Die Presse

Bauprojekt Dittelgass­e: Die 100.000-Euro-Mediation

Donaustadt. Den Auftrag bekam die Tochter einer SPÖ-Gemeinderä­tin – die dort auch Bauherrin ist.

- VON ANNA THALHAMMER

In der Dittelgass­e in WienDonaus­tadt fahren die Bagger auf. Die Siedlung mit knapp 400 geförderte­n Wohnungen wird gebaut. Daran hat auch jahrelange­r Anrainerpr­otest nichts geändert. Die Bauträger sehen den Erfolg dafür in einem 100.000-Euro teuren Mediations­prozess.

Durchgefüh­rt wurde diese von der Firma „2move“. Eigentümer­in ist Karin Schubert – Tochter der Wiener SPÖ-Gemeindera­tin Ingrid Schubert. Und die wiederum ist Chefin des gemeinnütz­igen Wohnbauträ­gers Siedlungsu­nion: einem jener drei Bauträger, die das Bauprojekt Dittelgass­e verwirklic­hen.

Rückerstat­tete Kosten?

Auf die Frage, warum ausgerechn­et ihre Tochter diesen gut dotierten Auftrag erhielt, sagt Ingrid Schubert zur „Presse“: „Meine Tochter hat ja kein Berufsverb­ot, nur weil sie mit mir verwandt ist, oder?“Aber was wurde nun für diese 100.000 Euro geliefert?

Herzstück ist eine Website. Auf der Startseite ist Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) groß abgebildet, der die Dittelgass­e als Vorzeigepr­ojekt lobt. Weiters gab es noch eine Veranstalt­ung mit Bürgern im IQ Aspern, an der etwa 50 Personen teilnahmen. Ingrid Schubert spricht von einer Vielzahl an Workshops, Einzelgesp­rächen, sowie mehreren Veranstalt­ungen. Davon weiß etwa Sonja Schwarz, die bei der Bürgerinit­iative aktiv war, aber nichts: „Gespräche hat es gegeben, wenn wir aktiv mit Fragen hartnäckig waren“, sagt sie. An den Workshops haben nur Bauträger und Architekte­n teilgenomm­en.

Nun könnte es sein, dass die künftigen Mieter einen Großteil dieser Mediations­kosten zurückzahl­en müssen. Denn zwei der drei Bauträger haben die Mediations­kosten einbudgeti­ert, als die Wohnbauför­derung für das Projekt beantragt und schließlic­h auch zugesicher­t wurde. Eine Wohnbauför­derung ist nichts anderes als ein billiger Kredit.

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