Auf den Lithium-Sektor kommt eine Akquisitionswelle zu
Rohstoffe. Lithium gilt als einer der begehrtesten Rohstoffe. In nächster Zeit werden sich – auch für Anleger – die großen Player herauskristallisieren.
Seit die Elektroauto-Industrie in aller Munde ist, ist es auch Lithium. Für den Bau von E-Auto-Batterien nämlich ist der Rohstoff nach jetzigem Stand der Technik unumgänglich. Entsprechend hat sich sein Preis in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. Und damit hat auf dem Markt auch eine neue Phase begonnen: die der Fusionen und Akquisitionen. Da die großen Anbieter untereinander um eine starke Position im Markt ringen, zeichnen sich für die nächste Zeit Deals im Milliarden-Dollar-Umfang ab.
Auf China entfiel im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des weltweiten Absatzes von Elektrofahrzeugen, und erstmals waren es über eine Million Fahrzeuge. Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird, da die Regierung bis 2025 sieben Millionen Fahrzeuge anvisiert. „Wir werden in diesem Jahr eine erhöhte Aktivität sehen – vor allem von den Chinesen“, erklärt Chris Berry, New Yorker Analyst für Energiemetalle und Gründer von House Mountain Partners LLC. „Die notwendige Konsolidierung in diesem Bereich wird jetzt beginnen.“
Chinas größter Anbieter, die Ganfeng Lithium, beabsichtigt, Erlöse aus einem geplanten Börsen- gang für eine Ausweitung seiner Einkaufstour zu verwenden. Andere Unternehmen, darunter die Tianqi Lithium, erwägen Angebote für die vier Mrd. Dollar schwere Beteiligung von Nutrien an dem südamerikanischen Lithiumgiganten Soc. Quimica & Minera de Chile. Die chinesische Tianqi hat dafür angeblich eine Aktienplatzierung ins Auge gefasst. Indes hat Shaanxi J&R Optimum Energy Gespräche über eine Übernahme einer australischen Mine geführt.
Das US-Unternehmen Albemarle, der weltgrößte Produzent, erklärte kürzlich, ebenfalls über die Feuerkraft für Einkäufe zu verfügen. US-Konkurrent FMC plant, sein Lithiumgeschäft im dritten Quartal 2018 abzuspalten. Chinas Ganfeng und Tianqi sind in den letzten Jahren schnell gewachsen und haben das Trio der drei größten Produzenten – Albemarle, die chilenische SQM und FMC – herausgefordert. „Es wird ein oder zwei neue Spieler im Oligopol geben“, sagt Tom Hodgson, Chef der kanadischen Lithium Americas.
Die Jagd nach Transaktionen wirft wettbewerbsrechtliche Fragen auf. So hat die chilenische Regierungsbehörde Corfo Anfang dieses Monats einen Antrag an die Kartellbehörden gestellt, den Verkauf der SQM-Beteiligung an jegliches chinesische staatseigene Unternehmen zu blockieren.
Nicht nur Rohstoffkonzerne nehmen an den Übernahmegefechten teil. Auch die Endverbraucher mischen mit. So hat die ToyotaGruppe im Jänner einen Anteil von 15 Prozent an der australischen Orocobre, die in Argentinien Lithium produziert, übernommen. Und die australische Pilbara Minerals konnte Investitionen von Südko- reas Posco und Chinas Great Wall Motor an Land ziehen. Galaxy Resources sucht nach weiteren Partnern. Informelle Gespräche mit Autoherstellern und Batterielieferanten, darunter Panasonic, wurden bereits geführt. Vor diesem Hintergrund wächst das Feld der geplanten Minen. Und damit die Sorge, dass eine Überproduktion zu einem Preisverfall führt, wie ihn Morgan Stanley oder Wood Mackenzie kürzlich vorausgesagt haben. Nicht alle Experten sind dieser Ansicht, weil man ihres Erachtens die Nachfrage in Ostasien unterschätze. (Bloomberg/red.)