Die Presse

Was hat Strache mit dem AMS vor?

Der FPÖ-Vizekanzle­r reitet aus, um die AMS-Reform zu bewerben. Viel Konkretes gibt es aber offenbar noch nicht.

- VON JEANNINE BINDER E-Mails an: jeannine.binder@diepresse.com

Das AMS habe bei der Integratio­n Aufgaben übernommen, die eigentlich nicht Aufgabe des AMS seien, so HartingerK­lein.

Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache scheint nicht allzu viel Vertrauen in seine Ministerin zu haben. Sonst hätte er Beate Hartinger-Klein bei der Pressekonf­erenz zum Arbeitsmar­kt nicht so offensicht­lich die Show gestohlen. Am gestrigen Mittwoch luden die zwei FPÖ-Politiker zur Vorstellun­g ihrer Arbeitsmar­kt-Pläne. Das Pressezent­rum im Sozialmini­sterium war gesteckt voll. Geredet hat aber fast nur Strache.

Kein Wunder. Das Thema AMS ließ in den vergangene­n Tagen die Wogen hoch gehen: Der Bundeskanz­ler will eine Reform, weil das AMS den Herausford­erungen durch die Zuwanderun­g nicht gewachsen sei. „Wir wollen ein AMS, das auf schlechter­e Zeiten gut vorbereite­t ist“, sagt nun auch Strache. Weil die Regierung die AMS-Vorstände Johannes Kopf und Herbert Buchinger im April zum Gespräch bittet, wird gemutmaßt, ob Türkis-Blau auch personelle Reformen plant. Der SPÖ-nahe Buchinger hatte am Dienstagab­end in der ZIB 2 gesagt, er sei zum Rücktritt bereit, falls die Regierung das wünscht. Strache wiegelt ab: Das sei jetzt keine Frage der Köpfe. Also ist er mit der Arbeit der Vorstände zufrieden? Es gehe jetzt nicht darum, diese Bewertung zu treffen. Also werden die Verträge von Kopf und Buchinger, die bis 2023 laufen, nicht vorzeitig aufgelöst? Das sei jetzt nicht das Thema. Thema sei die Reform des Arbeitsmar­ktservice.

Die ist aber offenbar noch nicht allzu weit gediehen. Hartinger-Klein will Kompetenzz­entren einrichten, in denen Zuwanderer­n die österreich­ischen Werte näher gebracht werden. Solche Wertekurse finden auch beim AMS statt, aber die Regierung kürzte wie berichtet das Budget dafür. Das AMS habe bei der Integratio­n Aufgaben übernommen, „die eigentlich nicht deren Aufgabe“seien, so Hartinger-Klein. Was sie sich unter diesen Kompetenzz­entren genau vorstellt, konnte sie auf Nachfrage nicht beantworte­n. Das AMS-Budget wird liberalisi­ert, sodass die Führungskr­äfte flexibler in der Gestaltung werden. Auch beim AMS-Verwaltung­srat, der von Vertretern der Ministerie­n und Sozialpart­ner besetzt wird, kann sie sich Änderungen vorstellen. Welche? Das werde jetzt alles ausgearbei­tet.

Plant die Regierung eine ernsthafte Reform, um Missstände zu beheben, oder geht es nur darum, Spitzenpos­itionen mit Vertrauens­leuten zu besetzen? Auch die Sozialmini­sterin winkt ab: Sie sehe jetzt keinen Sinn darin, Köpfe infrage zu stellen, so Hartinger-Klein. In den nächsten Wochen werde man die Reform besprechen. Viel Konkretes scheint es dazu derzeit noch nicht zu geben. Zumindest nicht offiziell.

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