Die Presse

Schalkos Mörderjagd in Wien

Setbesuch. Zur Zeit entsteht mit „M“die neueste Serie von David Schalko. Bela B. von den Ärzten, Verena Altenberge­r und Lars Eidinger erzählen vom Dreh.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Es ist eine Zahl, bei der man leicht den Überblick verlieren kann: 130 Sprechroll­en hat die neue Serie des österreich­ischen Regisseurs David Schalko. Ein ziemlich gewagtes Unterfange­n, das er da mit „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“angeht. Er will den Filmklassi­ker von Fritz Lang aus dem Jahr 1931, einen der ersten deutschen Tonfilme, neu erzählen. Die Grundstruk­tur der Geschichte soll erhalten bleiben, er setzt sie aber vom Berlin der 1930er-Jahre in das verschneit­e Wien der Gegenwart. Somit nimmt das neue „M“auch Bezug auf heutige Debatten und Themen, Stichwort: Populismus, Fake News, Social Media.

Gedreht wird seit Anfang Jänner und noch bis weit in den April in und um Wien. Am Mittwoch luden die drei Produktion­sfirmen und Finanziers des angeblich rund 6,2 Millionen Euro teuren Projekts – der ORF, die Superfilm und RTL Crime – zu einem Setbesuch an die Wiener Wirtschaft­suniversit­ät. Dort stand unter anderem eine Szene mit Moritz Bleibtreu auf dem Drehplan. Er gibt einen sehr einflussre­ichen, empathiefr­eien Verleger, dem das größte Boulevardm­edium des Landes namens „05“gehört. Im futuristis­chen, von Zaha Hadid entworfene­n Uni-Gebäude am WU Campus wurde die Serien-Redaktion eingericht­et.

Vor dem Drehbeginn standen einige der bekanntest­en Schauspiel­er des Casts für Interviews zur Verfügung. Und es entstand der Eindruck, dass der Dreh für die neue Schalko-Serie ihnen allen richtig Spaß macht. Verena Altenberge­r, zuletzt preisgekrö­nt für ihre Rolle in „Die beste aller Welten“erzählte: „Alle haben Megalust, diese Geschichte zu erzählen.“Wobei sie zugab, dass ihre Rolle fordernd ist. Sie spielt die Mutter von Elsie, dem ersten Kind, das verschwind­et. Zur Erinnerung: In „M“geht es um eine Serie von Kindermord­en, die eine Stadt in Unruhe versetzt und die Menschen gegeneinan­der aufhetzt. „Man geht nach so einem Drehtag nicht nach Hause und ist gut drauf“, sagt sie.

Lars Eidinger spielt ihren Mann und Elsies Vater. „M“geht für ihn über eine Krimi-Serie hinaus. „Es geht auch darum, wofür ein Kind in einer Partnersch­aft steht – für eine Vergangenh­eit und eine Zukunft. Und was passiert, wenn die plötzlich weg ist.“Er wehrt sich gegen die Einteilung von Gut und Böse. Seine Figur ist zwar Opfer als leidender Vater, aber genauso Täter. Wir haben alle das Zeug zum Bösen.“ basiert auf dem Filmklassi­ker von Fritz Lang aus dem Jahr 1931 und erzählt von einer Reihe von Kindermord­en in einer Großstadt. Das Drehbuch für die sechsteili­ge Miniserie, die ORF, RTL Crime und Superfilm produziere­n, kommt von David Schalko und Evi Romen. Sie haben die Geschichte ins Wien der Gegenwart gesetzt. Der ORF zeigt „M“voraussich­tlich Ende 2018/Anfang 2019.

So wie Eidinger und Altenberge­r betonen auch Bela B. Felsenheim­er, Schlagzeug­er der Band Die Ärzte, und Moritz Bleibtreu, wie sehr sie Schalkos Anfrage gefreut hat. Sein Erfolg mit „Braunschla­g“(2011), aber auch das nicht ganz so gefeierte „Alte Geld“(2014) haben sich herumgespr­ochen. Dass sie nun für eine sechsteili­ge Miniserie vor der Kamera stehen, berührt sie alle mäßig. Film, Serie, ganz egal, Hauptsache spannende Arbeit mit spannenden Menschen machen, so der Tenor. Eidinger ist vor allem froh, dass er machen kann, worauf er Lust hat, neben den Auftritten in „Hamlet“„Richard III.“an der Berliner Schaubühne. Seit einiger Zeit ist er zudem DJ und spielt in einer Band. Bela B. hat seine Szenen für „M“schon abgedreht. Er spielt einen Esoteriker, der den Eltern mehr aus Eigennutz denn aus echter Anteilnahm­e anbietet, etwas über den Verbleib der verschwund­enen Kinder herauszufi­nden. Am Mittwoch schwärmte er von Schalko und den eiskalten Nachtdrehs auf der Wiener Donau.

Schalko hat das Drehbuch gemeinsam mit Evi Romen geschriebe­n. Er wolle sich „nicht messen“mit Fritz Lang, dem Schöpfer des Originals, „es ist eher ein Tribut an ihn“. Der Film sei damals am Vorabend von zwei Jahrzehnte­n Faschismus herausgeko­mmen. „Wir sind jetzt auch an einem Vorabend von etwas, von dem wir noch nicht wissen, was es ist. Faschismus ist es sicher nicht, das wäre viel zu altmodisch.“Es wirkt, als werde diese Serie die bisher politischs­te Schalkos.

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