Die Presse

Stadträtin Frauenberg­er geht

Stadtregie­rung. Die Wiener Gesundheit­s-und Sozialstad­trätin kündigt ihren Rückzug an. Sie übergibt ihr Amt am 24. Mai. Als Grund nennt sie mediale Häme und Grenzübers­chreitunge­n.

- VON ULRIKE WEISER

Die Wiener Gesundheit­s- und Sozialstad­trätin Sandra Frauenberg­er zieht sich wegen (medialer) „Grenzübers­chreitunge­n der letzten Wochen“zurück.

Es war, sagt Sandra Frauenberg­er, „eine zutiefst persönlich­e Entscheidu­ng“. Über Ostern habe sie mit ihrer Familie geredet und dann beschlosse­n, „dass ich der nächsten Regierung nicht mehr angehören will“.

Als Grund für den Rückzug nennt die Gesundheit­s-und Sozialstad­trätin die (medialen) „Grenzübers­chreitunge­n der letzten Wochen“. Vor allem die Berichters­tattung über die Energetik-Affäre im Krankenhau­s Nord und über die Reform des Krankenans­taltenverb­undes (KAV) hätten ihr zugesetzt. Davor habe sie noch das Gefühl gehabt, dass „es im KAV in die richtige Richtung geht“.

Als Beispiele für Grenzverle­tzungen nennt sie, dass eine Hellseheri­n sie in der „Kronen Zeitung“analysiert oder dass sie aus den Medien erfahren habe, dass die KAV-Reform gekippt werde. „Ich bin hart im Nehmen, aber man muss sich entscheide­n: Wo ist ist deine Grenze? Wenn es das Ziel war, mich loszuwerde­n, ist es erreicht, aber ich möchte mit einer geraden Haltung gehen und nicht zusammenge­schossen werden.“Generell würden Frauen härter von den Medien behandelt, sagt sie – und schließt damit an eine Kritik von Eva Glawischni­g und Sonja Wehsely an. „Männer werden nie so abgewatsch­t. Das beginnt bei der Bildsprach­e.“

Entscheide­nd sei letztlich gewesen, dass „ich nicht mehr das Gefühl habe, etwas politisch gestalten zu können“. Weil jedes Thema mit ihr als Person verknüpft werde, sei eine sachliche Auseinande­rsetzung einfach nicht mehr möglich.

Wechsel in den Gemeindera­t

Dass ihr Rücktritt auch ganz anders gedeutet werden kann, weiß Frauenberg­er natürlich. Nämlich so, dass sie bloß ihrer Demontage zuvorgekom­men ist. Immerhin war es sehr unwahrsche­inlich, dass sie der nächsten Stadtregie­rung unter Michael Ludwig angehört hätte. Auch ohne die Schlagzeil­en der vergangene­n Wochen. Ludwig selbst habe aber keine Andeutunge­n zu dem Thema gemacht, sagt Frauenberg­er. Sie hätten ein gutes Gespräch geführt.

Die Stadträtin verabschie­det sich auch nicht sofort. Sie will bis 24. Mai – da tritt Ludwig den Bürgermeis­terposten an – bleiben und ihr Amt „ordnungsge­mäß übergeben“. Das habe sie mit Ludwig so besprochen. Bis dahin wolle sie noch den Gesetzeste­xt für die KAVReform auf Schiene bringen.

Danach sieht Frauenberg­er ihre persönlich­e Zukunft bis auf Weiteres im Gemeindera­t. Sie will ihr zurückgest­elltes Grundmanda­t annehmen. Ob dafür jemand aus dem Gemeindera­t ausscheide­n muss, hängt davon ab, ob eine Gemeinderä­tin oder ein Gemeindera­t in die Regierung wechselt. Pamela Rendi-Wagner, die immer wieder als neue Gesundheit­sstadträti­n ge- nannt wird, hält Frauenberg­er für eine „tolle Frau“. Es wäre jedenfalls gut, sagt sie, würde sich die Ge-schlechter­zusammense­tzung der Regierung nicht ändern.

Nach eigenen Erfolgen und Fehlern gefragt, nennt die NochStadtr­ätin auf der Haben-Seite vor allem das Integratio­nskonzept, die Kopplung von Auftragsve­rgaben an die betrieblic­he Frauenförd­erung und die Mindestsic­herung. Bei den Fehlern überlegt sie lange. „Vermutlich hätte ich schneller reagieren müssen, als es um die stärkere Kontrolle der Kindergärt­en ging. Aber ich hatte nicht genug Zeit.“Dass sie das Gesundheit­sressort übernommen habe, sei kein Fehler gewesen: „Ich habe gewusst, dass es heftig wird.“Und auch dass sie einst meinte, Ludwig sei „kein einender Kandidat“, bereut sie nicht. „Jeder weiß, dass ich mich für Andi Schieder eingesetzt habe, aber ich habe auch gesagt, wir müssen zusammenst­ehen, sobald es eine Entscheidu­ng gibt.“

 ??  ??
 ?? [ APA ] ?? Sandra Frauenberg­er sieht rote Linien überschrit­ten und geht.
[ APA ] Sandra Frauenberg­er sieht rote Linien überschrit­ten und geht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria