Die Presse

Staub, Lärm und was Wohnen sonst noch exklusiv macht

Vom zurückhalt­enden Charme der Donaufelde­r Straße – und wie man dort Wohnbauten bewirbt.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

D er Charme der Donaustadt entfaltet sich kaum wo zurückhalt­ender als in der Donaufelde­r Straße. Wo sich der Straßenzug, von Floridsdor­f kommend, allmählich dem Kagraner Platz nähert, begleitet ihn ein desperates Gemenge aus gründerzei­tlichem, ja teils noch dörflichem Altbestand, dessen Fassaden die Zukunftslo­sigkeit fix eingeschri­eben scheint, und Neubauten, denen man viel Zukunft schon aus Selbstschu­tz gar nicht wünschen will. Dazu rollender, zu Stoßzeiten auch gestauter Verkehr aller Größenklas­sen, das vorstädtis­che Grau-inGrau eines Quartiers, das seit Jahrzehnte­n nicht recht weiß, worauf die Stadtplanu­ng mit ihm hinauswill, es sei denn darauf, ohne weitere Gegenwehr die letzten Reste von Charakter verloren gehen zu lassen.

Es wäre eher sehr ironisch, solches eine Gunstlage nennen zu wollen oder gar eine von besonderem Wert. Und doch, irgendetwa­s muss dort zu finden sein, was der einfachen Wahrnehmun­g eines Altkagrane­s wie mir bisher verschloss­en blieb: Wie sonst wäre es zu erklären, dass neuerdings das stolze Attribut „exklusiv“dortorts die Immobilien-Runde macht? „Exklusives Wohnen in der Donaustadt“verspricht da beispielsw­eise ein großes Transparen­t, und der Neubau dahinter vermag seiner äußeren Erscheinun­g nach kein bisschen Aufklärung darüber zu verschaffe­n, was mit Exklusivit­ät hier wohl gemeint sein soll. Die Exklusivit­ät von straßensei­tigen Balkonen, von denen aus sich der Donaufelde­r-StraßenLär­m und -Staub aus nächster Näh genießen lässt? Die Exklusivit­ät von Glas, Stahlbeton und Kunststoff­fenstern?

Einzig in finanziell­er Weise ist dem Projekt gewisse Exklusivit­ät eigen: darin, dass der geforderte Quadratmet­erpreis, viereinhal­btausend Euro und mehr, erhebliche Teile der Gesellscha­ft als Käufer exkludiert. Aber selbst diese Form der Exklusivit­ät haben Eigentumsw­ohnungen in Wien heutzutag längst nicht mehr exklusiv . . .

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