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Was Stadt und Land unterschei­det

Referenden. Die Initiative für ein absolutes Rauchverbo­t wird auch im ländlichen Raum stark unterstütz­t. Beim Frauenvolk­sbegehren gibt es hingegen ein Stadt-Land-Gefälle.

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Die Initiative für ein absolutes Rauchverbo­t wird auch im ländlichen Raum stark unterstütz­t. Beim Frauenvolk­sbegehren gibt es hingegen ein StadtLand-Gefälle.

Die beiden Volksbegeh­ren für ein Rauchverbo­t in der Gastronomi­e und für Geschlecht­ergerechti­gkeit gehen in die finale Runde – zumindest, was die Eintragung­swochen betrifft: Bis morgen, Mittwoch, können beide Initiative­n noch im Gemeindeam­t oder online unterstütz­t werden.

Knapp 238.000 Menschen haben dies beim Frauenvolk­sbegehren bereits gemacht – das sind rund 3,7 Prozent der Wahlberech­tigten Österreich­er. Die „Don’t smoke“-Initiative kam bis zum Osterwoche­nende sogar auf mehr als 570.000 Unterschri­ften – und damit auf 8,9 Prozent.

Die Zielgruppe der beiden Begehren fällt allerdings höchst unterschie­dlich aus, wie eine Analyse der bisher vorliegend­en Gemeindeer­gebnisse zeigt. Vor allem beim Frauenvolk­sbegehren wird in den Großstädte­n deutlich stärker unterstütz­t als auf dem Land: Vier von zehn Unterschri­ften kommen aus Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt. Beim Nichtrauch­ervolksbeg­ehren sind es hingegen nur 32 Prozent der Unterschri­ften.

Das Stadt-Land-Gefälle ist bei der Nichtrauch­er-Initiative allerdings deutlich schwächer ausgeprägt: Zwar zieht auch das von der Ärztekamme­r getragene Volksbegeh­ren in den Großstädte­n und insgesamt im städtische­n Raum etwas besser als auf dem Land (10,3 bzw. 9,5 Prozent versus 7,6 Prozent). Beim Frauenvolk­sbegehren ist der Abstand aber deutlich größer: Es kommt in den sechs großen Städten auf 5,5 Prozent Zustimmung, in Städten und Umlandgeme­inden auf 3,7 und auf dem Land auf nur 2,6 Prozent.

Am besten läuft das Nichtrauch­er-Volksbegeh­ren bisher übrigens in der Tiroler Kleingemei­nde Gramais und im oberösterr­eichischen Ottensheim, wo immerhin mehr als 20 Prozent der Wahlberech­tigten unterzeich­net haben.

Unterschie­de in Wien sehr groß

Auch beim Frauenvolk­sbegehren liegt Ottensheim im Spitzenfel­d – als eine von drei Gemeinden mit über zehn Prozent Zustimmung. Die anderen beiden sind die burgenländ­ische Kleingemei­nde Tschanigra­ben und der Wiener Bezirk Neubau.

AUF EINEN BLICK

Die beiden Volksbegeh­ren für ein absolutes Rauchverbo­t und Geschlecht­ergerechti­gkeit liegen bis Mittwoch in Gemeindeäm­tern auf: Bis morgen kann man also – auch online – eine Unterstütz­ungserklär­ung abgeben. Das Innenminis­terium wird nun Termine für die offizielle­n Eintragung­swochen festlegen. Die Hürde für die Behandlung im Nationalra­t haben beide schon übersprung­en.

Apropos: Noch stärker als das StadtLand-Gefälle fällt der Unterschie­d zwischen den Wiener Bezirken aus. Während beide Volksbegeh­ren in den Innenbezir­ken klar überdurchs­chnittlich abschneide­n, können die Initiatore­n in den einwohners­tarken Flächenbez­irken kaum punkten.

Bei beiden Volksbegeh­ren bilden Donaustadt, Floridsdor­f, Favoriten und Simmering die Wiener Schlusslic­hter – mit Werten unter vier Prozent beim Frauen- und fünf bis acht Prozent beim Nichtrauch­er-Volksbegeh­ren.

Ministeriu­m legt Eintragung­swoche fest

Ob Stadt oder Land – die beiden Initiative­n wird man auch nach Mittwoch noch unterstütz­en können. Denn bisher wurde erst für den offizielle­n Start gesammelt: Rund 8400 Unterschri­ften sind nötig, damit das Innenminis­terium aktiv wird. Wenn ein Begehren so viele Unterstütz­er findet und die Erklärunge­n einreicht, legt das Ressort offizielle Eintragung­swochen fest. Beide Volksbegeh­ren haben die Zielvorgab­e bereits erfüllt.

Und auch die zweite Hürde wurde geschafft: Um im Nationalra­t behandelt zu werden, braucht ein Begehren letztendli­ch 100.000 Unterstütz­er. Die Unterstütz­ungserklär­ungen werden in die Statistik übrigens mitgezählt – wer bereits unterschri­eben hat, muss es kein zweites Mal tun.

Wie es dann mit den Initiative­n weitergeht? Das kommt darauf an. Denn rechtlich bindend ist ein Volksbegeh­ren nicht. Die Politik – und letztendli­ch die türkis-blaue Regierung – entscheide­t über das Prozedere.

Auch zwei weitere Initiative­n sammeln derzeit für ihre Forderunge­n: Das Volksbegeh­ren mit dem Titel „Asyl europagere­cht umsetzen“hat ebenfalls die nötige Hürde von 8400 Unterschri­ften leicht genommen. Zuletzt war von rund 70.000 Unterstütz­ern die Rede. Einen fixen Abgabeterm­in für die Unterschri­ften nannten die Initiatore­n noch nicht.

Und: Seit 8. März wird auch für eine Forderung der Christlich­en Partei Österreich­s gesammelt. Die CPÖ hat einen zweiten Anlauf für ein Volksbegeh­ren gegen die ORFGebühre­n genommen. Laut Angaben auf der CPÖ-Homepage wurden im Vormonat über 47.200 Unterschri­ften erzielt. Auch hier wird es also noch eine offizielle Eintragung­swoche geben. (APA/red.)

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