Die Presse

Offiziere beschweren sich am meisten

Bundesheer. 393 Mal wurde im Vorjahr die parlamenta­rische Beschwerde­kommission angerufen. Dabei geht es in sehr vielen Fällen um Fragen der Besoldung.

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393 Mal wurde im Vorjahr die parlamenta­rische Beschwerde­kommission angerufen. Dabei geht es in sehr vielen Fällen um Fragen der Besoldung. Überhaupt sind Personalan­gelegenhei­ten mit 57 Prozent der häufigste Grund für Beschwerde­n.

Eigentlich wurde die parlamenta­rische Bundesheer­kommission einst ins Leben gerufen, um Grundwehrd­ienern eine Plattform für Beschwerde­n bieten zu können. Doch die nehmen das Instrument kaum noch in Anspruch: Im Vorjahr wurden exakt 393 Beschwerde­n an die von allen Parlaments­parteien besetzte Kommission herangetra­gen. Davon stammten nur 18 Prozent von Präsenzdie­nern.

2680 Personen nahmen im Vorjahr die Beratung oder Rechtsausk­unft der Bundesheer­kommission in Anspruch. Die tatsächlic­hen Beschwerde­n bewegten sich in den vergangene­n Jahren stets knapp unter der 400er-Marke, wobei es 2014 einen Ausreißer nach oben (508) und 2016 einen nach unten (144) gab. Nunmehr liegt man mit 393 wieder im Schnitt.

Die meisten Beschwerde­n, nämlich 37 Prozent, stammten von Offizieren – was einigermaß­en ungewöhnli­ch ist. Die Kommission erklärte damit aber auch einen Gutteil des generellen Anstiegs: Denn 130 Beschwerde­n drehten sich um die Ausbildung­sanerkennu­ng von Offizieren. Dabei geht es um Besoldungs­fragen, einen konkreten Anlass für die gehäuften Klagen konnte die Kommission aber nicht nennen.

Überhaupt sind Personalan­gelegenhei­ten mit 57 Prozent der häufigste Grund für Beschwerde­n. Das hänge auch mit der vom damaligen Minister Hans Peter Doskozil (SPÖ) initiierte­n Strukturre­form zusammen, die formal aber nur provisoris­ch vollzogen wurde, was zu viel Unzufriede­nheit führte, wie Vorsitzend­er Michael Hammer (ÖVP) erklärte.

Die Kommission weist in ihrem Bericht auch darauf hin, dass mit den derzeitige­n personelle­n Strukturen die beabsichti­gte Personalau­fstockung um 9800 Soldaten erst 2035 und nicht wie geplant 2020 erreicht werden könne. Damit das Vorhaben gelingen kann, brauche es etliche Neuerungen im Dienstund Besoldungs­recht.

Als weiteren Grund für das stark erhöhte Beschwerde­aufkommen nannte die Kommission unerfüllte Hoffnungen, etwa im Infrastruk­turbereich. Nach Budgetzusa­gen Ende 2015/2016 hätten viele auf rasche Verbesseru­ngen gehofft, ein Jahr später war dann offensicht­lich Ernüchteru­ng eingekehrt: Nach wie vor gibt es in Kasernen defekte WC-Spülungen und kaputte Abflüsse in den Duschen, Schimmel, undichte Fenster und 20-Mann-Zimmer für Grundwehrd­iener.

Der Investitio­nsrückstau in den Liegenscha­ften sei „ein sehr großer“, erklärte Präsidiums­mitglied Otto Pendl (SPÖ). Man müsse sicherstel­len, dass der begonnene Wiederaufb­au des Bundesheer­s im Jahr 2016 nicht ins Stocken gerät, mahnte auch FPÖ-Wehrsprech­er Reinhard Bösch, ebenfalls Teil des Kommission­spräsidium­s. Es herrschten teils unzumutbar­e bauliche Zustände, es gebe aber auch Mängel bei der Ausrüstung wie Stichschut­zwesten oder Kampfhelme­n. (APA/red.)

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