Diskussion um ein Nationalstadion
Sport. Sportminister Strache will das (noch) denkmalgeschützte Happel-Stadion neu bauen. Die Stadt Wien ist dem Vorschlag gar nicht abgeneigt. Offen ist freilich die Frage, wer wie viel zahlt.
Wien. Aussagen von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin zum Wiener Ernst Happel-Stadion bringen Wind in die Diskussion: Wien sollte ein moderneres Stadion haben, sagte er vor kurzem. Dem kann sich Österreichs Sportminister Heinz-Christian Strache anschließen. Offen ist, ob auch die Stadt Wien mitzieht.
Der Ort steht für die großen Momente in Österreichs Sportund Freizeitgeschichte: Das ErnstHappel-Stadion, in dem 1995 das Championsleague-Finale stattfand oder das Finale der Europameisterschaft 2008. Hier trat Sänger Robbie Williams vor 53.000 Besuchern auf und andere große Stars wie Bruce Springsteen, ACDC, die Rolling Stones etc.
Und trotzdem ist das alles irgendwie nicht genug. Euro- und Championsleague-Finale können in dem vor dem Zweiten Weltkrieg eröffneten Stadion wegen unerfüllter internationaler Auflagen nicht mehr abgehalten werden. Was regelmäßig zu Diskussionen über die Zeitmäßigkeit des Baus führt. Zuletzt brachte Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) die Diskussion wieder in Gang: Er möchte den denkmalgeschützte Bau abreißen und als Nationalstadion neu bauen, wie er Anfang des Jahres kundtat. Es ist sein erstes großes Projekt als Sportminister. Vergangene Woche sprach sich auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin für ein moderneres Stadion aus.
Doch die Wünsche treffen auf rechtliche Hürden. Denn was bis dato den Neubau des Stadions verhinderte, war der Denkmalschutz. 2001 wurde der Bau unter Paragraf 2a des Denkmalschutzgesetzes von der Schwarz-Blauen-Regierung eingeordnet. „Als denkunmöglich“bezeichnete der Leiter des Wiener Bundesdenkmalamtes Friedrich Dahm den Abriss noch vor fast einem Jahr. Damals beschied eine Studie von Sportminister Doskozil (SPÖ) und der Stadt Wien, dass eine Renovierung des größten Stadions Österreichs sich nicht auszahlen würde.
Gesetze kann man ändern
Nun, Recht lässt sich ändern. Strache gab am Wochenende via „Standard“bekannt, einen Termin mit dem Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) zu haben. Inhalt des Treffens am 19. April: Ein möglicher Neubau des Stadions. Strache beruft sich dabei auf die Tatsache, dass das Stadion nur vorübergehend unter Denkmalschutz gestellt wurde. „Eine abschließende Beurteilung ist bis jetzt noch nicht erfolgt“, heißt es dazu von Straches Sportreferenten Philipp Trattner.
Das Bundesdenkmalamt bestätigt das. Das Stadion wurde per Verordnung unter Schutz gestellt, so Dahm. „Der Eigentümer hat das Recht, um eine Feststellung des Denkmalschutzes anzusuchen.“Das Ergebnis sei völlig offen und könne von „komplett, teilweise bis gar nicht schutzwürdig“reichen.
Der Eigentümer ist die Stadt Wien. Im Büro von Mailath-Pokorny betont man auf Nachfrage der „Presse“einem Abriss und Neubau offen gegenüberzustehen. Dort ist man allerdings der Meinung, dass der Denkmalschutz Sache der Bundesregierung sei, immerhin habe sie den Schutz beschlossen. „Sollte die Bundesregierung in Hinblick auf den Denkmalschutz einen größeren Handlungsspielraum eröffnen, würde das die Gestaltung eines neuen Stadions erleichtern“, so Mailath-Pokorny.
Im Gespräch mit der „Presse“betont sein Sprecher, dass ohnehin noch vieles geklärt werden muss. Etwa, was neu gebaut werden soll. Das Happel-Stadion, in dem es auch eine Leichtathletik-Anlage gibt, ist eine Mehrzweckarena. Erst durch den Platz, den die Leichtathletik-Bahnen schaffen, seien Konzerte von Top-Stars möglich. In modernen Fußballstadien, wo die Sitzreihen bis zum Rasen reichen, seien solche Konzerte gar nicht möglich, weil die großen Bühnen Platz bräuchten, so der Sprecher. „Große Konzerte finanzieren aber das Stadion.“Auch sei ein Neubau eine Frage der Finanzierung, die Stadt geht von Kosten im dreistelligen Millionenbereich aus. „Da ist schon die Frage, ob man das Geld nicht in andere Projekte investiert.“
Im „Presse“-Gespräch betonte man in Straches Kabinett, dass der Neubau eine Mehrzweck-Arena sein sollte – allerdings ohne Leichtathletikanlage. Konzerte sollen weiterhin stattfinden. Aber der Platz dafür, so Trattner „wäre im Neubau definitiv weniger“.