Die Presse

Israelisch­e Regierung

Gaza-Proteste. Israels Verteidigu­ngsministe­r, Avigdor Lieberman, weist die UN-Forderunge­n nach einer Untersuchu­ng der blutigen Zwischenfä­lle zurück.

- Von unserer Korrespond­entin SUSANNE KNAUL

Auch nach den tödlichen Schüssen auf palästinen­sische Demonstran­ten im Gazastreif­en hält Israels Regierung unveränder­t an dem harten Vorgehen der Armee fest. Man werde sich auch künftig „nach dem Prinzip der eisernen Mauer“zur Wehr setzen, kündigte Verteidigu­ngsministe­r Avigdor Lieberman an. Die Palästinen­ser planen, ihre Protestakt­ion „Marsch der Rückkehr“noch weitere sechs Wochen fortzusetz­en. UNO-Generalsek­retär Antonio Guterres forderte eine Untersuchu­ng der blutigen Vorfälle, bei denen bisher mindestens 18 Palästinen­ser getötet worden sind. Lieberman lehnte Ermittlung­en ab und riet stattdesse­n dazu, „den Tod von einer halben Million Menschen in Syrien zu untersuche­n, und Hunderttau­sender Menschen im Jemen, in Libyen und im Sudan“.

Mit den Unruhen im Grenzgebie­t lenken die Palästinen­ser die Aufmerksam­keit auf die wachsende Not im Gazastreif­en. Knapp drei Viertel der Menschen leben in den Flüchtling­slagern und sind auf Nahrungsmi­ttelhilfen angewiesen. US-Präsident Donald Trump kürzte jüngst die Zuwendunge­n der USA an die UN-Flüchtling­shilfe. Der Protest der Palästinen­ser ist auch ein Hilferuf an die Welt.

„Terrorakt“oder „Kriegsverb­rechen“

Während Israels Armee die im Gazastreif­en herrschend­e radikalisl­amische Hamas für das Blutbad verantwort­lich macht und von einem „organisier­ten Terrorakt“sprach, hielten sich die Palästinen­ser an die Version, es handelte sich bei den Toten um Unschuldig­e. „Es kam zu keinerlei Gewalt, es sind keine Steine geworfen und keine Kugeln ab-

AUF EINEN BLICK

Bei den Demonstrat­ionen an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreif­en wurden bisher mindestens 18 Palästinen­ser getötet und 1400 verletzt. Die islamistis­che Hamas, die im Gazastreif­en regiert, hat zu den Kundgebung­en aufgerufen. Bei den Massenprot­esten vor den israelisch­en Grenzanlag­en versuchten Demonstran­ten auch immer wieder, die Sperren zu durchbrech­en. Das israelisch­e Militär setzte Tränengas, aber auch scharfe Munition ein. Der israelisch­e Verteidigu­ngsministe­r, Avigdor Lieberman, kündigte an, am „Prinzip der eisernen Mauer“festzuhalt­en. geschossen worden“, erklärte Nabil Shaat, ein enger Berater von Palästinen­serpräside­nt Mahmoud Abbas. Sämtliche Todesopfer seien im Gazastreif­en erschossen worden, „nicht auf israelisch­em Boden“. Shaat nannte Israels Generalsta­bschef, Gadi Eisenkot, „einen Mörder“und sprach von „einem Kriegsverb­rechen“.

Verbales Duell mit Erdogan˘

Auch in Kairo und Teheran wurde scharfe Kritik gegen das Vorgehen der israelisch­en Sicherheit­skräfte laut, die einhundert Scharfschü­tzen in der Grenzregio­n postiert hatten, um ein Eindringen der Menschenma­ssen oder auch einzelner Palästinen­ser zu verhindern.

Israels Regierungs­chef, Benjamin Netanjahu, reagierte besonders empfindlic­h auf die Kritik des türkischen Staatspräs­identen, Recep Tayyip Erdogan,˘ der die Vorfälle als „Massaker“bezeichnet und Israel einen „Terrorstaa­t“genannt hatte.

Netanjahu kommentier­te auf seiner Facebook-Seite, dass sich „die moralischs­te Armee der Welt keine Moralpredi­gten von jemandem anhören wird, der selbst

 ??  ?? Weltunterg­angsstimmu­ng an der Grenze zwischen IsraeGazas­treifen. Ein Bub hält während der massiven Proteste eine palästinen­sische Fahne hoch.
Weltunterg­angsstimmu­ng an der Grenze zwischen IsraeGazas­treifen. Ein Bub hält während der massiven Proteste eine palästinen­sische Fahne hoch.

Newspapers in German

Newspapers from Austria