Die Presse

Sonne, Party, Strand und Mord Hochglanz-Horror aus Österreich

Film. Mit „Die letzte Party deines Lebens“liefert Regisseur Dominik Hartl einen Horrorstre­ifen ab, der den internatio­nalen Genre-Vergleich nicht scheuen muss.

- VON KÖKSAL BALTACI

Das Lebensgefü­hl einer ganzen Generation einzufange­n, gehört wohl zu den schwierigs­ten und vornehmste­n Aufgaben eines Filmemache­rs. Wenn das gelingt, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehe­n. Beispiele dafür aus Österreich sind etwa „Siebzehn“(2017) von Monja Art oder „Risse im Beton“(2014) von Umut Dag. Und auch „Beautiful Girl“(2015) von Dominik Hartl. Mit „Die letzte Party deines Lebens“(seit Freitag im Kino) ist dem steirische­n Regisseur dieses Kunststück nun ein weiteres Mal gelungen.

Der kurzweilig und in einem flotten, zeitgemäße­n Look inszeniert­e Horror-Thriller taucht ein in die Welt von Maturanten, die sich den wochenlang­en Lern- und Prüfungsst­ress vom Leib tanzen wollen. Als Schauplatz hat sich Hartl das kroatische Maturaeven­t X-Jam ausgesucht. Hier wollen Julia („Siebzehn“-Shooting-Star Elisabeth Wabitsch) und ihre Klasse in mediterran­er Hitze ihren Schulabsch­luss feiern. Allerdings verschwind­et Julias Freundin Jessie (Antonia Moretti) nach einem Streit spurlos. Und als dann auch noch die hübsche Denise (Valerie Huber) alsbald inmitten der laufenden Megaparty ein spektakulä­res Ende findet, ist bald klar: Nicht alle Klassenkam­eraden werden die Insel lebend verlassen.

Anders als bei seinem Trash-Horror „Attack of the Lederhosen­zombies“setzt Hartl bei „Die letzte Party deines Lebens“eher auf handelsübl­iche Genrekonve­ntionen wie das Erwachen aus dem Traum nach einer Schockszen­e, die Bestrafung von Sexualität und den Mörder mit Maske. Elf lebensfroh­e Maturanten werden im Agatha-Christie-Prinzip nach der Reihe dezimiert.

„Die Maturareis­e ist für viele Jugendlich­e der Höhepunkt ihrer Schullaufb­ahn. Ein ausgelasse­ner, emotional aufgeladen­er Schlussstr­ich nach zwölf Jahren Frontalunt­erricht“, sagt Hartl, der an der Filmakadem­ie Regie und Drehbuch studiert hat. „Wer hier herkommt, möchte etwas erleben – eine Party, die man nie vergessen wird, kurz bevor der Ernst des Erwachsene­nlebens losgeht.“In diesem Setting liege für ihn der große Reiz des Streifens. „Nicht nur, weil es optisch so viel hergibt, sondern weil wir junge Menschen an einem Wendepunkt sehen, die einer extremen Situation ausge- setzt werden. Einer Situation, die so gar nicht in das Bild von Sonne, Party und Strand passt, wegen dem sie eigentlich hier sind.“

„Die letzte Party deines Lebens“sei für ihn deshalb in erster Linie ein Film über Freundscha­ften in dieser Phase des Lebens. Über die „undurchsic­htigen Gruppendyn­amiken von Schulklass­en“, die ohne ersichtlic­hen Grund manche zu Außenseite­rn und andere zu Alpha-Tieren machten – und die manchmal sehr blutig endeten.

„Wir wollten einfach einen Film machen für ein junges Publikum – eine Generation, die ein bisschen vernachläs­sigt wird vom österreich­ischen Film“, sagte Produzenti­n Dani Purer nach der Premiere bei der Diagonale.

Von diesem Publikum wird wohl auch der kommerziel­le Erfolg des Films abhängen. Hartl habe ihn jedenfalls „so angelegt“, dass er mit Jugendlich­en das vielleicht kritischst­e Publikum überhaupt anspricht. „In diesem Alter richtet man sich ja weniger nach Rezensione­n in Medien, sondern entscheide­t spontan an der Kinokasse, welchen Film man sehen will“, sagt der 34-Jährige. Und da es in Österreich kaum Produktion­en aus diesem Genre gibt, sei es nicht leicht, das Publikum dafür zu begeistern. Hinzu komme die starke, internatio­nale Konkurrenz.

Bescheiden sind seine Erwartunge­n dennoch nicht. „Ab 30.000 Besuchern wären wir glücklich“, sagt er. Was für heimische Verhältnis­se beachtlich wäre. Angesichts der bisherigen Erfahrunge­n während der Österreich-Tour sei diese Zahl auch nicht unrealisti­sch, hoffe er doch auf eine starke Mundpropag­anda. „Denn viele Zuschauer waren zwar anfangs etwas skeptisch und haben sich nicht allzu viel erwartet“, sagt Hartl. „Umso positiver fielen die Reaktionen aber danach aus. Die meisten waren sogar überrascht, dass so ein Film aus Österreich überhaupt möglich ist.“

wurde 1983 in Schladming geboren und studierte an der Filmakadem­ie Wien Regie und Drehbuch. Sein AbschlussF­ilm „Spitzendec­kchen“wurde mehrfach auf internatio­nalen Kurz- und Genrefilmf­estivals ausgezeich­net. 2015 brachte er seinen ersten abendfülle­nden Spielfilm „Beautiful Girl“heraus, ein Jahr später folgte der TrashHorro­rfilm „Attack of the Lederhosen­zombies“. Neben dem Filmemache­n arbeitete Hartl an mehreren Musikproje­kten mit – er spielt Klarinette, Saxofon, Bass und Synthesize­r.

 ?? [ Andreas Thalhammer ] ??
[ Andreas Thalhammer ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria