Staub, Lärm und was Wohnen sonst noch exklusiv macht
Vom zurückhaltenden Charme der Donaufelder Straße – und wie man dort Wohnbauten bewirbt.
D er Charme der Donaustadt entfaltet sich kaum wo zurückhaltender als in der Donaufelder Straße. Wo sich der Straßenzug, von Floridsdorf kommend, allmählich dem Kagraner Platz nähert, begleitet ihn ein desperates Gemenge aus gründerzeitlichem, ja teils noch dörflichem Altbestand, dessen Fassaden die Zukunftslosigkeit fix eingeschrieben scheint, und Neubauten, denen man viel Zukunft schon aus Selbstschutz gar nicht wünschen will. Dazu rollender, zu Stoßzeiten auch gestauter Verkehr aller Größenklassen, das vorstädtische Grau-inGrau eines Quartiers, das seit Jahrzehnten nicht recht weiß, worauf die Stadtplanung mit ihm hinauswill, es sei denn darauf, ohne weitere Gegenwehr die letzten Reste von Charakter verloren gehen zu lassen.
Es wäre eher sehr ironisch, solches eine Gunstlage nennen zu wollen oder gar eine von besonderem Wert. Und doch, irgendetwas muss dort zu finden sein, was der einfachen Wahrnehmung eines Altkagranes wie mir bisher verschlossen blieb: Wie sonst wäre es zu erklären, dass neuerdings das stolze Attribut „exklusiv“dortorts die Immobilien-Runde macht? „Exklusives Wohnen in der Donaustadt“verspricht da beispielsweise ein großes Transparent, und der Neubau dahinter vermag seiner äußeren Erscheinung nach kein bisschen Aufklärung darüber zu verschaffen, was mit Exklusivität hier wohl gemeint sein soll. Die Exklusivität von straßenseitigen Balkonen, von denen aus sich der Donaufelder-StraßenLärm und -Staub aus nächster Näh genießen lässt? Die Exklusivität von Glas, Stahlbeton und Kunststofffenstern?
Einzig in finanzieller Weise ist dem Projekt gewisse Exklusivität eigen: darin, dass der geforderte Quadratmeterpreis, viereinhalbtausend Euro und mehr, erhebliche Teile der Gesellschaft als Käufer exkludiert. Aber selbst diese Form der Exklusivität haben Eigentumswohnungen in Wien heutzutag längst nicht mehr exklusiv . . .