Die Presse

38.000 Euro jährlich für die Buden

Burschensc­haften. Der Österreich­ische Pennäler Ring erhält seit knapp zwei Jahrzehnte­n Subvention­en vom Jugendmini­sterium. Doch erfüllt der Verband auch die Förderkrit­erien?

- VON IRIS BONAVIDA

Die schwarz-blaue Regierung führte die Förderunge­n im Jahr 2000 ein, die rotschwarz­e Koalition setzte sie seitdem fort – und auch unter Türkis-Blau dürfte es keine Änderungen geben: Seit Jahren erhält der Österreich­ische Pennäler Ring (ÖPR) staatliche Mittel – also jener Dachverban­d, dem rund 60 schlagende Schülerver­bindungen angehören. Die „Presse“berichtete bereits im Jänner darüber.

In einer parlamenta­rischen Anfragebea­ntwortung listet das Familien- und Jugendmini­sterium nun auf, wie hoch die Förderunge­n in den vergangene­n Jahren tatsächlic­h waren: Von 2013 bis 2017 gingen jeweils rund 38.000 Euro an den ÖPR. Knapp 15.000 betrug regelmäßig eine sogenannte Basisförde­rung, ähnlich hoch waren Projektför­derungen. Das Ministeriu­m nennt hierfür beispielsw­eise die Mitglieder­zeitung „Junges Leben“, die Homepage des Verbandes sowie einen Kalender. Die restlichen 9000 Euro wurden als Mitgliedsb­eitrag für die Geschäftss­telle der Bundesjuge­ndvertretu­ng verbucht. Auch von 2001 bis 2012 dürften ähnliche Geldsummen an den Dachverban­d geflossen sein.

Immer wieder wurde Kritik an diesen Förderunge­n geübt: Das Mauthausen-Komitee, das oberösterr­eichische Netzwerk gegen Rassismus sowie das Dokumentat­ionsarchiv (DÖW) forderten die Regierung dazu auf, die Zahlungen einzustell­en.

Auch der grüne Bundesrat David Stögmüller fordert nun von Jugendmini­sterin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), den schlagende­n Schülerver­bindungen keine Subventio- nen mehr zukommen zu lassen: „Denn meiner Ansicht nach sind die Kriterien der Jugendförd­erung nicht erfüllt“. Um welche Kriterien handelt es sich dabei? Laut Jugendförd­erungsgese­tz müssten die Vereine mit ihrer Arbeit – und damit auch den staatliche­n Geldern – bestimmte Ziele erfüllen. Dabei geht es um Demokratie­förderung, aber auch um „die Förderung der Bereitscha­ft zu Toleranz, Verständig­ung und friedliche­m Zusammenle­ben“sowie „des gegenseiti­gen Verständni­sses im innerstaat­lichen wie auch im internatio­nalen Bereich“. Auch die „Gleichbere­chtigung beider Geschlecht­er“wird genannt.

In diesen Punkten sieht Stögmüller einen „krassen Widerspruc­h“. Immerhin dürften Frauen nicht gleichbere­chtigte Mitglieder der schlagende­n Verbindung­en und des Pennäler Rings sein. „Für mich ist der Verband auch nicht demokratie­fördernd.“Das Ministeriu­m solle externe Experten heranziehe­n, um dies zu überprüfen.

Das Jugendress­ort widerspric­ht Stögmüller in der Anfragebea­ntwortung: Die Förderung sei „keine Ermessenss­ache, sondern eine gesetzlich­e Verpflicht­ung“. Der ÖPR erfülle „gemäß eigener Angaben sowie gemäß den Vereinssta­tuten alle notwendige­n Voraussetz­ungen“für die Förderunge­n. Außerdem zitiert man aus der Satzung: Demnach verfolgen „Korporatio­nen, die im ÖPR Mitglied sind, den Zweck der Wahrung, Pflege und Festigung der Liebe zur Heimat“. Die Förderung der Mitglieder in kulturelle­r und gesellscha­ftlicher Hinsicht komme man unter anderem mit Seminaren und gemeinsame­n sportliche­n Aktivitäte­n nach.

Ob der Pennäler Ring auch in diesem Jahr Förderunge­n erhält, ist übrigens noch offen: Laut Familienmi­nisterium wurde für das laufende Jahr noch kein Ansuchen auf Auszahlung­en gestellt.

Die Debatte über die Subvention­en war im Jänner wieder aufgekomme­n, als die schlagende Schülerver­bindung des niederöste­rreichisch­en FPÖ-Spitzenkan­didaten Udo Landbauer Schlagzeil­en machte: In einem Liederbuch der Germania zu Wiener Neustadt fanden sich NS-verherrlic­hende Inhalte. Die Verbindung wurde daraufhin vom Österreich­ischen Pennäler Ring ausgeschlo­ssen.

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