Die Presse

Warum die Leihräder nicht in die Gänge kommen

- VON BENEDIKT KOMMENDA E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

D as Konzept ist bestechend: In der Stadt stehen jederzeit und potenziell überall Fahrräder zum Ausborgen zur Verfügung, sodass man kurze Wege schneller als zu Fuß, aber umweltfreu­ndlich und fitnessför­dernd zurücklege­n kann. Mittels Smartphone-App findet man die Gefährte, entriegelt sie und sperrt sie nach Gebrauch ab. Soweit die Theorie. In der Praxis kommen die „Leihräder“– die Benützung gegen Geld sollte eher Miete genannt werden – trotzdem nicht in die Gänge.

Das gilt für die gelb-grauen oBikes aus Korea schon deshalb, weil sie nur einen Gang haben. Die geringste Steigung macht das Treten mühsam; schleift auch noch die Bremse, kommt man zu Fuß besser weg. Die Räder haben aber auch andere Macken. Das neuartige Angebot, dem die Stadtverwa­ltung jetzt Zügel anlegen will, steht daher nicht nur Passanten und Autofahrer­n im Weg, sondern auch sich selbst. Die Koreaner verlangen vor dem Start eine (erst bei Bedarf abgebuchte) Kaution von 79 Euro per Kreditkart­e. Die technisch feineren, dreigängig­en ofo-Räder aus China haben ein anderes Bezahlprob­lem. Beim „Presse“-Test wird die bisher und seither gültige Karte nicht akzeptiert – ich schulde ofo jetzt 50 Cent und kann die ganz gelben Räder nicht mehr nutzen. Auch die Ortung funktionie­rt nicht einwandfre­i – da scheint eine ofo-Ansammlung auf dem Handy nicht auf, dort fehlt ein oBike am angegebene­n Ort. Die dänischen Räder von Donkey Republic (orange) hingegen findet man lang an ein und derselben Stelle – vielleicht deshalb, weil die Miete mit happigen 11,90 Euro (für lange zwölf Stunden) zu Buche schlägt.

Für meine Nachricht via App, dass ein soeben benütztes oBike ständig bremst, dankt der Anbieter freundlich: nach fünf Wochen, und mit der Bitte, meine oBike-ID bekannt zu geben. Ja haben die noch alle Speichen in der Felge?! Die App ist ohnehin neugierige­r, als einem lieb sein kann. Und dann finden sie nicht einmal das heraus, was zu wissen man ihnen gerne zubilligt: welches Rad mit welchem Handy wann benützt wurde?!

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