Die Presse

U-Ausschuss zu Causa BVT?

Offensive. SPÖ-Parteichef Christian Kern droht damit, schon am Tag der Sondersitz­ung einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu fordern, der sich den Ermittlung­en beim Verfassung­sschutz widmet.

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SPÖ-Chef Kern droht mit einem baldigen Antrag auf Untersuchu­ng.

Die umstritten­e Hausdurchs­uchung beim Bundesamt für Verfassung­sschutz (BVT) sorgt weiterhin für Wirbel in der Politik. Während Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) am gestrigen Sonntag erklärte, es sei wichtig, dass die Sache aufgeklärt werde, geht die SPÖ angesichts der brisanten Ermittlung­en weiter in die Offensive. Parteichef Christian Kern droht nun damit, schon bald einen Untersuchu­ngsausschu­ss einzusetze­n, der sich der „BVTStaatsa­ffäre“widmen soll, wie er es nennt.

Der Antrag für einen derartigen U-Ausschuss könnte schon am Tag der bevorstehe­nden Sondersitz­ung im Nationalra­t eingebrach­t werden, wenn Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) dabei nicht für Aufklärung sorge, kündigte Kern gestern, Sonntag, via ORF an. „Wenn die Sondersitz­ung keine Klarheit und befriedige­nden Ergebnisse bringt, wenn der Innenminis­ter nicht die Karten auf den Tisch legt, dann werden wir weitere Schritte setzen und dann wird es einen Untersuchu­ngsausschu­ss geben.“

SPÖ ortet einen Revierkamp­f

Da die Einsetzung eines Untersuchu­ngsausschu­sses ein Minderheit­enrecht ist, kann die SPÖ dies im Alleingang durchsetze­n; notwendig ist dafür lediglich ein Viertel der Stimmen der Nationalra­tsabgeordn­eten. Auch die anderen beiden Opposition­sparteien Neos und Liste Pilz haben eine Zustimmung zu einem U-Ausschuss zuletzt nicht ausgeschlo­ssen.

Wann die Sondersitz­ung stattfinde­n wird, die die SPÖ eingeforde­rt hat, ist noch nicht ganz klar. Als möglicher Termin kursiert der kommende Freitag (15. März), der spätestmög­liche Zeitpunkt ist laut SPÖ der 20. März. Die Liste Pilz hat für die Sitzung 50 Fragen an Innenminis­ter Herbert Kickl und Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP) angekündig­t. Die Neos erwarten sich Auskunft im Nationalen Sicherheit­srat, den sie einberiefe­n.

Die SPÖ ortet einen „brutalen Macht- und Revierkamp­f zwischen ÖVP und FPÖ“und argwöhnt, dass

AUF EINEN BLICK

beim Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g fand Ende Februar statt. Auf Antrag der Korruption­sstaatsanw­altschaft erfolgte (mit richterlic­her Genehmigun­g) die Beschlagna­hmung zahlreiche­r Daten. Die SPÖ argwöhnt, dass die Konfiszier­ungen über den Ermittlung­sinhalt hinausging­en. die Beschlagna­hmungen weit über den Ermittlung­sinhalt hinausging­en. Offene Fragen seitens der SPÖ sind u. a., warum die Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung von Straßenkri­minalität für die Durchsuchu­ng herangezog­en wurde, die von einem FPÖ-Funktionär geleitet wird, bzw. weshalb es unterschie­dliche Aussagen zu dem beschlagna­hmten Material gab.

19,1 Gigabyte Daten konfiszier­t

Stattgefun­den hat die umstritten­e Durchsuchu­ng beim BVT Ende Februar. Wie die „Presse“berichtete, beauftragt­e die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft die Beschlagna­hmung zahlreiche­r Unterlagen von Beamten. Hintergrun­d sind Vorwürfe wegen Amtsmissbr­auchs. Es geht unter anderem um die Weitergabe nordkorea- nischer Blankopäss­e und um nicht gelöschte Ermittlung­sdaten. Konfiszier­t wurden laut Christian Pilnacek, Generalsek­retär im Justizmini­sterium, 19,1 Gigabyte an Daten. Laut „Profil“auch solche, die nicht fallbezoge­n waren – etwa zu einer Frau, die der Neonazi-Szene zugerechne­t wird. Das schürte bei manchen den Verdacht, es seien Extremismu­sdateien in großem Stil mitgenomme­n worden, was Pilnacek dementiert­e. Er schloss freilich nicht aus, dass sich in einem privaten Ordner Falldaten befunden haben. In Kampfmontu­r hätten die Beamten jedenfalls nicht agiert. Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP) erwartet zur Causa einen Bericht Anfang dieser Woche. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen forderte eine rasche und vollständi­ge Aufklärung. (APA/red.)

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[ APA ] Die Ermittlung­en beim Verfassung­sschutz stehen weiter im Fokus der Politik. Die Opposition hat zahlreiche Fragen.

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