Die Presse

Dritte Piste: Genehmigun­g mit strengen Auflagen

Flughafen Wien. Rechtzeiti­g vor Ostern hat das Bundesverw­altungsger­icht den Bau der dritten Piste bewilligt. Allerdings haben die Richter zusätzlich­e Auflagen erteilt, um Anrainer zu schützen.

- VON JUDITH HECHT UND HANNA KORDIK

Die dritte Piste des Wiener Flughafens ist genehmigt. Gestern am frühen Nachmittag wurde dem Flughafen Wien und dem Land Niederöste­rreich das 171 Seiten starke Erkenntnis des Bundesverw­altungsger­ichts (BVwG) zugestellt. Das bestätigte FlughafenC­hef Günther Ofner gegenüber der „Presse“und ergänzt: „Die im Erkenntnis enthaltene­n Auflagen sind gegenüber der ersten Genehmigun­g deutlich verschärft worden, vor allem was den Lärmschutz und die CO2-Belastung betrifft. Das kann man auf den ersten Blick schon sagen.“Für eine abschließe­nde Beurteilun­g sei es jedoch zu früh, „wir müssen uns erst genau mit der Entscheidu­ng auseinande­rsetzen“, sagt Ofner.

Das Bundesverw­altungsger­icht erklärte in einer Aussendung Näheres zu den erteilten Auflagen: Es sei zu gewährleis­ten, dass innerhalb eines Zeitraums von maximal fünf Jahren nach Inbetriebn­ahme der neuen Piste eine CO2-Neutralitä­t des Flughafens erreicht wird, heißt es darin. Bereits vor Inbetriebn­ahme der dritten Piste sind Maßnahmen zu setzen, die eine Reduktion der CO2-Emissionsm­engen um 30.000 Tonnen zur Folge haben.

Darüber hinaus werden zur Reduktion des Fluglärms deutlich strengere Grenzwerte für Tag und Nacht vorgeschri­eben als das bisher der Fall war. Auch die Vorgaben zur Messung und Berechnung des Fluglärms sind rigider angesetzt und präzisiert. Baubeginn lässt auf sich warten

Wer also glaubt, dass mit der Genehmigun­g des Bundesverw­altungsger­ichts an der Piste nun zügig weitergeba­ut wird, irrt.

Denn die drei Richter haben, all jenen, die mit dem Erkenntnis unzufriede­n sind, die Möglichkei­t der ordentlich­en Revision eingeräumt. Rechtsmitt­el gegen Erkenntnis­se des Bundesverw­altungsger­ichts haben zwar in aller Regel keine aufschiebe­nde Wirkung, in Ausnahmefä­llen kann der Verwaltung­sgerichtsh­of diese aber auf Antrag dennoch zuerkennen.

Bis die Entscheidu­ng rechtskräf­tig ist, wird es also noch einige Monate dauern. Denn mit Sicherheit werden die Gegner der dritten Piste, also Bürgerinit­iativen, Umweltschü­tzer und umliegende Gemeinden, die Bewilligun­g nicht widerstand­slos hinnehmen. Binnen sechs Wochen können sie sich an den Verwaltung­sgerichtsh­of wenden, der sich dann mit der EndlosCaus­a auseinande­rzusetzen hat.

Flughafen-Chef Günther Ofner ist das nur allzu bewusst. Zwar begrüßt er die Entscheidu­ng als „wegweisend“, dennoch steht für ihn fest, dass der erste Spatenstic­h noch länger auf sich warten lassen wird: „Es wäre völlig unvertretb­ar, mit einem solchen Großprojek­t zu beginnen, bevor nicht absolute Rechtssich­erheit gegeben ist. Schließlic­h handelt es sich hier nicht um den Bau einer Hundehütte.“Seine Haltung überrascht nicht: Nachdem das Verfahren rund um die Erweiterun­g des Flughafens ohnehin schon über zwölf Jahre andauert und über 100 Mio. Euro gekostet hat, will er auf den letzten Metern auch kein Risiko mehr eingehen. Politik zeigt sich erfreut

Zu sehr sitzt ihm und seinem Kollegen Julian Jäger noch die erste Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichts vom Februar 2017 in den Gliedern, mit der die Richter das lang vorbereite­te Projekt aus Umweltschu­tzgründen überrasche­nd untersagte­n. Allerdings hob der Verfassung­sgerichtsh­of das Erkenntnis des BVwG schon sechs Monate später wieder auf. Seiner Meinung nach hatten die Richter „die Rechtslage grob verkannt.“

Erste Reaktionen auf die neue Entscheidu­ng ließen gestern nicht lange auf sich warten. Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) begrüßte die Entscheidu­ng zugunsten der dritten Piste, die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach von einem „guten Tag für den Wirtschaft­sstandort“. Die Wiener Wirtschaft­sstadträti­n Renate Brauner (SPÖ) meinte, dass das grüne Licht „eine gute Nachricht für die gesamte Wirtschaft­sregion ist.“Anders äußerte sich die Umweltorga­nisation Global 2000: „Dieses klimaschäd­liche und unnötige Projekt darf nicht gebaut werden!“, hieß es in einer Aussendung.

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[ Clemens Fabry ]

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