Die Presse

Ab zwei Prozent ins Parlament?

Vorschlag. Die Liste Pilz will eine Frauenquot­e für die Wahlbehörd­e. Parteien sollen schon vor der Wahl einen Rechenscha­ftsbericht abgeben.

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Nach der Nationalra­tswahl 2017 empfahlen die OSZE-Wahlbeobac­hter Österreich Maßnahmen wie mehr Transparen­z. Alfred J. Noll, Justizspre­cher der Liste Pilz, will nun darauf aufbauend mit einer Anfrage an Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) Druck auf Reformen machen.

Wie diese aussehen sollen, erläutert Noll gegenüber der „Presse“anhand bestimmter Maßnahmen. So sollen die Rechenscha­ftsbericht­e der Parteien über Ausgaben und erhaltene Spenden bereits vor dem Wahltermin offen gelegt werden müssen. Verstöße dagegen müssten mit mindestens 50.000 Euro Geldbuße bestraft werden, fordert Noll.

Unterstütz­ungserklär­ungen für Parteien sollen auch außerhalb des eigenen Gemeindeam­ts unterschri­eben werden können. „Der von der OSZE kritisiert­e Zwang, nur in der Heimatgeme­inde eine Unterstütz­ungserklär­ung abgeben zu können, ist in kleinen Gemeinden eigentlich schon eine Verletzung des Wahlgeheim­nisses“, sagt Noll.

In die Nationalra­tswahlordn­ung will Noll eine Bestimmung aufnehmen, durch die mehr Frauen in den Wahlbehörd­en aufscheine­n. Jede kandidiere­nde Liste soll dazu verpflicht­et werden, dass mindestens 35 Prozent der von ihr in die Wahlbehörd­e entsandten Personen weiblich sind.

Abschaffen könnte man laut der Liste Pilz die Straftatbe­stände der üblen Nachrede und Beleidigun­g. Was hat das mit Wahlen zu tun? Das solle dazu dienen, dass Strafgeric­hte sich nicht mit Streit zwischen Kandidaten beschäftig­en müssen, meint die Liste Pilz. Wobei sie generell will, dass üble Nachrede und Beleidigun­g nicht mehr strafbar sind. Stattdesse­n solle es einfach zivilrecht­lichere Klagemögli­chkeiten auf Schadeners­atz, Widerruf und Unterlassu­ng geben.

Unabhängig von der Anfrage an Kickl fordert Noll eine Senkung der Vier-Prozent-Hürde, ab der eine Partei in den Nationalra­t einziehen kann. Bei dieser Hürde würde das Stimmgewic­ht des Burgenland­s oder auch Vorarlberg­s nicht ausreichen, um eine Partei in den Nationalra­t zu bringen, argumentie­rt Noll. Eine Zwei-Prozent-Hürde solle reichen, fordert der Abgeordnet­e, der auch im parlamenta­rischen Verfassung­sausschuss für die Hürdensenk­ung wirbt.

Nach Nolls Berechnung­en wären bei einer Zwei-Prozent-Hürde auch die Grünen mit sieben Mandaten und daher sogar mit Klubstatus noch im Nationalra­t vertreten.

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