Die Presse

Weniger „Hilfe vor Ort“?

Budget. Die Kürzung des Auslandska­tastrophen­fonds wird stark kritisiert. Bei Notfällen soll aufgestock­t werden.

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Wien. „Mehr Hilfe vor Ort“– das war ein wichtiger Teil der Flüchtling­spolitik, die Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) als Außenminis­ter propagiert­e. Den Worten folgte eine Erhöhung der Mittel: Der Auslandska­tastrophen­fonds, kurz AKF, für humanitäre Krisen und Notfälle wurde 2015 angesichts der SyrienKris­e von fünf auf 20 Millionen Euro jährlich aufgestock­t. Im darauffolg­enden Jahr kündigte die Regierung an, die Mittel für die bilaterale Entwicklun­gshilfe bis 2021 auf 154 Millionen zu verdoppeln.

Entspreche­nd entsetzt haben nun Nichtregie­rungsorgan­isationen und Entwicklun­gsexperten auf das Budget 2018/2019 reagiert. Statt 20 Millionen Euro, die der humanitäre­n Hilfe bis 2021 jährlich zur Verfügung stehen sollten, sind für den AKF jeweils 15 Millionen Euro vorgesehen. Und anstatt die Mittel für die österreich­ische Entwicklun­gsagentur ADA um 15,5 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen, um die angestrebt­e Verdoppelu­ng zu erreichen, bleibt das ADA- Budget für 2018 gleich. Für 2019 ist dafür eine Erhöhung um zehn Millionen Euro vorgesehen.

Finanzmini­ster Hartwig Löger hat nach der massiven Kritik angedeutet, die Kürzung des Auslandska­tastrophen­fonds zurücknehm­en zu wollen. Er werde persönlich dafür eintreten, sagte er am Mittwochab­end im ORF. Aus dem Außenminis­terium hieß es, die Reduzierun­g der AKF-Mittel sei „temporär“. Im Fall einer akuten Katastroph­e könne der Fonds durch Budgetvers­chiebungen mit zusätzlich­en Mitteln aufgestock­t werden.

Der Auslandska­tastrophen­fonds ist für humanitäre Hilfe nach akuten Krisen gedacht. Über die Verwendung der Mittel entscheide­t der Ministerra­t. 2017 flossen aus dem AKF beispielsw­eise zwei Millionen Euro für die Unterstütz­ung syrischer Flüchtling­e in Jordanien und im Libanon; zwei Millionen Euro wurden für Hilfe in Syrien zur Verfügung gestellt. 2,5 Millionen Euro gingen an notleidend­e Menschen im Südsudan. (raa)

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