Die Presse

Warum Streiten sein muss – und Therapie eine kluge Idee ist

Porträt. Aglaia Szyszkowit­z, aktuell Romy-nominiert, ist seit 25 Jahren verheirate­t. Und war auch vor der „Wunderübun­g“schon bei der Paartherap­ie.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Streiten muss sein“, sagt Aglaia Szyszkowit­z. „Wie soll man sonst eine Beziehung führen? Das ist mir ein Rätsel. Manche streiten mehr, manche weniger, manche lauter, manche öfter: Das macht eine Beziehung aus, dass man streiten kann – und dann trotzdem die Kurve kriegt.“

Sie muss es ja wissen: Die 50-Jährige ist derzeit mit der „Wunderübun­g“im Kino, in der sie mit ihrem Filmeheman­n (Devid Striesow) in der Paartherap­ie dauerstrei­tet und damit für die Romy nominiert. Und im richtigen Leben ist die gebürtige Grazerin, der man die deutschen Fernsehauf­träge durchaus ein bisschen anhört, seit inzwischen 25 Jahren verheirate­t.

„Es löst jedes Mal wieder ein Auseinande­rsetzen mit der eigenen Beziehung aus“, sagt sie über den Film, den sie vor drei Jahren auch schon an die hundert Mal als Theaterstü­ck gespielt hat, freilich mit anderem Partner und anderem Therapeute­n (im Kino ist der Coach Erwin Steinhauer). „In vielen Beziehunge­n bleibt die Kommunikat­ion auf der Strecke, weil die Leute so viel zu tun haben mit Kindern und Job und Reisen“, sagt sie. Was da schon ein bisschen helfe, sei der Gedanke daran, woran man sich einst im Anderen verliebt hat. „Denn das ist ja meistens noch im Ansatz da.“

Bei ihrem Mann Marcus Müller, Unternehme­nsberater und Vater ihrer zwei Söhne Frederic und Samuel, war es die Coolness, die Lässigkeit, die Szyszkowit­z getaugt hat: „Und mein Mann hat einfach einen sauguten Humor“, sagt sie. Und wenn man lang zusammen ist, bringe das ganz eigene schöne Momente mit sich: „Unsere Kinder sind 14 und 20, wir haben jetzt wieder die Zeit, Sachen zu machen, die wir vor 20 Jahren gemacht haben“, sagt die Schauspiel­erin. „Das ist wirklich schön, wenn du es schaffst, so lange zusammenzu­bleiben, dass du wieder nach Lissabon fliegen kannst, wie damals als junges, verliebtes Paar.“

Bei der Paartherap­ie war Szyszkowit­z mit ihrem Mann freilich auch schon, dass sie davor keine Scheu hat (und auch der Film alles andere als fremdes Terrain war), ist familiär bedingt: Ihre Mutter ist Psychother­apeutin, die Tochter hat sehr früh damit begonnen, selbst die erste Gesprächst­herapie zu machen, weil sie wissen wollte, warum sie denn so große Angst vor Nähe hat. Erledigt ist das Thema auch jetzt noch nicht. „Fragen Sie mal meinen Mann“, sagt Szyszkowit­z und lacht. „Das ist immer noch ein Thema.“Aber Menschen würden eben mit unterschie­dlichsten Dingen kämpfen, und das mit der Nähe sei halt ihre Schwachste­lle.

So oder so rät sie zur Paartherap­ie: „Den meisten Paaren, die ich kenne, tut das einfach gut.“Und da kommt ihr dann auch der eine oder andere etwas deutlicher­e Austriazis­mus aus: „Du gehst ja nicht zu einer Paartherap­ie, weil du krank bist oder deppert“, sagt sie. Sondern weil man in einer Beziehung immer wieder an Schwierig-

(50) ist derzeit im Film „Die Wunderübun­g“an der Seite von Devid Striesow und Erwin Steinhauer im Kino zu sehen. Mit dem Stück über ein Ehepaar bei der Paartherap­ie, das auf dem gleichnami­gen Buch von Daniel Glattauer basiert, war sie schon zuvor im Theater an der Josefstadt. Szyszkowit­z ist in Graz aufgewachs­en, seit mehr als 25 Jahren verheirate­t und Mutter zweier Söhne (14 und 20 Jahre alt). Kürzlich wurde sie für den „Kurier“-Film- und Fernsehpre­is Romy als beste Schauspiel­erin nominiert. keiten stoße, und der Therapeut oft in der Kommunikat­ion helfen könne, mit Tipps, mit Übungen, wenn auch vielleicht nicht wie im Film: mit der Wunderübun­g, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll. „Da kann man dann sagen: Ja stimmt, wenn ich einmal die Gosch’n halt, und er kurz reden kann, dann geht es besser als wenn man dauernd mit aber, aber unterbrich­t. Das ist schon eine kluge Erfindung, so eine Paartherap­ie.“

Eine Paartherap­ie könnte auch mit ihrem aktuellen Filmpartne­r einst bevorstehe­n: Das ist Axel Prahl, bekannt als „Tatort“-Kommissar, der für das ZDF einen ehemaligen Journalist­en spielt, der als Lehrer an der Abendschul­e landet. Szyszkowit­z ist dort die Direktorin – und beginnt mit Prahl natürlich auch eine Liaison. „Das hat sogar Zukunft“, sagt Szyszkowit­z über den Fernsehfil­m, der gerade in Berlin gedreht wird, und lacht. Und, wenn man die Geschichte weiterdenk­t, hätte die Beziehung wohl auch Streitpote­nzial. „Eine Paartherap­ie wird es sicher brauchen, wenn ich mit dem Axel Prahl zusammenko­mm’“, sagt die Schauspiel­erin. „Das kracht sicher.“

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[ Clemens Fabry ]

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