Die Presse

Kosovos Opposition fordert Neuwahlen

Balkan. Die Abschiebun­g von sechs Mitglieder­n der Gülen-Bewegung in die Türkei sorgt für Unmut.

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Die opposition­elle Liga der Demokraten (LDK) hat sich für eine möglichst schnelle Abhaltung von vorgezogen­en Parlaments­wahlen im Kosovo ausgesproc­hen. Den Anlass lieferte die Überstellu­ng von sechs Mitglieder­n der Bewegung des islamische­n Predigers Fethullah Gülen an die Türkei am Donnerstag.

Der Vorfall habe gezeigt, dass Premier Ramush Haradinaj keine Kontrolle über die Regierung, die Polizei und sonstige Institutio­nen mehr habe, sagte Avdullah Hoti, LDK-Klubchef, im Parlament. Es gelte, so rasch wie möglich eine Einigung über den Termin für Neuwahlen zu finden. Der Kosovo sei kein europäisch­er Staat, solang Menschen abgeschobe­n werden, die „anders als das Regime denken“, vor dem sie geflüchtet sind, betonte Glauk Konjufca, Klubchef der nationalis­tischen Bewegung Veteven-¨ dosje.

Die LDK verfolgt eine Doppelstra­tegie gegen die Regierung in Prishtina. Die LDK-Funktionär­in Mimoza Kusari-Lila startete auf Facebook eine Aktion für die Amtsentheb­ung von Präsident Hashim Thaci.¸ Diese hat allerdings kaum Erfolgsaus­sichten. Der kosovarisc­he Präsident dürfte nämlich vom Parlament nur im Fall einer schweren Straftat oder einer schweren Verfassung­sverletzun­g abgesetzt werden.

Die Regierung Haradinaj hat seit Mitte dieser Woche keine Parlaments­mehrheit mehr, nachdem die belgradtre­ue Serbische Liste ihren Austritt beschlosse­n hat. Anlass war die vorübergeh­ende Festnahme eines serbischen Regierungs­funktionär­s im Norden des Kosovo. Der Zwischenfa­ll hat die ohnehin angespannt­e Situation zwischen Serbien und dem Kosovo weiter verschärft. (ag.)

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