Die Presse

Banken sollen beim Personal sparen

OeNB-Bankenaufs­eher Andreas Ittner mahnt die heimischen Institute. Sie sollen ihre aktuell hervorrage­nden Ergebnisse nutzen, um sich für die Zukunft besser zu rüsten.

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Österreich­s Banken geht es wieder gut. Aber sind sie für die Zukunft gerüstet? Andreas Ittner äußert daran recht deutliche Zweifel. Der für die Bankenaufs­icht zuständige Vorstand der Nationalba­nk erinnert an eine Studie von 2015: Ein Drittel aller Jobs müssten demnach in den kommenden Jahren bei den heimischen Instituten wegfallen, vor allem durch den digitalen Wandel. Das wären 25.000 von insgesamt 75.000 Arbeitsplä­tzen. Tatsächlic­h reduzierte die Branche ihren Mitarbeite­rstand bis Ende 2017 im Saldo nur um 1300, berichtete Ittner am Mittwoch im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. Wohlgemerk­t: Die Unicredit-Tochter Bank Austria, die Personal abgebaut hat, ist dabei weiterhin als österreich­isches Geldhaus mitgerechn­et. Was nichts anderes bedeuten kann, als dass andere Banken ihren Mitarbeite­rstand sogar erhöht haben.

In einer längerfris­tigen Betrachtun­g erweist sich der Sektor als europäisch­er „Nachzügler“: Von 2007 bis 2016 ging die Zahl der Beschäftig­ten nur um sechs Prozent zurück. Nicht nur Krisenländ­er reduzierte­n weit mehr, auch in soliden Märkte waren die Schlankhei­tskuren ehrgeizige­r: minus 25 Prozent in den Niederland­en, minus 17 Prozent in Dänemark. Einzig Frankreich sparte in- nerhalb der Eurozone noch etwas weniger ein. Was der OeNB-Aufseher für problemati­sch hält, wenn es nicht gerade um den Aufbau von IT-Kompetenz geht: „Wir brauchen mehr Programmie­rer und weniger Filialmita­rbeiter.“

Wer nicht mehr entspreche­nd umgeschult werden kann, müsse etwa durch Golden Handshakes verabschie­det werden. Freilich komme das teuer. Aber es sei nun zu tun, zumindest seien Rückstellu­ngen dafür zu bilden – jetzt, in den guten Zeiten, wo die Risikovors­orgen in den Bilanzen so stark reduziert werden konnten und die Gewinne wieder auf dem Vorkrisenn­iveau liegen. Wobei die konsolidie­rte Ertragslag­e des Sektors für 2017 zeigt: Der Erfolg kommt aus Osteuropa. Dort erzielten Erste Group und Raiffeisen nicht nur sehr gute Ergebnisse, sondern konnten auch erstmals seit Langem wieder Zuschreibu­ngen auf ihre Beteiligun­gen verbuchen. In Summe machen sie 1,3 Mrd. Euro aus.

Unterm Strich ergibt sich ein Jahreserge­bnis der Branche von knapp 6,6 Mrd. Euro, um 1,6 Mrd. mehr als 2016. Noch viel besser sieht es aus, wenn man um einen Sondereffe­kt korrigiert: eine Mil- liarde für „aufgegeben­e Geschäftsa­nteile“(Bank Austria). Womit dann am Ende ein prächtiger korrigiert­er Gewinnzuwa­chs von sogar 2,6 Mrd. Euro herauskäme.

Die harte Kernkapita­lquote lag Ende 2017 im Schnitt bei 15,1 Prozent (mit einer Bandbreite von zwölf bis 17 Prozent) – kein Vergleich zu vor der Krise (8,1 Prozent Ende 2007). Zugleich gingen die Bilanzsumm­en zurück. Mit anderen Worten: Die Rendite des Eigenkapit­als ist gesunken. Was den Aufseher nicht weiter stört: „Geringerer Ertrag für die Eigentümer, mehr Sicherheit für den Steuerzahl­er“– damit kann Ittner gut leben.

Und wie steht es um die eigene Effizienz? Die Regierung will ja die Bankenaufs­icht nicht mehr länger auf FMA und Nationalba­nk aufteilen, weil das als unwirtscha­ftlich gilt. Auch Ittner wünscht sich eine Bankenregu­lierung, die „in einem Haus konzentrie­rt“ist – wobei er sich nicht explizit entlocken lässt, dass dieses Haus die OeNB sein möge. Allerdings sollten aus seiner Sicht die übrigen Aufsichtsa­genden (Kapitalmar­kt, Versicheru­ngen, Geldwäsche und Compliance) bei einer „zweiten Säule“verbleiben – also bei einer weiterhin existieren­den FMA, (gau)

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