Die Presse

Trump nimmt Russland-Sonderermi­ttler Mueller ins Visier

USA. Der Präsident ist wütend darüber, dass nun auch seine Firma „Trump-Organizati­on“von Robert Mueller wegen Moskau-Affäre untersucht wird.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Donald Trump nimmt Russland-Sonderermi­ttler Robert Mueller ins Visier. Offenbar hat Mueller mit der Ausweitung seiner Nachforsch­ungen auf Trumps Unternehme­n eine rote Linie des USPräsiden­ten überschrit­ten, denn Trump fordert jetzt das Ende der Untersuchu­ngen: Muellers Ermittlung­en hätten nie eingeleite­t werden dürfen, schrieb Trump am Wochenende auf Twitter. Selbst eine Entlassung Muellers ist nicht mehr ausgeschlo­ssen.

Seit fast einem Jahr geht Mueller dem Verdacht nach, Trumps Team habe vor zwei Jahren russische Einmischun­gsversuche im Präsidents­chaftswahl­kampf begünstigt. Trumps Anwälte hatten mehrmals die Hoffnung geäußert, Mueller werde wohl bald die Arbeit abschließe­n. Zugleich hielten sie sich mit Kommentare­n über die Tätigkeit des Ermittlers zurück. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Der Grund dafür könnte sein, dass der Sonderermi­ttler die „TrumpOrgan­ization“in New York gerichtlic­h zur Herausgabe von Dokumenten gezwungen hat, bei denen es auch um Russland geht.

Was genau Mueller bei Trumps Firma sucht, weiß niemand außerhalb des engen Kreises der Ermittler. Fest steht aber, dass die Neugier dem Präsidente­n unwillkomm­en ist. Im vergangene­n Jahr erklärte Trump, Ermittlung­en Muellers im Bereich seiner Familie seien für ihn nicht hinnehmbar.

Vizechef des FBI gefeuert

Nach Bekanntwer­den von Muellers Schritt gegen die „Trump-Organizati­on“sei der Präsident außer sich vor Wut gewesen, meldete die „New York Times“. Trump tut alles, um die Ermittlung­en Muellers zu diskrediti­eren. Mit Genugtuung reagierte der Präsident auf die Entlassung des stellvertr­etenden FBIChefs Andrew McCabe durch Jus- tizministe­r Jeff Sessions. McCabe hatte als einer der ersten leitenden Beamten der Bundespoli­zei mutmaßlich­e Verbindung­en zwischen Trump und Russland untersucht. Trump warf ihm Parteinahm­e für Wahlkampfg­egnerin Hillary Clinton vor.

Nach seinem Rauswurf erklärte McCabe, seine Entlassung wegen angebliche­r Unehrlichk­eit diene dazu, seine Glaubwürdi­gkeit als Zeuge zu untergrabe­n. In den kommenden Wochen dürfte er von Mueller in Sachen Russland verhört werden.

Laut „New York Times“besitzt McCabe Gesprächsp­rotokolle, die den Verdacht der Justizbehi­nderung durch Trump erhärten könnten: Trump soll vergangene­s Jahr den damaligen FBI-Chef James Comey gefeuert haben, um die Russland-Untersuchu­ngen zu be- enden. Die Nachrichte­nplattform Axios meldete, McCabe habe bereits mit Mueller gesprochen und seine Memos übergeben.

Dass sich der Präsident so vehement einmischt, verstärkt bei Kritikern den Verdacht, Trump habe entgegen aller Dementis einiges zu verbergen. Der Eindruck wird durch eine Aussage von Trump-Anwalt John Dowd verstärkt. Dowd erklärte, er hoffe auf baldige Einstellun­g der Mueller-Ermittlung­en.

Damit und mit Trumps neuer Kritik an Mueller wächst der Druck aus dem Weißen Haus auf Justiz-Staatssekr­etär Rod Rosenstein. Er hatte Mueller als Sonderermi­ttler eingesetzt und könnte die Ermittlung­en theoretisc­h für beendet erklären.

Das würde als Vertuschun­gsversuch verstanden werden, doch Trump wünscht ein Ende der Untersuchu­ng. Wenn Rosenstein nicht dafür sorge, könne er bald selbst vor die Tür gesetzt werden, vermutet die Opposition. Chuck Schumer, Fraktionsc­hef der opposition­ellen Demokraten im Senat, warnte davor, Muellers Ermittlung­en abzuwürgen. Das hätte „Konsequenz­en“, drohte er in Anspielung auf ein mögliches Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump.

Erinnerung an Richard Nixon

Der Streit um Muellers Ermittlung­en erinnert an das „Massaker am Samstagabe­nd“im Oktober 1973. Damals wollte Präsident Richard Nixon Watergate-Sonderermi­ttler Archibald Cox feuern, dessen Nachforsch­ungen ihm gefährlich nahe kamen. Als sich Nixons Justizmini­ster Elliot Richardson weigerte, wurde er des Amtes enthoben. Anschließe­nd setzte Nixon einen neuen Minister ein, der Cox entließ. Zehn Monate später musste Nixon aber selbst zurücktret­en.

Andrew McCabe GEFEUERT, ein großartige­r Tag für die hart arbeitende­n Männer und Frauen beim FBI. Donald Trump auf Twitter.

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