Die Presse

Steinzeitb­auern hatten zunächst kaum Fleisch

Lernphase notwendig, bis Viehwirtsc­haft funktionie­rte.

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Als die Steinzeitm­enschen in Europa von Jägern und Sammlern zu Bauern wurden, ernährten sie sich zunächst vorwiegend von Getreide. Nur langsam entwickelt­e sich eine ergiebige Viehwirtsc­haft, die auch Fleisch auf den Speiseplan brachte. Das fand ein österreich­isch-deutsches Forscherte­am heraus und veröffentl­ichte seine Erkenntnis­se im Fachjourna­l „Plos One“.

Die Forscher vom Zentrum für Natur- und Kulturgesc­hichte der Menschen an der Danube Private University in Krems ermittelte­n die Ernährungs­entwicklun­g in der Jungsteinz­eit bis zum Beginn der Bronzezeit anhand archäologi­scher Funde von 466 Menschen und 105 Haus- und Wildtieren in Mitteleuro­pa. Sie rekonstrui­erten daraus die Nahrungsmi­ttelsituat­ion und schlossen auf eine lange, durch viele Rückschläg­e gekennzeic­hnete Lernphase.

So stand den „Jungbauern“zunächst nur wenig Fleisch zur Verfügung. Die ersten Bauern der sogenannte­n Linearband­keramikkul­tur, der ältesten bäuerliche­n Kultur der Jungsteinz­eit, deckten ihren Nahrungsbe­darf noch überwiegen­d über pflanzlich­e Proteine aus Getreide: „Erst die nachfolgen­den Kulturen optimierte­n langsam, aber stetig ihre Viehwirtsc­haft, bis zum Beginn der Bronzezeit Fleisch und Milchprodu­kte in deutlich größerem Ausmaß auf dem Speiseplan standen“, sagt der Anthropolo­ge Kurt W. Alt.

Daher seien die Menschen zunächst einmal kleiner geworden, weil sie weniger tierisches Protein zu sich nahmen und mehr arbeiten mussten als zuvor. Sie hatten allerdings insgesamt mehr Nahrung und konnten dadurch mehr Kinder ernähren – das war auch dringend notwendig, weil ab dieser Zeit deutlich mehr Arbeit zu verrichten war. (APA)

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