Lateinamerika lockt wieder
Zertifikate. Jahrelang hinkten die Börsen Lateinamerikas jenen in Asien hinterher. Inzwischen gibt es gute Gründe für eine Aufholjagd.
Auch wenn sie gern in einen Topf geworfen werden – wie unterschiedlich sich die Börsen in den Schwellenländern entwickeln können, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Vor allem in Asien gab es kräftige Kurszuwächse, allein der MSCI Emerging Markets (EM) Asia Index legte auf Fünfjahressicht um 50 Prozent zu. Wobei es für die Entwicklung gute Gründe gibt, betont Will Landers, Leiter des Aktienbereichs für Lateinamerika bei Black Rock und Manager des BGF Latin America Fund: „Schließlich gibt es in der Region jede Menge Technologieunternehmen. Deren Aktien waren stark gefragt.“
Anders das Bild, das sich in Lateinamerika abgezeichnet hat. Denn der MSCI Latin America hat in dem Zeitraum ein leichtes Minus hingelegt. Doch das scheine sich nun zu ändern, meint Landers. Denn der Hype rund um Technologieaktien könnte zumindest abebben, schließlich halte er schon eine ganze Weile an. „Zudem haben zahlreiche Länder in Lateinamerika ihre Hausaufgaben gemacht“, verweist Landers auf die positive Entwicklung, die auch an den Börsen Lateinamerikas allmählich sichtbar sei.
Immerhin haben heuer die Nettozuflüsse in die Region erstmals seit Jahren wieder zugenommen, daran haben selbst die jüngsten Marktturbulenzen nichts geändert. Dabei hat Donald Trumps Ankündigung, Strafzölle auf Stahlund Aluminiumimporte zu verhängen, viele Investoren reichlich verunsichert. Allerdings würden die Maßnahmen die Länder in Lateinamerika großteils wenig tangieren, betont Landers.
Positiv sticht dem Black-RockExperten vor allem Brasilien ins Auge. Einerseits habe sich der politische Wirbel gelegt. Dieser hat zuletzt sogar den amtierenden Präsidenten, Michel Temer, erfasst, gegen ihn hat es Ermittlungen wegen illegaler Finanzierungen seines Wahlkampfs 2014 gegeben.
Andererseits erholt sich die Region von der schweren Rezession. Zugleich war die Inflationsrate kräftig nach oben geschnellt. Nun hat sich das Bild gedreht, weshalb die Zentralbank die Zinsen von 14 auf inzwischen 6,75 Prozent gesenkt hat. Auch die Wirtschaft wuchs im Vorjahr erstmals wieder. Heuer könnte es sogar ein Plus von mehr als drei Prozent geben. Zusätzlichen Rückenwind bieten die steigenden Rohstoffpreise. Schließlich sitzt Brasilien auf Rohölvorkommen und produziert eine Menge Agrargüter.
Verständlich, dass der brasilianische Ölkonzern Petrobras und der Eisenerzproduzent Vale hohe Gewichtungen im Fonds haben, auch der Konsumsektor spielt eine wichtige Rolle. Etwas vorsichtiger gibt sich Landers bei Mexiko. Derzeit werde das Freihandelsabkommen Nafta mit den USA neu verhandelt. Zudem steht im Sommer die Präsidentschaftswahl an. Dennoch zählen etwa America´ Movil´ und der Coca-Cola-Abfüller Femsa ebenfalls zu den größten Fondspositionen.
Interessierte Anleger, die rein auf ein Indexinvestment statt einen Fonds setzen wollen, können dies beispielsweise mit Zertifikaten tun. So bietet etwa die Deutsche Bank ein Zertifikat auf den brasilianischen Leitindex Bovespa (DE000DB1CC75) an. Immerhin umfasst der Index 64 Werte, zudem handelt es sich um den größten Markt in Lateinamerika.
Eine breit gefächerte Möglichkeit bietet das Zertifikat der HypoVereinsbank auf den DAXglobal Latin America (DE000HV1DB09). Der Index umfasst insgesamt 120 Werte aus der gesamten Region. Dazu zählen Rohstoff- und Industriewerte sowie zahlreiche Bankentitel. Interessierte Anleger müssen aber generell bei einem Investment in die Schwellenländer auch bereit sein, größere Kursschwankungen auszuhalten.