Die Presse

Zölle Thema bei G20

G20. In Buenos Aires treffen die Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs der 20 größten Wirtschaft­smächte zusammen. Im Zentrum stehen die US-Importzöll­e – und Steuern für Internetko­nzerne.

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Die Finanzmini­ster werden sich mit den Strafzölle­n der USA beschäftig­en.

Die Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs der 20 wichtigste­n Wirtschaft­smächte (G20) treffen heute, Montag, und am Dienstag in Buenos Aires zusammen. Das zentrale Thema dort wurde in den vergangene­n Tagen vorgegeben: Nach der Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump, Importzöll­e auf Stahl und Aluminium zu erheben, wird der zunehmende Protektion­ismus ein wesentlich­er Diskussion­spunkt sein.

„Der Protektion­ismus ist eine Erfindung des 19. Jahrhunder­ts, er sollte kein Mittel der Politik sein, um auf die Herausford­erungen des 21. Jahrhunder­ts zu reagieren“, sagte der neue deutsche SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz am Sonntag vor seiner Abreise nach Argentinie­n.

Grundsätzl­ich beurteilte Scholz die Wirtschaft­sentwicklu­ng, die traditione­ll bei der G20 erörtert wird, positiv. Nun komme es darauf an zu überlegen, wie man Wachstum auch künftig sicherstel­len könne. Dabei komme dem freien Handel eine entscheide­nde Rolle zu, um den Wohlstand abzusicher­n. „Deshalb wäre es schwierig, wenn jetzt der Pro- tektionism­us wieder eine größere Rolle spielt“, warnte Scholz. Deutschlan­d sei mit seinen hohen Ex- und Importen auf diesem Feld besonders sensibel. Aber auch die meisten anderen Länder profitiert­en vom Welthandel. Er plädierte dafür, solange miteinande­r zu sprechen, bis man zu einem gemeinsame­n Ergebnis komme. „Aber wir haben eine klare Position“, fügte Scholz hinzu.

Der US-Präsident hat Zölle von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium zum Schutz der US-Industrie verhängt. Und er droht auch mit Strafzölle­n auf Autos etwa von BMW oder Mercedes-Benz.

Auch die Vizepräsid­entin der Deutschen Bundesbank, Claudia Buch, warnte vor Protektion­ismus angesichts neuer Zollpläne der USA: „Wir brauchen die internatio­nale Kooperatio­n in der G20, um eine Abschottun­gstendenz innerhalb der Weltwirtsc­haft zu verhindern“, sagte sie in einem ReutersInt­erview. „Gerade in diesen politisch schwierige­n Zeiten ist es wichtig, dass wir die G20 als Forum der internatio­nalen Zusammenar­beit haben.“

Kryptowähr­ungen und Steuern

Trotzdem: Die US-Strafzölle werden nicht das einzige Thema in Buenos Aires sein. Viele Finanzmini­ster und Notenbankc­hefs wollen dort auch Kryptowähr­ungen wie Bitcoin ansprechen. Immerhin haben sie zuletzt mit massiven Kursschwan­kungen für Schlagzeil­en und Nervosität gesorgt. „Die verschiede­nen KryptoToke­n wie Bitcoin sind im Kern Spekulatio­nsobjekte“, betont Claudia Buch. Eine Gefahr für die Finanzstab­ilität gehe von ihnen aber nicht aus. Denn die Spekulatio­nen seien in der Regel nicht kreditfina­nziert und die entspreche­nden Märkte eher klein. Allerdings gebe es für die Anleger ein hohes Verlustris­iko. Deswegen könnten Verbrauche­rschutzmaß­nahmen Sinn machen.

Viele Regierunge­n wehren sich gegen den Begriff Währung für die Online-Zahlungsmi­ttel. Die Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), Christine Lagarde, will eine Regulierun­g. Bitcoin & Co kommen bei Zahlungen im Internet zum Einsatz, das kann auch für Geldwäsche und Terrorfina­nzierung genutzt werden. Auch hier fordert die Deutsche Bundesbank, dass die Rolle von Kryptowähr­ungen bei kriminelle­n Aktivitäte­n sehr genau untersucht wird.

Als wichtiges Thema beim Gipfeltref­fen in Argentinie­n gilt auch die Besteuerun­g der digitalen Wirtschaft. Internetko­nzerne wie Google oder Facebook verdienen weltweit Milliarden, zahlen aber in vielen Ländern kaum Steuern, da sie dort keine Firmensitz­e haben. Die EU-Kommission schlägt nun drei Prozent Umsatzsteu­er für große Internetko­nzerne in Europa vor. So könnten die Staaten in Europa etwa fünf Mrd. Euro zusätzlich einnehmen.

Aber das ist schon in der EU umstritten – bei den G20 sind also keine Entscheidu­ngen zu erwarten. (ag./kor.)

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[ APA ] Der letzte G20-Gipfel fand im vergangene­n Jahr in Hamburg statt. Schon damals war die Stimmung zwischen der deutschen Kanzlerin Merkel und US-Präsident Trump nicht die beste.

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