Brückenbauer und Seelsorger
Nachruf. Der deutsche Kardinal Lehmann ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war auch außerhalb der Kirche hoch anerkannt.
Der bekannte deutsche Kardinal Karl Lehmann ist tot. Der frühere Bischof von Mainz starb Sonntagfrüh in seinem Haus, er war 81 Jahre alt. Seit Herbst hatte der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz mit den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung zu kämpfen.
Das Bistum trauere um einen „weit über die Kirche hinaus hoch anerkannten Theologen und Seelsorger, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble würdigte Lehmann als „einen den Menschen stets zugewandten Seelsorger und großen Gelehrten“.
Lehmann war einer der beliebtesten Katholiken Deutschlands und genoss weltweit Ansehen. Er hatte das Bistum Mainz von 1983 an 33 Jahre lang geleitet, von 1987 bis 2008 stand er zudem der Deutschen Bischofskonferenz vor; 2001 erhob ihn der damalige Papst, Johannes Paul II., zum Kardinal.
In vielen sozialpolitischen Debatten bezog Lehmann klar Stellung: 2001 etwa gründete der Theologe die Initiative Netzwerk Leben, die sich für die Beratung von Schwangeren im Bistum einsetzt, nachdem die katholische Kirche in Deutschland aus der Schwangerenkonfliktberatung ausgestiegen war. Beunruhigt äußerte sich Lehmann über die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD), er hielt sie aus christlicher Sicht nicht für wählbar.
Einsatz für Ökumene
Für seine Verdienste um Verständigung zwischen den Kirchen ehrte ihn die evangelische Kirche in Deutschland 2016 mit der MartinLuther-Medaille – als ersten Katholiken.
Erst im Mai 2016 ging Lehmann in den Ruhestand. Aus Altersgründen hatte er den Papst gebeten, seinen Dienst zu beenden. Laut seinem Nachfolger, Bischof Kohlgraf, signalisierte Lehmann zuletzt selbst, dass er sich „auf den Weg macht“. (ag.)