Die Presse

Ein Rucksack voller Schulden für die Kinder

Der Staat geht mit Budgetvorb­elastungen ein wenig sorglos um.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ieser Tage war ein interessan­ter Gesetzesen­twurf Thema im Parlament: Der Verkehrsmi­nister lässt sich 41,037 Mrd. Euro an Budgetvorb­elastungen für „Betrieb, Instandhal­tung, Planung und Bau von Schienenin­frastruktu­r“per Gesetz für die Finanzjahr­e von 2018 bis 2023 genehmigen.

41.037.000.000 Euro. Oder schlappe 5000 pro Österreich­er. Das ist Geld, das zum größeren Teil schon ausgegeben wurde, zum Teil bis 2023 noch ausgegeben wird – das der Bund auf dem Kapitalmar­kt aber erst aufnehmen muss. Ein ganz schöner Schuldenru­cksack, den wir unseren Kindern da nur für die Eisenbahn umhängen.

Natürlich: Ein modernes Industriel­and braucht moderne Infrastruk­tur. Bei solchen Summen ist es aber nicht ganz falsch, einzelne Projekte etwas genauer auf Sinnhaftig­keit zu prüfen.

Etwa dieses: Der Gemeindera­t von Parndorf ist in heller Aufregung, seit er informiert wurde, dass der Endpunkt der geplanten Verlängeru­ng der russischen Breitspurs­trecke ein fünf Kilometer langer Verlade-Terminal wird, der die Gemeinde zerschneid­et, ihr überdies mindestens 2000 zusätzlich­e Lkw-Fahrten pro Tag beschert. Also ungefähr alle eineinhalb Minuten eine. D ie Planer beruhigen aber: Es werde erst noch eine Machbarkei­tsstudie erstellt. Die bisherigen drei waren wohl nicht gut genug. Sie gehen davon aus, dass das mit allem Drum und Dran realistisc­herweise neun Mrd. Euro teure Projekt (Preisbasis 2011) einen rechnerisc­hen NPV von minus 2,2 Mrd. Euro ergibt. Dieser „Kapitalwer­t“ist eine wichtige Investitio­nskennzahl. Eine Investitio­n gilt als sinnvoll, wenn der NPV über null liegt. Wir reden also von einem absehbaren schweren Verlustges­chäft.

Im alleroptim­istischste­n, also völlig unrealisti­schen Fall kommen die Gutachter auf einen NPV von plus 300 Mio. Euro. Das entspricht gerade einmal den auf 250 Mio. Euro geschätzte­n Betriebsko­sten der Strecke für ein Jahr.

Wir neiden der Bauwirtsch­aft natürlich keine fetten Aufträge. Wollen diese Berechnung­en aber doch nicht verschweig­en. Für den Fall, dass demnächst auch diese Milliarden in den „Vorbelastu­ngen“auftauchen.

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