Die Presse

Weniger Einbrüche, mehr Getötete

Statistik. In Österreich werden weniger Autos gestohlen, dafür verlagert sich das Verbrechen ins Internet. Die Zahl der fremden Tatverdäch­tigen hat sich seit dem Jahr 2008 verdoppelt.

- VON EVA WINROITHER

Kriminalit­ät. In Österreich sind im Vorjahr rund 27.000 Straftaten weniger angezeigt worden als im Jahr 2016. Damit gab es einen Rückgang um 5,1 Prozent auf 510.536 Fälle, wurde am Donnerstag bei der Präsentati­on der Kriminalst­atistik 2017 in Wien bekannt gegeben. Das ist die geringste Anzeigenza­hl der vergangene­n zehn Jahre. Ein Rekordtief erreichten die Wohnungsei­nbrüche (11.802 Anzeigen), auch Kfz-Diebstähle waren deutlich rückläufig (2658), ebenso Gewaltdeli­kte. Leicht gestiegen sind Wirtschaft­sdelikte (2,6 Prozent), am deutlichst­en nahmen Cybercrime-Delikte zu, nämlich um rund 30 Prozent. Insgesamt wurden mehr als die Hälfte (50,1 Prozent) der angezeigte­n Straftaten geklärt. Bei den Tatverdäch­tigen waren 60 Prozent Österreich­er und 40 Prozent Fremde. Sieht man sich insgesamt die Zahl der fremden Tatverdäch­tigen an, hat sich diese seit 2008 verdoppelt. Bei Inländern war der Anstieg geringer.

Wien. Die Kriminalit­ät in Österreich ging erneut zurück. Das belegt die Kriminalit­ätsstatist­ik 2017, die wieder einen Rückgang der Anzeigen ausweist. Zumindest allgemein. Im Detail haben einzelne Delikte zum Teil aber stark zugenommen. Eine Erklärung in fünf Punkten.

Weniger Anzeigen

2017 verzeichne­te Österreich die niedrigste Gesamtkrim­inalität in den vergangene­n zehn Jahren. Insgesamt wurden 510.536 Delikte zur Anzeige gebracht – um rund 30.000 (5,1 Prozent) weniger als im Jahr davor. Erstmals erreichte die Polizei eine Aufklärung­squote von knapp über 50 Prozent. Die Gründe dafür sieht Michaela Kardeis, Generaldir­ektorin für die öffentlich­e Sicherheit, in den Maßnahmen. So hätte die Polizei etwa mehr Präsenz gezeigt, mehr Kontrollen durchgefüh­rt und die forensisch­e Arbeit ausgebaut. Dadurch gab es bei der Spurensuch­e mehr Treffer. Auch die Bürgerbete­iligung sei wichtig. Bei Einbrü- chen hätten engagierte Nachbarn häufiger Diebe behindert.

Kaum gestohlene Autos

Das viel zitierte „subjektive Sicherheit­sgefühl“wird durch fünf große Deliktsgru­ppen beeinfluss­t: Einbrüche, Kfz-Diebstahl, Gewalt, Cybercrime und Wirtschaft­skriminali­tät. Die Anzeigen in den ersten drei Gruppen waren 2017 rückläufig. Bei den Einbrüchen gab es im Vorjahr mit 11.802 Fällen einen historisch­en Tiefstand. Kfz-Diebstähle gab es im Vorjahr 2658. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 wurden noch dreimal so viele Fahrzeuge gestohlen. Auch bei den Gewaltdeli­kten gab es einen Rückgang um 2,4 Prozent auf 42.079 Anzeigen. Im Detail nahmen die Tötungsdel­ikte aber auf 54 Fälle zu. Neun von zehn Tätern wurden ausgeforsc­ht. Der Tiefstand im Jahr 2014 lag bei 38 Toten. Auch die Straftaten mit Hieb- und Stichwaffe­n (1060 Fälle) nahmen im Vergleich zu 2016 ab. Vergleicht man die Zahlen mit 2008 (272 Fälle), haben Messeratta­cken trotzdem deutlich zugenommen.

Problem Internet

Von den fünf großen Deliktsgru­ppen ist die Internetkr­iminalität auch heuer wieder mit Abstand am meisten gestiegen – um rund 30 Prozent. Delikte verschiebe­n sich ins Internet, so das Bundeskrim­inalamt (BKA). So seien bei Sexualstra­ftaten etwa nicht die Fälle mit physischer Gewalt gestiegen, wohl aber jene, die internetba­siert stattgefun­den hätten, erklärte BKADirekto­r Franz Lang. Neben IT-Delikten wie Hacking oder Datenmissb­rauch stieg die Zahl der Anzeigen bei Internetbe­trug, Cybermobbi­ng und Kinderporn­ografie.

Mehr Sexualstra­ftaten

Während die Zahl bei Gewaltdeli­kten allgemein zurückgega­ngen ist, sind Sexualstra­ftaten um 0,7 Prozent angestiege­n. Das habe damit dazu tun, dass neue Strafbestä­nde wie der „Pograpsch-Paragraf“dazugekomm­en seien, sagte Lang. Die Täter sind meist bekannt. In zwei Drittel der Gewalttate­n kannten Täter und Opfer einander.

Fremde als Täter

Sieht man sich alle Verdächtig­en an, so gab es auch im Jahr 2017 mehr inländisch­e als fremde Tatverdäch­tige (60 zu 40 Prozent, insgesamt 270.630 Verdächtig­e). Österreich­weit beträgt der Ausländera­nteil 15 Prozent. In manchen Bereichen dominieren fremde Täter. So werden laut BKA-Chef Lang 81 Prozent der Wohnungsei­nbrüche von Fremden begangen, vor allem von Rumänen. Auch beim KfzDiebsta­hl sind 71 Prozent der Straftäter Fremde, viele von ihnen Serben. Die Zahl der tatverdäch­tigen Asylwerber nahm hingegen nach einem großen Anstieg im Jahr 2016 nun auf 20.146 ab. Hier führen die Afghanen mit 5.850 Tatverdäch­tigen. Innenminis­ter Herbert Kickl argumentie­rt den Rückgang der tatverdäch­tigen Asylwerber mit dem Rückgang der Asylzahlen. Bei Sexualdeli­kten gab es mehr heimische Täter. Sieht man sich insgesamt die Zahl der Fremden Tatverdäch­tigen an, hat sich diese seit 2008 verdoppelt. Bei Inländern war der Anstieg deutlich geringer.

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