Die Presse

Ölstaaten wollen eine Opec+ für 20 Jahre

Aus der temporären Kooperatio­n zwischen Russland und der Opec könnte eine permanente werden.

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Es kam einer Sensation gleich, als sich die von Saudiarabi­en geführte Organisati­on Erdöl fördernder Länder (Opec) Ende 2016 mit Russland und einigen anderen Nichtmitgl­iedern darauf einigte, mittels Förderkürz­ungen gemeinsam am Ölmarkt zu intervenie­ren und so den Preis zu stabilisie­ren. Seit knapp eineinhalb Jahren zieht die als Opec+ bezeichnet­e Allianz mittlerwei­le mehr oder weniger erfolgreic­h an einem Strang.

Das sollte auch weiterhin so bleiben, erklärte nun der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman am Dienstag in einem Reuters-Interview. Seinen Worten zufolge nämlich strebe die Opec eine langfristi­ge Zusammenar­beit mit Russland und anderen Förderstaa­ten an. Dabei gehe es um eine Vereinbaru­ng mit einer Laufzeit von zehn oder 20 Jahren. „Wir sind uns beim großen Bild einig, aber nicht in den Details.“

Das Vorhaben wurde gestern auch von Opec-Generalsek­retär Mohammad Barkindo bestätigt. Die Opec suche eine „nachhaltig­ere“Kooperatio­n mit anderen Ölexportlä­ndern, sagte er. Russland sei mit Saudiarabi­en über diverse Kooperatio­nen, darunter auch solche auf dem Energiesek­tor, im Gespräch, erklärte gestern auch Kreml-Sprecher, Dmitrij Peskow.

Nach ursprüngli­cher Übereinkun­ft wäre die Opec+, die insgesamt 24 Ölexportlä­nder umfasst, mit dem Auslaufen des aktuellen Förderkürz­ungsabkomm­ens Ende des Jahres einfach wieder zerfallen. Das schien den Drahtziehe­rn der Allianz, Saudiarabi­en und Russland, aber offenbar doch fahrlässig, zumal ihr Zustandeko­mmen vor eineinhalb Jahren ein Kraftakt mit langer Vorlaufzei­t war. Letztlich war der Kraftakt nicht nur auf den Ölsektor beschränkt, sondern führte auch zu einem intensiven Beziehungs­aufbau zwischen Moskau und Riad, obwohl beide Staaten etwa in Syrien einander feindlich gegenübers­tanden.

Eine dauerhafte Anbindung Russlands an die Opec würde „die Tektonik am Ölmarkt grundlegen­d verändern“, meinte gestern Eugen Weinberg, Rohstoffex­perte der Commerzban­k.

Wäre die Opec+ langfristi­g institutio­nalisiert, könnte sie schneller auf Marktentwi­cklungen reagieren. Schon jetzt würde eine Reihe von Ländern eine Verlängeru­ng der Förderkürz­ungen um sechs Monate (also bis Mitte 2019) vorschlage­n, sagte gestern der irakische Ölminister. Auch Saudiarabi­en spricht bereits von einer Verlängeru­ng bis 2019.

In den vergangene­n Wochen war der Ölpreis stark gestiegen und hatte im Fall der Nordseesor­te Brent am Montag den höchsten Stand seit Ende Jänner bei 71,60 Dollar erreicht. Seither korrigiert der Preis und liegt nun unter 70 Dollar. Grund dafür sind die Aufwertung des US-Dollars und der unerwartet­e Anstieg der US-Rohöllager­bestände. (est)

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