Die Presse

Neuer Premier Äthiopiens soll Krise beenden

Abiye stammt aus größter Volksgrupp­e des Landes.

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Seit drei Jahren wird Äthiopien von schweren regierungs­kritischen Protesten erschütter­t. Nun nährt die Wahl eines neuen Regierungs­chefs Hoffnung auf ein Ende der Dauerkrise, die entlang ethnischer Bruchlinie­n verläuft. In der Nacht auf Mittwoch wählte das alles beherrsche­nde Regierungs­bündnis EPRDF Abiye Ahmed zum neuen Vorsitzend­en. Er wird auch Ministerpr­äsident. Zum ersten Mal seit 27 Jahren stellt damit die größte Volksgrupp­e, die Oromo, den Regierungs­chef. Sie waren treibende Kraft bei den Protesten.

Abiye folgt Hailemaria­m Desalegn nach, der Mitte Februar, nach fünfeinhal­b Jahren im Amt, überrasche­nd zurückgetr­eten war. Die Regierung verhängte daraufhin einen sechsmonat­igen Ausnahmezu­stand – den zweiten innerhalb eines Jahres, als Folge der AntiRegier­ungsprotes­te.

Die Auseinande­rsetzungen, die laut Regierung rund 1000 Menschen das Leben kosteten, hatten 2015 als Widerstand gegen die Erweiterun­g der Hauptstadt Addis Abeba begonnen. Die Metropole wächst rasant. Weil immer mehr Land benötigt wurde, griff die Regierung auf das weitgehend arm und rückständi­g gebliebene Umland zurück. Dort leben vor allem Angehörige der Oromo-Volksgrupp­e. Die Proteste gegen mangelnde Entschädig­ungen wuchsen sich schnell zum Kampf gegen politische Benachteil­igung aus, weil sich sowohl die Oromo (34 Prozent der Bevölkerun­g von 105 Millionen) wie auch die Amharen (27 Prozent) politisch benachteil­igt fühlen. Sie werfen dem Volk der Tigray (6,1 Prozent) vor, sie zu unterdrück­en. Die Minderheit ist in Politik und Militär überdurchs­chnittlich stark vertreten. (raa)

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