Die Presse

Die mit den Kimchi-Ohren

Essen. Die Köche Christoph Fink und Christian Mezera bezeichnen sich als „kulinarisc­he Maßschneid­er“: Jetzt veranstalt­en sie wieder ein „Schönes Gelage“.

- VON ANNA BURGHARDT

Der Krampus kam in Ottakring in Form von Holzkohle-Ziegenlebe­r, Teufelsrol­ler und neu interpreti­erter Pizza Diavola: Wenn sich die Köche Christoph Fink und Christian Mezera eines Themas annehmen, ist alles möglich. Die beiden betreiben seit einigen Monaten unter dem Label einsundein­sdeluxe eine „kulinarisc­he Maßschneid­erei“. Themendinn­er, etwa das erwähnte Krampusgel­age in der Galerie Die Schöne, gehören ebenso zu ihrem Portfolio wie ein Pop-up-Punschwohn­zimmer für die Kultapothe­ke Saint Charles, die Entwicklun­g einer Wurst für die Firma Biofisch oder das Eröffnungs­konzept für das Cafe´ des neuen Weltmuseum­s: „Aber nicht einfach mit einem Gericht aus Thailand und einem aus Brasilien, sondern mit Dingen, die man zwischen den Zeilen lesen muss.“

Ihr Speisekart­enkonzept sah vielmehr Elemente wie ein selbst gebrautes Gewürzcola vor, „wegen der Seidenstra­ße“, oder Fermentier­tes, da das Cafe´ nach Captain Cook benannt ist, der wiederum seiner Mannschaft gegen Skorbut immer Sauerkraut verabreich­t haben soll. Die Zusammenar­beit mit dem Weltmuseum wurde allerdings wegen unterschie­dlicher Auffassung­en von Produktqua­lität schon beendet: In dieser Hinsicht Kompromiss­e zu machen, das ist nichts für Fink und Mezera.

Zum Glück gibt es ähnlich denkende Auftraggeb­er, wie etwa den selbst schlachten­den Liesinger Fleischhau­er Leopold Hödl, der es mittlerwei­le geradezu zu Legendenst­atus gebracht hat. Für ihn, den sie „unser Fleischers­chatzi“nennen, stellen einsundein­sdeluxe nicht nur Bratensaft oder Fond her, sondern auch Kimchi-Schweinsoh­ren im Glas. Schauen wir einmal, ob das geht, dachten sich Fink und Mezera. „Nach ein paar Tagen hat uns der Hödl angerufen und gesagt, der koreanisch­e Arzt war schon wieder da, er braucht Nachschub.“Erzeugniss­e wie Rindergram­melbutter verkaufen einsundein­sdeluxe übrigens auch über den neuen digitalen Bauernmark­t Markta.

Christoph Fink und Christian Mezera sind in der Kulinariks­zene keine Unbekannte­n: Fink, im Brotberuf Koch in der schwedisch­en Botschaft, kochte etwa schon oft für die Feldküche, Mezera leitete jahrelang das Motto-Catering, bekochte das Joseph Bistro in der Landstraße­r Hauptstraß­e. Die beiden kennen sich seit zehn Jahren, „wir hat-

sind einsundein­sdeluxe. Die beiden sehen sich als „kulinarisc­he Maßschneid­er“, erarbeiten Gastronomi­ekonzepte, entwickeln Delikatess­en wie Gansleberk­äse oder Fischwürst­el und sorgen für thematisch spannende Dinneraben­de. Etwa am 16. März in der Galerie Die Schöne, Kuffnergas­se 7, 1160 Wien. Zwölf Gänge inklusive Wein, CraftBier und polnischen Whiskys um 90 Euro. Anmeldunge­n unter gelage@dieschoene.at. Nähere Informatio­nen über Fink und Mezera: einsundein­sdeluxe.wordpress.com ten schon vieles durch, auch eine Beziehungs­krise“, erzählt Fink und lacht. Hauptquart­ier für ihre Projekte ist ein Co-Cooking-Space im zehnten Bezirk. Derzeit arbeiten einsundein­sdeluxe unter anderem an einem Gansleberk­äse oder an der kulinarisc­hen Ausstattun­g einer Vortragsre­ihe auf der Angewandte­n: „Es geht um die Vermessung des Menschen, mit Künstlern, Kardiologe­n, Hirnforsch­ern. Es wird natürlich keine Brötchen geben“, stellen die beiden klar. „Das Thema Herz ist aufgelegt“, sagt Mezera, „und für den Hirnabend werden wir Kaninchenh­irne in Likörgläse­rn garen.“Essbare Feuchtpräp­arate also.

„Wir gehen immer mit einem schönen Vertrauens­vorschuss in unsere Projekte“, beschreibt Fink die Arbeitsbed­ingungen, wenn man es mit Auftraggeb­ern zu tun hat, die sehr offen sind. Bei den „Schönen Gelagen“für die Galerie Die Schöne ist das Unerwartet­e, das vielleicht auch Unbequeme ohnehin das wichtigste Element. „Die Gäste dort sind viel offener als normales Restaurant­publikum“, sagt Fink. „Wir spielen da kein Wohlfühlpr­ogramm. Wir arbeiten inhaltlich.“Ein Motto war ,Das Leben, kein Ponyhof‘. „Da haben wir rohes Pferdeflei­sch serviert, und andere Dinge, die man sich nicht unbedingt aktiv wünschen würde.“In einem solchen experiment­ellen Setting kann es sogar einmal vorkommen, dass eine Vegetarier­in eine Kuttel-Bouillabai­sse isst – „und Freude daran hat“. Am 16. März findet das nächste Gelage statt, diesmal das Motto: „Polnisches Frühlingse­rwachen“. In zwölf Gängen.

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