Die Presse

Die Gewerkscha­ft geht auf Kundenfang

Programm. Künftig sollen digitale Tagelöhner, Plattforma­rbeiter und Ein-Personen-Unternehme­n vertreten werden.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Der Gewerkscha­ftsbund (ÖGB) will sich erneuern und öffnet sich einer neuen Klientel. Am Mittwoch wurde das Programm für die nächsten Jahre im Vorstand beschlosse­n. Absegnen soll das dann der ÖGB-Bundeskong­ress, der vom 12. bis 14. Juni in Wien tagt.

Hauptziel ist, mehr Mitglieder zu werben – in den vergangene­n Jahren hat die Gewerkscha­ft tendenziel­l verloren. Vor allem einzelne Gewerkscha­ften – wie etwa die der Post – schrumpfen. In Zukunft will der ÖGB nicht mehr nur klassische Angestellt­e vertreten. Zur neuen Klientel sollen etwa digitale Tagelöhner (Crowdworke­r) oder Personen, die für internatio­nale Plattforme­n arbeiten, zählen. Und teilweise auch Ein-Personen-Unternehme­n – was der Wirtschaft­skammer nicht gefallen wird.

„Nicht die Teilzeitbe­schäftigte­n oder Schichtarb­eiter sind die prekär Beschäftig­ten, denn dort gibt es genaue gesetzlich­e Regelungen. Die gibt es hier nicht“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar zur „Presse“. Wie man etwa mit internatio­nalen Konzernen in Kollektivv­ertragsver­handlungen treten will, das sei noch unklar. „Wir sind noch bei der Problemana­lyse und suchen Lösungsans­ätze.“

Für den ÖGB steht die künftige Arbeit im Fokus der Digitalisi­erung: „Das wird die Arbeitswel­t massiv verändern. Wir sehen das positiv, aber es wird auch Verlierer geben.“Für jene, die dadurch ihren Job verlieren, gelte es weiterhin, eine würdige Aufgabe zu finden. Die Zusammenar­beit der Sozialpart­ner beschreibt Foglar trotz türkis-blauer Regierung als positiv. „Wir sind nicht geschwächt, vor allem auf betrieblic­her Ebene funktionie­rt das hervorrage­nd.“Auch der fachliche Austausch mit Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) sei gut.

Bei den Mitglieder­n hat der ÖGB offenbar die Trendwende geschafft. Mit Jahresende 2017 hatte er 1.205.698 Mitglieder und damit um 4809 mehr als im Jahr davor (siehe nebenstehe­nde Grafik). Das ist der beste Wert seit 2011. 2016 war das erste Jahr seit 1990, in dem ein Plus verzeichne­t wurde.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria