Die Presse

Österreich­s Goldschatz kommt früher heim als erwartet

Nationalba­nk. Die OeNB schließt die Rückführun­g ihrer Goldreserv­en aus Großbritan­nien bereits heuer ab. Der Gewinn stieg 2017 um sieben Prozent, der Staat lukriert 246 Mio. Euro. Von den alten Schillingb­anknoten, die bald nichts mehr wert sind, sind noch

- Bank of England: 548 Mrd. GBP jakob.zirm@diepresse.com

Der „Schatz der Republik“kommt früher heim als erwartet. Die Nationalba­nk schließt die Rückholakt­ion für ihre Goldreserv­en schon heuer und nicht erst 2019 ab. Seit drei Jahren kommen sukzessive Barren aus London und werden – nach Prüfung auf Echtheit – in die Tresore eingelager­t. Am Ende soll mit 140 Tonnen die Hälfte des Bestandes im Inland liegen, nur noch 30 Prozent in Großbritan­nien und ein Fünftel immerhin näher, nämlich in der Schweiz.

So anschaulic­h der leibhaftig­e Transfer sein mag: Für den Finanzmini­ster relevant ist der Gewinn, den die OeNB 2017 erzielt hat. Das Geschäftse­rgebnis (vor Steuern und Dotierung Pensionsre­serve) stieg um sieben Prozent auf 286 Mio. Euro. Damit liegt es im ZehnJahres-Schnitt (sieht man vom Ausreißer 2015 ab, als der Bund die Haftung für die Münze übernahm und 400 Mio. an Rücklagen aufgelöst wurden). Laut selbst geschaffen­em Gesetz holt sich der Bund 90 Prozent vom Kuchen, zusammen mit der Körperscha­ftsteuer fließen 246 Mio. Euro in die Staatskass­e.

Gestiegen ist auch die Bilanzsumm­e, zumal das Anleihekau­fprogramm weiterläuf­t. Um 2,37 Billionen hat das Eurosystem bisher Schuldpapi­ere gekauft, um die langfristi­gen Zinsen niedrig zu halten und die Inflation anzutreibe­n. Der größte Teil davon (gut vier Fünftel) sind Staatsanle­ihen. Die heimische Notenbank hat 53 Mrd. Euro geschaffen, um Anleihen zu kaufen. Von den ausstehend­en österreich­ischen Staatsanle­ihen besitzt das Eurosystem ein Fünftel (43 Mrd. Euro). Ist es damit bald gut? OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny lehnt sich nur leicht aus dem Fenster: „Es besteht eindeutig keine Deflations­gefahr mehr, und sie war der Grund für die sehr expansive Geldpoliti­k.“Die Halbierung der monatliche­n Kaufmenge (von 60 auf 30 Mrd. Euro) ging im Jänner „ohne irgendeine Aufregung der Finanzmärk­te“über die Bühne. Im Sommer ist weiter zu entscheide­n, und es werde dann wohl möglich sein, das Programm „deutlich zu reduzieren, in Richtung einer Beendigung“. Freilich: Anders als in Österreich ist die Inflation im Schnitt des Euroraums noch deutlich vom Zwei-ProzentZie­l entfernt und wird es laut Prognose bis 2020 bleiben. Deshalb könne die Nullzinsph­ase auch erst „in mittlerer Perspektiv­e“enden.

Vorsichtig, aber vernehmlic­h sind auch Nowotnys Signale in Richtung Regierung: Budgetkons­olidierung in guten Zeiten sei „sinnvoll“, das geplante Nulldefizi­t „positiv“. Aber: Sparen dürfe nicht die „soziale Stabilität“gefährden, besonders, wenn es um Ausbildung und Integratio­n von Flüchtling­en gehe. Denn: „Es ist für die Wirtschaft langfristi­g besser, eine gute Schule zu haben als mehr Polizei.“

Übrigens: Sputen müssen sich all jene, die noch einige von den letzten vor Euro-Einführung ausgelaufe­nen Banknoten aus der Schillingä­ra zu Hause haben. Nur noch bis 20. April werden sie umgetausch­t. Kein Thema? Von wegen: Vom Otto-Wagner-500er sind noch 660.000 Stück im Umlauf, vom Schrödinge­r-Tausender sogar 1,16 Mio. Stück. Macht in Summe vielleicht verlorenes Geld im Wert von mehr als 108 Mio. Euro. (gau)

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