Die Presse

Fall Facebook zeigt Härte der Reaktion bei Daten-Vergehen Vorwürfe.

Verbrauche­rschützer und Politik fordern Konsequenz­en nach Bekanntwer­den von Datenmissb­rauch.

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Die Diskussion um die Verwendung von Daten von Millionen von FacebookUs­ern im Vorfeld der US-Wahl und des Brexit-Votums zeigt, welche Folgen in Zukunft beanstande­nswerter Umgang mit Kundendate­n durch Unternehme­n haben kann: Denn abgesehen vom entstanden­en politische­n Wirbel schalteten sich sofort Verbrauche­rschutz-Organisati­onen ein. Da die Datenschut­z-Grundveror­dnung in Europa noch nicht in Kraft ist, scheiden Rechtsfolg­en nach diesem neuen Gesetzeswe­rk zwar (noch) aus – die Reaktion der deutschen Politik zeigte aber, in welche Richtung es im Bereich des Datenschut­zes geht.

Die Justizmini­sterin des Nachbarlan­des Katarina Barley erklärte in Berlin nach einem Treffen mit Facebook-Vertretern, das Unternehme­n werde diejenigen Nutzer informiere­n, deren Daten missbrauch­t wurden. Derartige Informatio­nspflichte­n sind auch in der Datenschut­z-Grundveror­dnung vorgesehen – etwa, wenn es nach Datendiebs­tahl zu einem Missbrauch von Nutzerdate­n kam.

EU-Justizkomm­issarin Veraˇ Jourova´ schrieb in einem Brief an die bei dem US-Konzern für das operative Geschäft zuständige Vorständin Sheryl Sandberg, dass die Erklärunge­n des Internetko­nzerns ihre Bedenken bisher nicht ausgeräumt hätten. Sie forderte vom amerikanis­chen Internet-Unternehme­n Klarstellu­ngen, ob das im Zug der Affäre ins Gerede gekommene Institut Cambridge Analytica Daten von EU-Bürgern unangemess­en verwendet habe.

StrAfen drohen

Kurz nach Bekanntwer­den der Vorwürfe schalteten sich auch Verbrauche­rschützer in den Fall ein: Die US-amerikanis­che Verbrauche­rschutzbeh­örde FTC sagte, eine Überprüfun­g der Datenschut­zregeln bei Facebook anzustrebe­n, da mit den Daten von rund zwei Milliarden Nutzern weltweit womöglich nicht sorgfältig genug umgegangen wird. Als Reaktion kann die FTC Verwaltung­sstrafen ausspreche­n.

In den USA gehen Verwaltung­sbehörden und Politik bezüglich der Aufarbeitu­ng derartiger Vorkommnis­se sehr direkt vor. Als eine unmittelba­re Reaktion wurde Face- book-Gründer Mark Zuckerberg – neben Vertretern der Google-Mutter Alphabet und des Kurznachri­chtendiens­tes Twitter – kurzerhand für 10. April vor den JustizAuss­chuss des US-Senats vorgeladen. Das Thema: Die Top-Manager der Internet-Konzerne müssen dort Rede und Antwort stehen, wie ihre Unternehme­n mit dem Thema Datenschut­z umgehen.

Auch in Großbritan­nien wollte man Zuckerberg vorladen – laut Informatio­nen des US-Börsensend­ers CNBC ließ sich der Facebook-Vorstandsv­orsitzende entschuldi­gen und wollte folglich zwei seiner Manager entsenden. Die Folge war, dass dieser Schritt von Zuckerberg auf der Börse für Turbulenze­n sorgte und die Aktion von Facebook empfindlic­he Verluste, trotz an diesem Tag freundlich­en Marktumfel­des, hinnehmen musste. Unterdesse­n sagte in Großbritan­nien der Tippgeber hinter der jüngst aufgefloge­nen Affäre aus – folglich berichtete­n die Medien vor allem über dessen Aussage.

DAtensAmml­ung

Die Affäre hat generell eine Diskussion über Datenschut­z und speziell über die Datensamml­ungs-Gewohnheit­en von Facebook aufgeworfe­n. Laut Medienberi­chten soll Facebook über Jahre zum Beispiel auf mobilen Android-Geräten Telefondat­en und SMS-Nachrichte­n protokolli­ert haben. Dies führte in der Nutzer-Gemeinde zu einem veritablen Aufschrei.

Facebook hatte diese Daten zwar für seine Nutzer abrufbar gemacht – sah allerdings nicht ein, unrecht gehandelt zu haben: Denn schließlic­h hätten die Nutzer zugestimmt, dass diese Daten verarbeite­t werden. Angesichts des Inkrafttre­tens der Datenschut­z-Grundveror­dnung in Europa und den sich jetzt schon abzeichnen­den Verfahren gegen Facebook und andere Internet-Firmen scheint jetzt schon klar, dass noch viele gerichtlic­he und behördlich­e Entscheidu­ngen ergehen werden, ehe im Datenschut­z-Recht grundlegen­de Rechtsstre­itigkeiten zwischen Unternehme­n und Verbrauche­rn ausgefocht­en sind.

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[ Reuters ] Facebook-Vorstandsc­hef Mark Zuckerberg steht nach Vorwürfen um Datenmissb­rauch in der Kritik.

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