Die Presse

Wie die ÖVP auf Ludwig setzt

Heumarkt. Die Partei will mit einer Petition an den künftigen Bürgermeis­ter Michael Ludwig und einem runden Tisch Stimmung für die Rettung des Weltkultur­erbes machen.

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Wien. Es ist nicht das erste Mal, dass es die ÖVP Wien auf diesem Weg versucht. Schon bei der Mariahilfe­r Straße hat die Partei Unterschri­ften gesammelt und auch an Petitionen anderer hängt man sich mitunter an: Jene für ein Demo-Verbot in der Wiener Innenstadt der Kaffeehaus­kette Aida etwa wurde von der ÖVP unterstütz­t. Nun, vielleicht angetriebe­n vom Beispiel der erfolgreic­hen „Don’t smoke“-Petition, aus der schließlic­h ein Volksbegeh­ren wurde, versucht es die Stadtparte­i erneut mit dem Unterschri­ftensammel­n.

Diesmal geht es um den Heumarkt. Die ÖVP hat eine Petition an den künftigen Wiener Bürgermeis­ter Michael Ludwig gestartet, in der dieser aufgeforde­rt wird, „endlich Klartext zu sprechen und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für einen Erhalt des Weltkultur­erbes zu sorgen“.

„Wir sehen eine realistisc­he Chance, mit Michael Ludwig einen neuen Kämpfer für das Weltkultur­erbe zu gewinnen“, erklärte der nicht amtsführen­de ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch. Der neue SPÖChef Wiens und künftige Bürgermeis­ter Ludwig zeigt sich bezüg- lich des Heumarkts öffentlich noch eher verhalten. Er lasse sich von der zuständige­n grünen Stadträtin Maria Vassilakou über das Projekt regelmäßig informiere­n. Und auch über den Verlauf der Gespräche mit der Unesco. Ihm sei es ein großes Anliegen, dass es zu einer Einigung mit dem Investor komme – dass es also doch noch Adaptierun­gen gibt, um den Weltkultur­erbestatus für Wien retten zu können, hieß es am Dienstag aus dem Umfeld Ludwigs.

Treffen der Bürgerinit­iativen

Die Petition ist derzeit nicht die einzige Aktion, mit der die ÖVP Stimmung für das Weltkultur­erbe machen will – und damit gegen das Hochhaus am Heumarkt in der geplanten Variante.

Dieses ist bekanntlic­h der Grund, dass das historisch­e Zentrum Wiens vorigen Sommer von der Unesco auf die Rote Liste des gefährdete­n Welterbes gesetzt wurde. Das Hochhaus würde mit geplanten 66 Metern Höhe das Innenstadt­ensemble nach Ansicht der Unesco maßgeblich beeinträch­tigen. Sie verlangt eine Reduktion auf 43 Meter. Die ÖVP organisier­t nun neben der Petition also auch einen runden Tisch zum Weltkultur­erbe. Dort sollen sich verschiede­ne Bürgerinit­iativen und NGOs, die sich gegen den Hochhausba­u engagieren, zu Wort kommen.

„Ob es um das Heumarkt-Projekt, die Umgestaltu­ng des Karlsplatz­es oder die Steinhof-Gründe geht: Überall wird Weltkultur­erbe leichtfert­ig durch unprofessi­onelles Agieren und Sorglosigk­eit aufs Spiel gesetzt“, kritisiert Wölbitsch. „Das verärgert viele Menschen, die sich für den Erhalt des Weltkultur­erbes einsetzen.“Bei der Gesprächsr­unde sollen diese Gehör finden und über den aktuellen Stand der Verhandlun­gen mit der Unesco informiert werden.

Tojner und Häupl optimistis­ch

Zur Veranstalt­ung am 13. April sind rund 20 Initiative­n, die ÖVP-Bezirksvor­steher sowie ÖVP-Bezirkspar­teiobleute eingeladen. Teilnehmen wird auch Kulturmini­ster und ÖVP-Stadtparte­ichef Gernot Blümel. Der Investor des Hochhauspr­ojekts Michael Tojner ist wohl nicht dabei. Von ihm hieß es zuletzt, er sei überzeugt, der Welterbest­atus werde erhalten bleiben. Die Drohung der Unesco, das Welt- erbe abzuerkenn­en, hält er für „Säbelrasse­ln“. Er schätze die alte Substanz, aber als internatio­nale Stadt sollte man „auch einmal ein bisschen moderne Architektu­r zulassen“. Als der Heumarkt vorige Woche Thema im Gemeindera­t war, zeigte sich Noch-Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) zuversicht­lich, dass die Causa Weltkultur­erbe ein gutes Ende findet. Er sei „zutiefst überzeugt“, dass Wien am Ende des Diskussion­sprozesses von der Roten Liste genommen werde, nicht aber der Weltkultur­erbestatus aberkannt wird.

Die nächste Sitzung des Welterbe-Komitees, bei der über das weitere Vorgehen bezüglich Wiens entschiede­n wird, findet von 24. Juni bis 4. Juli statt. (cim/d. n.)

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