Der Letzte seiner Art
Fahrbericht. In einer Welt voller SUVs ist er ein Dinosaurier: Der Land Cruiser wurde ein wenig gefälliger, bleibt aber ein echter Geländewagen.
Hin und wieder, erzählte jüngst ein BMW-Fahrwerksspezialist, nehme man einen X5 und fahre mit ihm ins Gelände. Also ins wirkliche Gelände, mit Hügeln, Bächen, Neigungen und Querungen, die die Achsverschränkung fordern.
Interessant, weil vermutlich noch nie ein Besitzer eines X5 auf die Idee gekommen ist, sein SUV abseits einer Schotterstraße zu bewegen. VW hat einst für den Touareg teure Geländeausstattung angeboten, die aber vermutlich selbst diejenigen, die sie bestellt haben, kaum genützt haben. Für den neuen Touareg sind Offroad-Gimmicks nicht einmal mehr bestellbar.
Selbst die Geländewagen, aus denen die SUVs hervorgegangen sind, scheinen sich langsam vom Gelände zu verabschieden. Land Rover – Land Rover! – liefert den Range Rover Velar ganz ohne Geländeuntersetzung aus. Vermisst wahrscheinlich sowieso niemand, aber es ist eine Zeitenwende.
Und dann steht der Toyota Land Cruiser vor der Tür. Ein Auto, das so überhaupt nicht den Designvorstellungen unserer Zeit entspricht, nach denen auch ein SUV ein Coupe´ sein muss. Und eigentlich auch ein wenig ein Sportwagen. Ist der Land Cruiser alles nicht. Er ist ein behäbiger, eckiger Kasten, der sich mit seinem Fahr- werk über Straßenunebenheiten hinwegschaukelt und auf der Autobahn wirkt wie ein Kreuzfahrtschiff unter Schnellbooten.
Aber dann fahren wir mit ihm ins Gelände, und da zeigt er allen den Auspuff. 21,5 Zentimeter Bodenfreiheit und ein Böschungswinkel von 32 Grad – da gibt es wenige Gegenden, die den Land Cruiser aufhalten. Kontinuierlich arbeitet er sich im Untersetzungsgetriebe vor, mittlerweile gesteuert von einem Multi-Terrain-System. Notfalls schaltet man die Differenzialsperre hinten ein (elektrisch), aktiviert die Crawl-Control, beobachtet im neuen 360-Grad-Monitor die Umgebung und konzentriert sich aufs Lenken.
Man muss auch nicht erst einen Touchscreen bemühen, um die verschiedenen Modi zu aktivieren. Im Land Cruiser gibt es Schalter, die auch nicht von einem Designer raffiniert angeordnet wurden, sondern von Ingenieuren, denen es um die Praktikabilität gegangen ist.
Wobei: Toyota hat den Land Cruiser mit dem jüngsten Facelift etwas gefälliger gemacht, etwas mehr auf SUV. Es gibt nun beispielsweise einen adaptiven Tempomaten (den wir bei Mitbewerbern schon besser erlebt haben), einen Fernlichtassistenten und drei verschiedene Innenraumfarben! Als Motorisierung aber ist in allen Modellen nur ein Vierzylinderdieselmotor mit 2,8 Litern Hubraum und 177 PS vorgesehen. Das haben SUV schon in der Einstiegsklasse, aber fürs Gelände ist es ausreichend. Im Test kamen wir auf einen Verbrauch von 11,8 Litern.
Der Land Cruiser wird übrigens auch das von Toyota verkündete Ende vom Diesel in Europa überleben. Sagt Toyota. Trotzdem: Aktuell steigt man mit 44.900 Euro ein (Dreitürer), für die Topausstattung President und fünf Türen bezahlt man 81.200 Euro. (rie)