Die Presse

Eine „GoogleSteu­er“, die nicht Google trifft

Die alten Steuersyst­eme passen nicht mehr ins digitale Zeitalter.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D ie EU-Länder wollen die steueropti­mierten großen Internetko­nzerne nun also mithilfe einer „Google-Steuer“im Ausmaß von drei Prozent auf deren Umsätze in den einzelnen Mitgliedst­aaten einfangen. Eine ziemlich verhatscht­e Angelegenh­eit, die die gewünschte „Gerechtigk­eit bei der Gewinnbest­euerung“nicht herstellen wird.

Wenn das kommt, werden Amazon, Google & Co. ihre ungeschmäl­erten Gewinne weiter in ihren Steueroase­n versteuern. Und die drei Prozent „Google-Umsatzsteu­er“werden einfach die Konsumente­n tragen.

Ist auch nichts anderes zu erwarten, wenn man Gewinne mit einer Umsatzsteu­er einfangen will. Von einem „effektiven und fairen Steuersyst­em für das digitale Zeitalter“, wie der französisc­he Präsident, Emmanuel Macron, schwärmt, ist dieses Hilfskonst­rukt jedenfalls Lichtjahre entfernt.

Dabei hat Macron prinzipiel­l recht: Wir brauchen dringend ein internatio­nales Steuersyst­em für das digitale Zeitalter. Das jetzige ist auf das Maschinenz­eitalter des ausgehende­n 19. Jahrhunder­ts ausgelegt.

Man muss sich etwa die Frage stellen, ob wir noch die richtigen Dinge besteuern. Derzeit kommt in den Industriel­ändern deutlich mehr als die Hälfte aller Steuern und Abgaben über die Belastung menschlich­er Arbeit herein. Und auf Unternehme­nsebene werden Gewinne besteuert. Besteuerba­re Arbeit geht durch Maschinene­insatz aber immer mehr zurück. Und Gewinne sind in einer globalisie­rten Finanzwelt nicht mehr wirklich greifbar. D as lässt sich durch verhatscht­e Hilfskonst­ruktionen a` la „GoogleSteu­er“nicht ändern. Wir brauchen ein neues Steuersyst­em, das statt Gewinnen und Arbeitslöh­nen beispielsw­eise Ressourcen und Konsum besteuert. Vor allem Konsumsteu­ern könnten alle anderen problemlos ersetzen – weil alle anderen ja ohnehin in den derzeitige­n „Nettopreis­en“einkalkuli­ert sein müssen.

Um eine solche mittelfris­tige Steuerrevo­lution sollten sich EU und OECD Gedanken machen. Und nicht nur über zusätzlich­e Steuern, die Gewinne unangetast­et lassen – und Produkte für Konsumente­n trotzdem verteuern.

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