Die Presse

Als sich die Geheimdien­ste von Österreich abwandten

BVT-Causa. Geheimdien­ste legen den Austausch mit Österreich auf Eis – ein Sicherheit­srisiko für das Land.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Die Affäre rund um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) zieht nun auch internatio­nale Kreise.

Das deutsche Bundesamt für Verfassung­sschutz (BfV) will vom BVT wissen, ob auch deutsche Geheimdien­stdaten im Zuge der BVT-Razzia mitgenomme­n wurden. „Eine Antwort des BVT steht noch aus“, hieß es am Mittwoch aus dem deutschen Innenminis­terium. Geheimdien­stinformat­ionen dürften nur weitergege­ben werden, wenn der Urheber der Daten dieser Weitergabe zustimme. Das sei nicht passiert. Sollten im Zuge der Razzia Informatio­nen des BfV abgeflosse­n sein, wolle man weitere Kooperatio­nen mit Österreich prüfen.

Österreich ist derzeit isoliert – zumindest was die Kooperatio­n mit anderen Geheimdien­sten betrifft. Denn dass Geheimdate­n aus welchen Gründen auch immer bei einer Staatsanwa­ltschaft landen – oder publik werden, ist ein geheimdien­stlicher Affront. Das BVT ist aber massiv auf Datenausta­usch mit anderen Diensten angewiesen – denn das BVT als Polizeibeh­örde selbst darf erst aktiv werden, wenn ein Verdacht oder eine Anzeige vorliegt.

Präventive Arbeit – wie etwa die Beobachtun­g der Islamisten­szene – ist großteils nicht Aufgabe des BVT. Österreich hat aber seit den Terroransc­hlägen in Paris, London und Nizza erhöhten Informatio­nsbedarf – Kooperatio­n ist wichtig, weil die Terrornetz­werke auch internatio­nal agieren. Viele Informatio­nen, die das BVT selbst nicht erheben konnte, wurden bisher zugeliefer­t.

Die EU-Ratspräsid­entschaft

Wenn ausländisc­he Nachrichte­ndienste nun nicht mehr mit Österreich arbeiten wollen und das Land vom Informatio­nsfluss abgeschnit­ten wird, ist das ein veritables Sicherheit­srisiko. Auch ob die derzeit großteils führungslo­se Behörde in Hinblick auf die EU-Ratspräsid­entschaft funktionsf­ähig ist, bleibt fraglich.

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