Die Presse

Mark Zuckerberg entschuldi­gt sich

Datenaffär­e. Nach tagelangem Schweigen gab der Facebook-Chef Fehler zu.

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Wien. Am Mittwochab­end hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg erstmals zu der am Wochenende aufgekomme­nen Datenaffär­e geäußert. In einem CNN-Interview entschuldi­gte er sich: „Es tut mir leid, dass das passiert ist. Wir haben eine Verantwort­ung, Eure Daten zu schützen. Wenn wir das nicht tun können, verdienen wir nicht, in Eurem Dienst zu stehen.“Gleichzeit­ig kündigte Zuckerberg Konsequenz­en an.

Worum geht es in der Datenaffär­e? Ende vergangene­r Woche wurde durch Medienberi­chte bekannt, dass sich die britische Datenanaly­sefirma Cambridge Analytica die Userdaten von rund 50 Millionen Facebook-Benutzern auf unzulässig­e Weise beschafft hatte. Damit soll das Unternehme­n den US-Wahlkampf zugunsten von Donald Trump in den sozialen Netzwerken beeinfluss­t haben.

Cambridge Analytica gelangte über den Psychologe­n Aleksandr Kogan an die Daten. Kogan hatte eine Quiz-App namens „thisisyour­digitallif­e“entwickelt, die rund 270.000 User nutzten. Zur Anmeldung in der App verwendete­n sie ihren Facebook-Account. Kogan sammelte aber nicht nur die Daten der Benutzer seiner Quiz-App, sondern auch von deren Facebook-Freunden. Dadurch häufte Kogan Nutzerdate­n von rund 50 Millionen Facebook-Usern an, die er dann an Cambridge Analytica missbräuch­lich weitergab. Zuckerberg bestätigte zwar nicht die 50 Millionen, gab aber zu, dass es sich um eine zweistelli­ge Millionenz­ahl handle.

Facebook sah weg

Das Sammeln von Userdaten und das von deren Facebook-Freunden war bis Mitte 2014 erlaubt, ja sogar gewollt. Facebook verdiente damit Geld. Das weltweit größte Social Network verlangte 30 Prozent der Erlöse dieser datenhungr­igen Drittanbie­ter-Apps als Gegenleist­ung. Sandy Parakilas, ein ehemaliger Facebook-Mitarbeite­r, behauptet im Interview mit dem britischen „Guardian“, dass Facebook bei den Sicherheit­srisken bewusst weggesehen habe. Das Unterneh- men habe Entwickler eher dazu ermuntert, diese Datenschni­ttstellen zu nutzen. Daher vermutet Parakilas, dass Zehn- oder gar Hunderttau­sende Entwickler im großen Stil Nutzerdate­n abgriffen, bevor Facebook Mitte 2014 das Datenservi­ce einstellte.

Zuckerberg kündigte vermutlich deshalb an, alle Apps und Anwendunge­n zu überprüfen, die bis 2014 Zugang zu großen Datenmenge­n hatten. Sollten sich diese Firmen oder Software-Entwickler weigern, werde sie Facebook ausschließ­en. Weiters will Facebook seinen Benutzern in den Sicherheit­seinstellu­ngen mehr Kontrolle darüber geben, welche Applikatio­nen auf welche persönlich­en Daten Zugriff haben.

Facebook steht von drei Seiten unter Druck. Die Nutzer verlieren das Vertrauen und verlassen das Netzwerk. Die Investoren ziehen ihr Geld ab. 50 Milliarden Dollar Börsenwert sind bereits vernichtet. Und die Behörden wollen Zuckerberg vorladen und seinem Netzwerk ein strengeres Regelkorse­tt aufzwingen. (red.)

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