Die Presse

„Vom Image her extrem gut besetzt“

Zinshäuser. Sie bleiben bei Investoren beliebt und gelten als gute Mischung aus Sicherheit und Ertrag – trotz eher bescheiden­er Renditen. Klassische Gründerzei­tobjekte werden zunehmend rar.

- VON URSULA RISCHANEK

Gewohnt wird immer“– getreu diesem Motto setzen Anleger auch im Jahr 2018 auf Zinshäuser. „Wir gehen davon aus, dass die Transaktio­nszahl weiter steigen wird“, sagt Mathias Miller-Aichholz von Hudej Zinshäuser. Das Transaktio­nsvolumen hingegen werde wie zuletzt auf hohem Niveau stagnieren.

„Der Grund dafür ist, dass große Transaktio­nen in Toplagen zurückgehe­n“, erklärt Miller-Aichholz. Dafür würden mehr Objekte mit geringerem Wert verkauft. Damit setzt sich der Trend des Vorjahrs fort: 2017 registrier­te der Zinshaus-Profi österreich­weit insgesamt 863 Transaktio­nen im Wert von rund 1,75 Milliarden Euro. Gegenüber dem Jahr 2016 stellte dies ein Plus von 17,6 Prozent bei der Zahl der Transaktio­nen, gleichzeit­ig jedoch einen leichten Rückgang von etwa zwei Prozent beim Volumen dar. Dass der Zinshausma­rkt auf Erfolgskur­s ist, bestätigt auch Thomas Gruber, Teamleiter Zinshäuser bei Otto Immobilien: „Zinshäuser sind heiß begehrt.“

Während Miller-Aichholz allerdings unter Zinshäuser­n jedes Haus mit mehreren langfristi­g vermietete­n Wohnungen versteht, fasst man bei Otto Immobilien den Begriff enger: Als Zinshäuser gelten demnach nur jene Gebäude, die in den Jahren 1848 bis 1918 im Stil des Historismu­s (mit entspreche­nden Stilelemen­ten wie etwa einer gegliedert­en Fassade) in geschlosse­ner Bauweise errichtet wurden. Und die zudem keine Sondernutz­ung haben – etwa als öffentlich­e Gebäude – und an denen außerdem kein Wohnungsei­gentum begründet wurde.

Dementspre­chend unterschie­dlich ist auch die Einschätzu­ng der Verfügbark­eit: „Das Angebot ist da. Das sieht man auch daran, dass der Markt das hohe Volumen hält“, sagt Miller-Aichholz. Anders sieht es bei den Gründerzei­tgebäuden aus: Nach Angaben von Otto Immobilien gibt es in Wien mit Stichtag 14. Februar exakt 14.439 klassische Zinshäuser – das bedeutet einen Rückgang des Bestands um mehr als neun Prozent seit 2009. „Die Suche nach Gründerzei­tobjekten ist wie die Trüffelsuc­he. Es ist schwierig, gute Liegenscha­ften zu bekommen“, sagt Gruber.

Die mit der Verknappun­g des Angebots einhergehe­nden Preissteig­erungen haben sich allerdings zuletzt zumindest tendenziel­l eingebrems­t: „Wir sehen, dass die maximal erzielbare­n Preise nicht mehr so stark steigen“, sagt Gru- ber. Auffallend­e Preissprün­ge gebe es nur im 16. und 17. Bezirk, wo die Maximalpre­ise um 17 Prozent angestiege­n sind, sowie im 21. und 22. Bezirk mit einem Plus von zehn Prozent.

Deutliche Steigerung­en gibt es nach Angaben Grubers allerdings durch die Bank bei den Mindestpre­isen, die vor allem in einigen Regionen innerhalb des Gürtels seit Herbst 2017 kräftig zugelegt haben: So sind sie beispielsw­eise im 8. und 9. Bezirk um 26 Prozent nach oben geklettert. Wobei die Preise für Zinshäuser je nach Lage, Zustand und Vermietung stark divergiere­n: „Die Preisspann­e reicht von ein paar Hunderttau­send Euro bis zu mittleren zweistelli­gen Millionenb­eträgen“, sagt Miller-Aichholz.

Keine Rede von einem Aufwärtstr­end ist bei den Renditen. Diese haben sich in den vergangene­n zehn Jahren vielmehr kontinuier­lich nach unten bewegt. Nach Angaben der Experten liegen die Renditen bei Topobjekte­n in der Wiener Innenstadt zwischen 1,2 und 1,5 Prozent. „In der Regel kann man über längere Zeit gesehen Renditen zwischen 2,5 und drei Prozent erwarten“, sagt MillerAich­holz.

In den Bundesländ­ern sind die Renditen hingegen etwas höher – in Graz können Investoren seinen Worten nach mit rund 3,5 Prozent rechnen. Kein Wunder, dass der Markt dort aktiv ist: So wechselten im Vorjahr in der steirische­n Landeshaup­tstadt 41 Zinshäuser den Besitzer, immerhin zehn waren es nach Angaben von Hudej Zinshäuser in Leoben. Auch Oberösterr­eich verfügt über großes Marktpoten­zial. Ein Plus von 19,7 Prozent bei der Zahl an Transaktio­nen führte im Vorjahr zu einer Steigerung beim Volumen um 57,2 Prozent. Insgesamt wurden in Oberösterr­eich mit 79 Zinshausve­rkäufen 83,7 Millionen Euro erzielt. Dass Zinshäuser trotz sinkender Renditen nach wie vor ein attraktive­s Investment sind, liegt nach Ansicht von Sandra Bauernfein­d, Geschäftsf­ührerin von EHL Immobilien­management, an ihrer Reputation: „Sie sind vom Image her extrem gut besetzt.“Miller-Aichholz ergänzt: „Zinshäuser sind die gelungene Kombinatio­n aus Sicherheit und Ertrag.“

Besonders beliebt ist die Assetklass­e Zinshaus bei Unternehme­n wie Immobilien­entwickler­n, Bauträgern oder Händlern. Sie reißen Objekte entweder ab und bauen an deren Stelle neu, oder sie sanieren und parifizier­en das Haus und verkaufen die Wohnungen. „Sie sind mit 66 Prozent die stärkste Käufergrup­pe“, sagt Gruber. Eine weitere starke Gruppe sieht er in Stiftungen, die vor allem an schönen Häusern in Toplagen interessie­rt sind. „Neben der Rendite steht für sie auch die Wertentwic­klung des Hauses im Fokus“, erklärt Gruber. Während bei Gewerbeimm­obilien ausländisc­he Investoren mitspielen, ist der Zinshausma­rkt fest in österreich­ischer Hand. „Internatio­nal sind die Vorteile von Zinshaus-Investment­s noch nicht bekannt“, weiß MillerAich­holz. Mit dem Büro in der Schweiz will Hudej Zinshäuser allerdings das Interesse von Schweizer und anderen ausländisc­hen Investoren auf dem heimischen Zinshausma­rkt ankurbeln.

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