend befinden. Diese Strategie bewährt sich eher in einer Spätphase des Börsenzyklus.
In der Frühphase erweise sich meist eine Value-Strategie als überlegen: Dabei versucht man, günstig bewertete Aktien mit hoher Dividendenrendite ausfindig zu machen. Diese beiden Strategien (Momentum und Value) korrelieren negativ. Schließlich setze man als dritte Strategie auch noch auf Qualitätsunternehmen (etwa mit hoher Eigenkapitalrendite). Wichtig ist, dass man für
jede Aktie, die man besitzt, einen Plan hat, wann und unter welchen Bedingungen man sie wieder verkaufen will. Bei Value-Aktien ist die Haltedauer im Schnitt länger als bei Momentum-Papieren.
Francis Ellison von Columbia Threadneedle Investments fährt hingegen einen reinen Growth-Ansatz. Dabei setzt man gezielt auf Unternehmen, von denen man sich überdurchschnittlich starkes Wachstum erwartet. Dabei nimmt man (im Gegensatz zu einer Value-Strategie) auch in Kauf, dass diese Unternehmen nicht ganz billig sind. Um wachstumsstarke Unternehmen ausfindig zu machen, benötige man mehr Forschungsaufwand, da man ja die Geschäftsmodelle der Firmen verstehen müsse, sagt Ellison. Dafür spart man Kosten dadurch, dass man die Aktien länger im Depot hat.
Auf den Wettbewerbsvorteil achten
Ein wichtiges Kriterium ist dabei der Wettbewerbsvorteil. Das Unternehmen sollte über Preissetzungsmacht verfügen, es sollten nicht die Lieferanten sein, die ihm die Preise diktieren. Die Eintrittsbarrieren für Konkurrenten in den Markt sollten hoch, Ersatzprodukte weit und breit nicht in Sicht sein. Ölunternehmen wie Shell oder BP kommen bei einer solchen Strategie eher nicht infrage, da diese dasselbe auswechselbare Produkt haben. Der Whisky-Hersteller Pernod Ricard hingegen schon, da in Ländern wie Indien eine wachsende Mittelschicht zunehmend Wert auf Qualität lege.