Streaming ab Sonntag auch im Ausland möglich
Digitalwirtschaft. Portabilitätsrichtlinie tritt am 1. April in Kraft. Zugriff auf Netflix, Amazon Prime und Co. im Urlaub wird möglich.
EU. Verbraucher können auf ihre Online-Abos für Musik, Filme oder Sport künftig auch im Urlaub zugreifen. Am Ostersonntag tritt eine neue EU-Regel in Kraft, wonach Anbieter von kostenpflichtigen Abos wie Netflix, SkyGo oder Spotify ihren Kunden auf Reisen im EU-Ausland Zugriff auf die Inhalte ihres Heimatlandes gewähren müssen.
Brüssel. Üblicherweise werden Innovationen, die EU-Touristen zugute kommen, kurz vor dem Beginn der Sommerferien gefeiert. Doch die für Digitalfragen zuständige EUKommissarin, Mariya Gabriel, scheint dieses informelle Gesetz nicht sonderlich wichtig zu sein. Am gestrigen Dienstag verkündete Gabriel gemeinsam mit dem Kommissionsvizepräsidenten Andrus Ansip die Einführung der europaweiten Nutzung von Streaming-Abos. Ab dem 1. April – passenderweise handelt es sich um den Ostersonntag – können EU-Bürger im Ausland auf digitale Inhalte zugreifen, die sie in ihrer Heimat abonniert haben. Bis dato war dies nur in einem eingeschränkten Ausmaß möglich gewesen, und zwar wegen landesspezifischen Urheberrechtsbestimmungen bzw. -beschränkungen (dem sogenannten Geoblocking).
29 Millionen glückliche Abonnenten
Was nach einem Nischenprogramm klingt, ist in Wirklichkeit ein Service, das sich wachsender Beliebtheit erfreut. Nach Schätzungen der Brüsseler Behörde nutzen mindes- tens 29 Millionen Europäer – immerhin 5,7 Prozent der Konsumenten in der EU – die Möglichkeiten des grenzüberschreitenden Zugriffs auf Streaming-Abos von Anbietern wie Netflix, Amazon Prime oder Sky. Die Zahl der Konsumenten mit Video-Abos hat sich demnach von 2010 bis 2014 mehr als verdoppelt. Mit der nun in Kraft tretenden Portabilitätsrichtlinie werden die Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, die volle grenzüberschreitende Verfügbarkeit der abonnierten Inhalte sicherzustellen. Die Kommission wies gestern darauf hin, dass die Möglichkeit grenzüberschreitender Online-Abo-Nutzung für 60 Prozent der jungen Europäer ein wichtiger Faktor sei, um solche Abos überhaupt zu erwerben.
EU-Digitalkommissarin Gabriel betonte, die Bürger stünden an der Spitze aller digitalen Initiativen. Nach der jüngsten Abschaffung der Roaming-Gebühren sei die Portabilitätsrichtlinie ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem wirklichen digitalen Binnenmarkt und zu einer vereinten digitalisierten europäischen Gesellschaft, mit Zugängen für alle Bürger. (APA/red.)