Wo ein Wille, da ein Laufweg
Von Peking bis Linz: Warum die Laufsachen doch in den Koffer sollen.
I ch packe meinen Koffer – und nehme aus Erfahrung keine Sportsachen mit. Sie sind bei meinen Urlauben noch jedes Mal schön gefaltet im Koffer geblieben und die bockigen Laufschuhe haben zudem das Kaufen von Souvenirs wegen Platzmangels schwierig gemacht. All das seien, wie mir ein Leser einst zwischen den Zeilen schrieb, nichts anderes als Ausreden. „Beim Fliegen immer die Laufschuhe anhaben – schafft Platz im Koffer“, riet er. Denn: „Wo ein Wille, da ein Laufweg“.
Davon hatte der Leser schon viele gefunden – und daran ließ er mich (und ich hiermit Sie) teilhaben. In Paris sei der Jardin du Luxembourg oder der Jardin des Tuileries einen Laufausflug wert. In Rom sollte man bei der Engelsburg die Stiege zum Tiber hinunter und dann entlang des Flussufers laufen. In London empfahl er, sich entlang der Themse zu bewegen – am einen Ufer rauf, am anderen runter. In Peking joggte er um das olympische „Vogelnest“herum. Dort gebe es einen herrlichen Park und wechselnde architektonische Perspektiven. In Seoul sei der schönste Park bei der Universität zu finden. „Nur nicht in Delhi laufen“, schrieb er. Die Luft dort sei so schlecht, dass man drei Tage braucht, um die Atemwege rein zu bekommen.
Gut, dass es mich zuletzt nur nach Linz verschlug. Dort ist die Luft in den vergangenen Jahrzehnten deutlich besser geworden. Diese Stadt wollte auch ich im Laufschritt erkunden. Ich lief über die Landstraße (nur an einkauffreien Tagen ratsam) und den Graben bis zum Hauptplatz und weiter auf die Donaulände. An den Straßennamen ließ sich der Unterschied zu Wien nicht erkennen, aber am Glockenspiel und am Blick auf den Pöstlingberg. Das laufende Sightseeing ist zu empfehlen. Sollte es mich nun auch einmal nach Paris, Rom, London oder Peking verschlagen, packe ich meinen Koffer – und nehme die Sportsachen diesmal aus Erfahrung mit.