Die Presse

Herrn Heynckes’ Gespür für Spanien

Champions League. Bayern München stand gegen Klubs aus der Primera Division seit 2014 stets auf verlorenem Posten. Gegen Sevilla soll ein Mann die Trendwende einleiten: Jupp Heynckes.

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Unter dem Kommando von Triple-Trainer Jupp Heynckes will der FC Bayern wie zuletzt im Triumphjah­r 2013 endlich wieder in Spanien bestehen. Nach der Münchner Torparty beim 6:0 gegen Borussia Dortmund soll der FC Sevilla im Champions-LeagueVier­telfinale (Hinspiel heute, 20.45 Uhr, live in ZDF, Sky) nicht der nächste Klub aus der Primera Division´ sein, der für einen schmerzhaf­ten Königsklas­sen-K.-o. der Deutschen sorgt. „Wir treffen auf einen Gegner, den man absolut alles andere als unterschät­zen darf“, mahnte Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge.

Um das Halbfinale zu erreichen, brauche man „zwei fantastisc­he Abende“, sagte Rummenigge. Real Madrid (2014), FC Barcelona (2015), Atletico´ Madrid (2016) jeweils im Halbfinale und noch mal Real Madrid vor einem Jahr im Viertelfin­ale waren jeweils die Endstation. „Bei der Statistik darf man nicht arrogant oder gar überheblic­h dahingehen“, sagte Rummenigge, bevor er zum Charterfli­eger mit der Nummer LH2570 nach Andalusien schritt.

Der letzte Sieg in Spanien liegt fünf Jahre zurück: Auf dem Weg zum Titelgewin­n jubelten die Heynckes-Bayern gegen Barca.¸ „In der Champions League spielen absolute Topteams. Es ist schwierige­r als 2013“, betonte Heynckes, der in seiner insgesamt vierten Champions-League-Saison nach 1998, 2012 und 2013 zum vierten Mal ins Endspiel einziehen will. Spekulatio­nen über den neuen BayernTrai­ner, den Rummenigge im April verkünden will, oder Wechselger­üchte wie die um Robert Lewandowsk­i und Real Madrid, müssen die Münchner auf ihrer Titelmissi­on ausblenden.

Vor dem Start in die heißen Wochen wies der 72-Jährige sein Ensemble um die zuletzt angeschlag­enen Rückkehrer Arturo Vidal und Juan Bernat klar darauf hin, was er von jedem einzelnen erwartet. Die Saison und die eigene Abschiedst­ournee sollen ein glorreiche­s Ende finden. „Das ist eine Message, die angekommen ist“, urteilte der Spanien-Experte Heynckes, der als Trainer bei Real Madrid, CD Teneriffa und zweimal bei Athletic Bilbao arbeitete. Seine Ligabilanz gegen Sevilla: Fünf Siege, drei Remis, vier Niederlage­n.

Das 6:0 beim Torschusst­raining gegen einen desaströse­n BVB war das perfekte Warm-up der Münchner für im Idealfall noch 13 Spiele und drei Titel. „Jetzt beginnen die Wochen, für die man die ganzen Vorbereitu­ngen absolviert, im April geht es um alles. Wir hoffen natürlich, dass wir ganz lang dabei sind“, sagte Thomas Müller, vor dem fünfmalige­n Sieger in UEFA-Cup und Europa League.

„Natürlich stand der Name FC Sevilla noch nicht so oft im Champions-League-Viertelfin­ale und deswegen ist der Name des FC Bayern da natürlich etwas klangvolle­r. Der Erwartungs­druck ist vorhanden, dem wollen wir gerecht werden“, bemerkte der 28-Jährige, der wie Lewandowsk­i (3), James Rodr´ıguez und Franck Ribery´ gegen die Borussia traf.

Die Spanier um Torjäger Wissam Ben Yedder, der mit acht Treffern hinter Cristiano Ronaldo (12) auf Platz zwei in der Torschütze­nliste liegt, werden die Bayern im Estadio Ramon´ Sanchez´ Pizjuan´ vor über 42.000 Zuschauern nicht wie Dortmund nach Belieben tricksen lassen. „Meine Spieler wissen, dass im Viertelfin­ale ganz andere Kaliber warten. Ich bin mir sicher, dass meine Mannschaft den Hebel umlegen kann“, sagte Heynckes.

Anders als seine Nachfolger und Vorgänger Pep Guardiola und Carlo Ancelotti will sich Heynckes nicht in Spanien stoppen lassen. „Jupp kennt die Spanier aus dem Effeff, aber Pep hat sie auch ganz gut gekannt und hat’s trotzdem dreimal nicht geschafft“, meinte Rummenigge.

Im zweiten Spiel des Abends kommt es zu einer Neuauflage des Vorjahres-Finals, Juventus Turin empfängt Champion Real Madrid.

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