Die Presse

Weshalb ich sie hasse

Die undurchsch­aubare Parallelwe­lt.

- VON MIRJAM MARITS E-Mail: mirjam.marits@diepresse.com

Die Wien-und-Umgebung-Bevölkerun­g lässt sich grob in zwei Teile teilen: jene, die sich im S-BahnSystem auskennen. Und die anderen. Die anderen haben es nicht leicht, sich in dieser undurchsch­aubaren Öffi-Parallelwe­lt zurechtzuf­inden.

Schon der Start war ein missglückt­er: Vor vielen Jahren dachte man als nach Wien zugereiste Grazerin naiverweis­e, dass eine S-Bahn, auf der vorn „Südbahnhof“steht, tatsächlic­h dorthin fährt. Tat sie auch, aber zuerst machte sie einen kleinen, einstündig­en Umweg. Oder wie es ein Fahrgast erklärte: „Jo, die fahrt z’erst ein Ringerl.“

Ganz so schlimm waren die späteren Begegnunge­n mit der S-Bahn zwar nicht mehr. Warm geworden sind wir aber auch nie. Die Fahrpläne sind auch nach Jahren noch undurchsch­aubar. Die anderen Fahrgäste können häufig auch nicht weiterhelf­en. „Ja, die hält in Speising“, sagt der eine. „Nein, die nicht, erst die nächste“, sagt der andere. Also was jetzt?

Und die Garnituren! Das grelle Licht strahlt erbarmungs­los auf die Musterung der Sitze, die Bummelzüge­n der frühen Achtziger entnommen scheinen. Entspannen kann man sich ohnehin nie, weil immer das Gefühl mitfährt, man könnte in der falschen S-Bahn sitzen.

Vom Hauptbahnh­of kommt man gerüchtewe­ise mit der S-Bahn flott nach Wien-Mitte. Man kann aber auch die U1 bis zum Stephanspl­atz und dann die U3 nehmen. Ein ziemlicher Umweg, schon klar. Dafür weiß man aber, wohin man fährt. Im Zweifel also: Team U-Bahn.

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