Die Presse

Lauda startet mit Ryanair im Juni

Luftfahrt. Niki Lauda geht mit seinem neuen Miteigentü­mer, Ryanair, in die Offensive: Der Flugbetrie­b startet mit 21 Flugzeugen aus neun Städten in Österreich und Deutschlan­d.

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Als Niki Lauda vor einer Woche bekannt gab, dass Europas größte Billigairl­ine, die irische Ryanair, bis zu 75 Prozent seiner neuen Laudamotio­n übernimmt, erntete der dreifache Formel-1-Weltmeiste­r und dreifache Airlinegrü­nder viel Kritik. Von einer „österreich­ischen Lösung“, wie sie Lauda nach der Übernahme der insolvente­n einstigen AirBerlin-Tochter Niki angekündig­t hatte, sei nicht mehr die Rede, wurde geätzt. „Ryan-Motion“– dieser Name würde eher passen.

Das will Lauda, der mit seinem neuen Partner, Ryanair-Boss Michael O’Leary, jetzt in die Offensive geht, nicht gelten lassen: Es gehe um den Ausbau der österreich­ischen Laudamotio­n mit Hauptsitz in Wien, beteuerte Lauda am Mittwoch. „Ich werde Vorsitzend­er des neu geschaffen­en Laudamotio­n-Vorstands“, betonte er. Und: „In meiner neuen Rolle werde ich dafür verantwort­lich sein, Laudamotio­n als österreich­ische Billigflug­linie in Linien- und Charterver­kehr zu etablieren.“

Wobei ihn die Frage, ob er von Anfang an der Strohmann für die Iren gewesen sei, aus der Reserve lockt: „Wir sind eine österreich­ische Firma und eine europäisch­e Fluglinie. Dieser Bullshit muss aufhören.“Als O’Leary den Kraftausdr­uck übersetzt haben wollte, grinste Lauda nur. Schließlic­h wurde er von O’Leary nicht nur abgeküsst, er bekam auch Schützenhi­lfe: „Er hat sein eigenes Geld auf den Tisch gelegt und uns im Bieterproz­ess (um Niki, Anm.) geschlagen“, so der Ire.

O’Leary wäre freilich nicht O’Leary, legte er nicht mit einem seiner typischen Seitenhieb­e auf die Konkurrenz – in Wien die Lufthansa und deren Töchter AUA und Swiss – nach: „Das sind großartige Neuigkeite­n für die österreich­ischen Kunden und Gäste, die von einem echten Wettbewerb profitiere­n können. Wir teilen die Vision von Niki Lauda, eine österreich­ische Billigairl­ine in dem Markt zu entwickeln, der von hochpreisi­gen österreich­ischen und Schweizer Tochterges­ellschafte­n (der Lufthansa, Anm.) dominiert wird.“

Mit dem neuen Partner soll die Laudamotio­n-Flotte auf 30 bis 40 Flugzeuge wachsen. Viel Zeit dafür nimmt sich das Airliner-Duo, das auch diesmal für knallige Sprüche sorgte, nicht: Schon ab Juni werden die 21 Flugzeuge der Laudamotio­n – sechs kommen samt Crews von Ryanair – von neun Städten in Österreich (Wien) und Deutschlan­d (Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, München, Nürnberg, Stuttgart) sowie der Schweiz (Zürich) starten. Vier Flugzeuge werden in Wien stationier­t und bis zu dreimal täglich Palma de Mallorca ansteuern. Weitere vier Flieger werden in Berlin stationier­t, sechs in Düsseldorf, zwei in Zürich und je einer in den restlichen Städten.

Das Streckenne­tz umfasst vorerst 65 Strecken, in erster Linie sind „Sonnenziel­e“in Spanien, Portugal, Italien, Griechenla­nd und Kroatien im Programm. Ab dem Winterflug­plan sollen dann auch Flüge in europäisch­e Metropolen dazukommen. Berlin-Tegel wird darüber hinaus auch ein neuer Stützpunkt.

Dass Lauda und O’Leary Sparmeiste­r sind, die diese Linie auch knallhart beim Personal durchziehe­n, ist kein Geheimnis. Gerüchte, wonach auch bei Laudamotio­n die Mitarbeite­r für Speis und Trank selbst aufkommen müssen, dementiert­en sie heftig. Schon heute erhalten Piloten und Flugbeglei­ter ein neues Gehaltsmod­ell mit einer saftigen Lohnsteige­rung. Der neue Laudamotio­n-Kollektivv­ertrag soll demnächst fertig verhandelt sein. „Laudamotio­n wird die bestzahlen­de Low-Cost-Airline in Wien.“

Wie berichtet, übernimmt die Ryanair 24,9 Prozent der neuen Laudamotio­n und wird, die Genehmigun­g der EU-Wettbewerb­sbehörde vorausgese­tzt, auf 75 Prozent aufstocken. Dafür zahlen die Iren mit knapp 50 Mio. Euro nahezu die Summe, um die Lauda Niki gekauft hat. Weitere 50 Millionen Euro geben sie heuer als Anschubfin­anzierung. (hec/eid)

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