Die Presse

China wehrt sich gegen Trump

Handelsstr­eit. Die Volksrepub­lik erhebt Zölle auf US-Waren wie Wein oder Schweinefl­eisch. Noch scheinen die beiden Streitpart­eien aber eine Eskalation vermeiden zu wollen.

- VON BEATE LAMMER

Der Handelsstr­eit geht in die nächste Runde: Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium hat China nun – wie angekündig­t – 128 US-Produkte mit zusätzlich­en Zöllen zwischen 15 und 25 Prozent belegt. Betroffen sind etwa Wein, Schweinefl­eisch und Früchte, das Volumen wird mit drei Mrd. Dollar beziffert.

1 Legt es China nun auf eine Eskalation des Handelskri­egs an?

Vorerst scheint das nicht der Fall zu sein. Die wichtigste­n US-Exportprod­ukte nach China sind Flugzeuge und Sojabohnen. Diese stehen vorerst nicht auf der Liste der mit neuen Zöllen belegten Produkte. Auch Trumps Zölle auf chinesisch­e Stahl- und Aluminiume­xporte in die USA treffen die chinesisch­e Wirtschaft nicht besonders hart: China exportiert gar nicht mehr so viel Stahl in die USA. Nur knapp drei Prozent der USStahlimp­orte kommen aus der Volksrepub­lik. Beim Handelsstr­eit geht es vorerst vor allem um Symbolik.

2 Könnte sich der Handelsstr­eit weiter zuspitzen?

Diese Gefahr ist durchaus gegeben. Trumps Handelsbea­uftragter, Robert Lighthizer, hat den Auftrag, innerhalb von zwei Monaten weitere Zölle gegen China auszuarbei­ten, die mit unfairen Handelspra­ktiken und Diebstahl geistigen Eigentums begründet werden. Dabei könnten der chinesisch­e Telekom- und Technologi­esektor ins Visier geraten. Peking könnte in weiterer Folge Zölle auf Sojabohnen aus den USA erlassen. Davon wären vor allem US-Landwirte betroffen, von denen viele zu Trumps Unterstütz­ern zählen. Auch könnten die Chinesen künftig mehr Flugzeugau­fträge an den europäisch­en Produzente­n Airbus und weniger an den US-Konkurrent­en Boeing vergeben. Das würde die US-Wirtschaft wesentlich stärker treffen als die bisher angekündig­ten Maßnahmen.

3 Ist der Handelsstr­eit zwischen den USA und der EU inzwischen beigelegt?

Nein. Die EU-Staaten sind vorerst bis zum 1. Mai von den neuen Zöllen auf Stahl und Aluminium ausgenomme­n. Nun wird verhandelt. Die USA sollen dabei etwa auf eine Senkung des EU-Importzoll­s auf US-Autos drängen. Er liegt derzeit bei zehn Prozent, während der US-Zoll auf europäisch­e Autos nur 2,5 Prozent beträgt. Die EU-Kommission sieht aber keinen Raum für weitreiche­nde Zugeständn­isse, da ein solches Entgegenko­mmen an die USA negative Konsequenz­en für die Beziehunge­n zu anderen wichtigen Handelspar­tnern haben könnte, etwa für das bereits ausgehande­lte Freihandel­sabkommen mit Japan.

4 Welche Position haben andere Staaten in diesem Handelsstr­eit?

Die USA verhandeln derzeit auch mit anderen Ländern wie Kanada, Mexiko, Brasilien, Australien und Argentinie­n, unter welchen Umständen diese Länder von den Stahlzölle­n ausgenomme­n werden könnten. Südkorea hat bereits Zugeständn­isse gemacht. Dazu wird das sechs Jahre alte Freihandel­sabkommen zwischen beiden Ländern in einigen Punkten zugunsten der USA geändert. Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) warnte die Europäer davor, einen ähnlichen Deal wie Südkorea einzugehen. „Besser wäre es, ein Freihandel­sabkommen mit den USA auf Augenhöhe zu verhandeln“, sagte DIHK-Außenwirts­chaftschef Volker Treier.

5 Wie reagieren die Börsen auf den drohenden Handelskri­eg?

Die Börsen mögen vor allem eines nicht: Unsicherhe­it. Da noch nicht absehbar ist, welche Zölle nun überhaupt kommen und wie groß deren Einflüsse auf den Welthandel und die globale Konjunktur sein werden, herrscht seit Wochen große Nervosität an den weltweiten Handelsplä­tzen. Das hat aber auch damit zu tun, dass es auf den Aktienmärk­ten zuvor jahrelang fast nur nach oben gegangen ist. Nun fürchten viele Investoren, dass der Handelsstr­eit der Auslöser für die nächste Korrektur sein könnte.

Wir haben absolut keine Angst vor einem Handelskri­eg mit den USA. Chinesisch­es Handelsmin­isterium

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